Festival „Der Neue Heimatfilm“: Beckenrand Sheriff
Eine Weltprimere in Freistadt ist immer was Besonderes, noch dazu, wenn es sich um den neuen Film von Markus Rosenmüller handelt. Nach „Wer Früher Stirbt Ist Länger Tot“ hat der Regisseur mit „Beckenrand Sheriff“ ein weiteres Werk geschaffen, welches das Publikum zum Lachen bringt.
Mit vielen Danksagungen an das Team und die Fördergeber*innen wurde das Festival des neuen Heimatfilms am Mittwoch im Sommerkino eröffnet. Für den Eröffnungsfilm gab es dann jedoch wetterbedingt einen kleinen Ortswechsel in den Salzhof. So mussten wir die Weltprimere von “Beckenrad Sheriff” nicht im kalten Nass verfolgen.
Markus Rosenmüller, der Regisseur von Beckenrand Sheriff, ist kein Unbekannter in Freistadt bzw. Österreich, so hat er uns bereits mit seinem Film „Wer Früher Stirbt Ist Länger Tot“ bestens unterhalten. Sein neuestes Werk behandelt gleich mehrere gesellschaftspolitische Themen wie Migration, Gentrifizierung und politische Manipulation. Milan Peschl spielt einen Schwimmmeister in einem doch sehr heruntergekommen Freibad. Wie man es von den „Badewaschln“ so kennt ist auch Karl sehr spaßbefreit und mit seiner Übergenauigkeit, was die Einhaltung der Baderegeln betrifft, hat er sich bei den Badegästen noch nie beliebt gemacht. Die Bürgermeisterin von Grubberg (gespielt von Gisela Schneeberger) ist der Meinung, dass das Freibad geschlossen werden muss, die Erhaltung ist zu teuer und das Angebot von Bauherr Albert Dengler (gespielt von Sebastian Bezzel), die Fläche für Luxuswohnungen zu verwenden, ist zu verlockend.
Karls einzige Chance das Freibad zu retten ist ein Bürgerbegehren. Da selbst Sali (gespielt von Dimitri Abold) ein nigerianischer Flüchtling, welcher Karl im Freibad unterstützt, besser im Ort integriert ist als Karl, wird es für die beiden zu einer Mammutaufgabe, die 600 Unterschriften zu bekommen. Nebenbei verliebt sich Sali in Lisa, eine Ex-Profi-Schwimmerin, Karl hat sein erstes Date und der örtliche Wasserballverein bekommt ein neues Mitglied, welches nicht schwimmen kann. Die Ereignisse überschlagen sich und die Darstellung wird immer übertriebener und turbulenter, sodass das ganze schon an Filme à la Louis de Funès erinnern.
Die Komödie nimmt sich Thematiken an, welche aktuell viele Menschen beschäftigen. Es werden immer mehr kommunale Flächen, die für die Gesamtbevölkerung zur Nutzung zu Verfügung stehen, verbaut und sind nur noch für einen gewissen Teil der Bürger*innen exklusiv nutzbar – wie im Film das Freibad.
Auch das Thema Flüchtlinge und wie mit diesen Menschen im Alltag umgegangen wird vermittelt der Film sehr gut. Am Beispiel von Sali erleben wird, was es heißt, immer wieder auf das Wort Flüchtling minimiert zu werden, wie schwer es als nicht heimische Person ist, Arbeit zu finden, mit welchen Vorurteilen diese Personen alltäglich zu kämpfen haben und unter welcher Angst sie leben, jederzeit abgeschoben werden zu können.
Trotz der schweren Thematiken bringt einen der Film zum Lachen und Schmunzeln. Kritisieren könnte man die teilweise Vorhersehbarkeit von manchen Handlungen und dass der Film sich mit zu vielen Handlungssträngen befasst, welche nicht alle zu hundert Prozent perfekt ausgeführt wurden. Besonders positiv ist aus unserer Sicht die schauspielerische Leistung von Dimitri Abold und Milan Peschl – die beiden geben auf der Leinwand ein gutes Team ab. Und auch Bild und Sound passten perfekt zusammen – da konnte man bei gewissen Sequenzen das Chlor des Beckens und die Pommes förmlich riechen.
Im September wird der Film regulär in den deutschsprachigen Kinos zu sehen sein.
BECKENRAND SHERIFF
Regie: Markus Rosenmüller
Kamera: Torsten Breuer
Darsteller: Milan Peschl, Dimitri Abold, Rick Kavanian, Sebastian Bezzl u.a.
DE, 2021 | 113 min