Mit Punk dem Wetter trotzen – Joey Cape in Linz

Endlich wiedermal Punk in Linz! Die wunderbaren Menschen von SBÄM luden am Samstag bei kaltem Herbstwetter auf den Urfix. Neben Headliner Joey Cape überzeugten auch die lokalen Bands. Ein abwechslungsreicher und qualitativ hochwertiger Punk-Abend in Linz. Die Linzer dankten es SBÄM und kamen zahlreich.

Ein stressiges Wochenende in Linz, was Livemusik angeht. So stressig, dass sich das subtext.at-Team auf mehrere gleichzeitig stattfindende Veranstaltungen aufteilen musste, um möglichst alles abzudecken. Ich hatte die Freude auf den Urfix schauen zu können. Leider muss ich aber an dieser Stelle zugestehen: Die erste Band Mudfight verpassten wir leider und stiegen mit den Wienern von The Rumperts in den Abend ein. Richtig klassischer amerikanischer Punk Rock, da bekommt man sofort oldschool Vibes  Einfach, direkt und gitarrenlastig, so gehört sich das! Ideal zum Moshen und abgehen, was wünscht man sich mehr als Auftakt in den Abend?

Als nächstes auf der Bühne dann Bastard Radio. Nach anfänglichen Problemen beim Soundcheck ging es dann auch voller Elan los. Ein klarer Bruch zu The Rumperts zuvor. Statt direktem Skate-Punk nun Pop-Punk gemischt mit Südseeatmophäre. Das passt alles wunderbar zusammen, auch der Verzicht auf ein klassisches Schlagzeug mit Snare und Co passt da ins Konzept. Stimmungsvoll, ruhiger, aber nicht weniger großartig. Mal Deutsch, mal Englisch, aber stets auf den Punkt.

Nächster starker musikalischer Cut dann mit Glue Crew. Nun Dialekt-Punk, der textlich und auch vom Stil immer wieder an Turbobier und Krautschädl erinnert – und ich weiß, dass Krautschädl keine klassische Punk Rock-Band ist. Mal tanzbarer, mal direkter schafft Glue Crew damit eine schöne Atmosphäre, die sowohl zum Circle als auch zum Tanzen einlädt. Eine wirklich hervorragend abgestimmte Mischung, die durch ihre Abwechslung auch Spannung erzeugt. Bisher für mich die beste Band und sollte man sich auf jeden Fall ansehen, wenn man bisher nicht die Möglichkeit hatte und mit dem übergeordneten Genre Punk auch nur irgendetwas anfangen kann. Auch sehr spannend das auf Salzburger Dialekt umgeschriebene NOFX-Cover. Einwandfreier Gig, an dem es nichts auszusetzen gibt. Zum Abschluss dann auch noch eine Hymne an die Stahlstadt, das bringt natürlich Bonuspunkte

Dann folgte zum Abschluss der Headliner und das Highlight des Abends. Joey Cape, besser bekannt als Sänger der Kult-Punk Band Lagwagon. Doch gleich vorweg macht der Amerikaner klar, das hier ist sein Solo Projekt und nicht Lagwagon, es gibt also eigene Nummern, die bedeutend ruhiger und auch trauriger sind als jene der Band. Mal schneller, mal ruhiger, mal trauriger, ab und zu auch mal glücklicher. Joey Cape bietet in seinen Songs eine großartige Mischung verschiedenster Gefühlslagen. Dazu kommt noch eine tolle und unglaublich sympathische Interaktion mit dem Publikum. Stimmlich jederzeit auf der Höhe, einfach großartiger akustischer Punk einer Genrelegende. Und auch die Lagwagon-Fans wurden nochmal zufrieden gestellt, gab es doch zu Ende des Sets mit „Making Friends“ und „Violins“ sogar noch zwei Lagwagon Songs. Bitte sehr bald wieder zurück nach Linz kommen, lieber Joey!

Alles in allem war das trotz dieser fast schon winterlichen Temperaturen ein mehr als gelungenes Open Air mit großartigen Bands. Schön zu sehen, dass Punk in Linz mit SBÄM eine weitere Plattform gefunden hat. Wir freuen uns bereits jetzt aufs große SBÄM Fest 2022 in der Tabakfabrik!

Fotos: Andreas Wörister

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber