Hikee Bikini: Bobby Pins And Blood
Es ist fast schon so, als ob sie unsere Lockdown-Band geworden sind: Hikee Bikini. Eigentlich hätten sie im Dezember eine neue EP namens „Bobby Pins And Blood“ veröffentlicht und diese im Rahmen einiger Live-Shows präsentiert. Zumindest die Hälfte des vorherigen Satzes stimmt: Die neue EP wurde zumindest veröffentlicht und lässt Tristesse für eine Viertelstunde vergessen.
Fast schon ironisch ist unsere Beziehung zu Hikee Bikini. Vergangenes Jahr vor Lockdown #2 unser letztes Konzert vor der Schließung im Posthof, wo sie ihre vorherige EP „Stutti Bonboni“ (hier zum Review) präsentierten, und heuer nach der Wiedereröffnung vor einem halben Jahr im Sitzen (!) gemeinsam mit Catastrophe & Cure im wunderschönen OKH Vöcklabruck. Das Ganze damals ohne Ausschank, das heißt ohne Bier, im Sitzen. Umstände, denen Hikee Bikini nicht unbedingt musikalisch gerecht werden. Denn ruhig verharren ist eher nicht das, was man mit der Band verbindet.
Nach Besetzungswechsel am Bass ist Mitte Dezember mit „Bobby Pins And Blood“ die neue EP erschienen, die fünf Tracks umfasst und nahtlos dort anschließt, wo „Stutti Bonboni“ aufgehört hat. Damals meinte ich, dass sich Hikee Bikini zwischen Pop, Avantgarde, Funk, Disco und vielem mehr musikalisch aufhalten. Das hat sich auf „Bobby Pins And Blood“ nicht geändert. Das wird gleich beim titeltragenden Track „No!“ deutlich, das man getrost in die Kategorie „live sicher ein Brett“ einordnen kann, bevor mit dem darauffolgenden Titeltrack einmal mehr bewiesen wird, dass Hikee Bikini auch Ballade können. Die Stimme von Frontfrau Ricarda Maria sowieso.
Zu „Oui Oui“ gibt es auch ein dazugehöriges Video, gesungen wird anfangs auf Französisch, bevor auf Englisch zurückgewechselt wird – ein Stilbruch. Dafür dann spätestens ab dem Refrain Ohrwurmcharakter, der sich nur allzu gut in einschlägigen Playlists machen wird. Urlaubsstimmung gibt es auf „Tuscany Dreams“ auch. Ein Track, den man schon von vergangenen Liveshows kennt und etwas Licht in die düstere Tristesse dieser Tage bringt. Mit „Microwave me“ folgt dann die Hikee Bikini’sche Abhandlung einer Beziehung. Das Video dazu kann man getrost in die Kategorie „Watchable“ einordnen – zumindest wenn man auf Talk- und Kochshows (oder auch nicht) steht. Musikalisch sicher die stärkste Nummer der Platte. „Done“ beendet dann die viertelstündige musikalische Ausflucht im Rahmen der „Bobby Pins And Blood“-EP, bleibt dem Stil der Band treu, indem es Augenzwinkern mit Sehnsucht und stimmlicher Ausgefeiltheit kombiniert.
Fazit
Unfreiwilligerweise ist Hikee Bikini mit „Bobby Pins And Blood“ eine EP gelungen, die gerade in Lockdown Nr. X sehr gut funktioniert. Sehnsucht, Ironie und das wohl lustigste Musikvideo seit Langem zu „Microwave Me“ machen „Bobby Pins And Blood“ zu einer Platte, die man gerne in die Standardplaylists aufnimmt. Gerne wieder live: aber bitte nicht im Sitzen!