Fotos: Manic Youth

Manic Youth: Funland

Realitätsflucht gefällig? Manic Youth bieten mit Funland einen Ort, an den wir uns zurückziehen können und loten auf 12 Songs die Grenzen, oder viel mehr die Gemeinsamkeiten von Shoegaze, Indie Rock, Pop und Noise aus. Wer das Funland einmal betreten hat, will so schnell nicht mehr in die Realität zurück.

Zwei Jahre nach dem Debüt „Frail“ hat die Wiener Combo Manic Youth mit „Funland“ eine zweite Platte vorgelegt. Was das Funland ist? „Ein Land mit dem Versuch, die tragische Wucht einer irdischen Existenz zu beschreiben. Das Funland bringt uns dazu, morgens aufzustehen und abends weltverliebt durch die Gassen zu fliegen“, versucht es die Band zu beschreiben.

Klingen tut das nach Shoegaze und Alternative Rock der 90er, der einem Bands wie My Bloody Valentine oder auch die Smashing Pumpkins aus den fürs Referenzieren zuständigen Hirnwindungen kitzelt. Manic Youth haben aber mehr als ein Ass im Ärmel, treffen einen mit unerwartet anziehenden Tempo-Parts, einem Anflug von Noise, oder gar mit bissigen Blastbeat-Attacken. Das klingt dann gar nicht mehr so verträumt und bietet einen wunderbaren Kontrast, der auch Vergleiche zu neueren Bands wie Deafheaven oder Nothing zulässt. „Hier kuschelt sich ein Hauch von indie-shoegaze-metal sanft in die düsteren Betonplattenbauten des Pop und findet Einzug in das Land des Spaßes. „The access to the excess“, wird das gekonnt umschrieben. Über all dem schweben aber zumeist liebliche Melodien und Geschichten über emotionale Zwiegespaltenheit und zwischenmenschliche Konflikte wie in der Single „Crystal Mess“.

„Funland“ ist ein Lockdown-Album. So wie seine Musik selbst zwischen Samt und Schleifpapier pendelt, so mehrdeutig kommen auch seine Erzählungen von Liebe, Verlust, Angst und Realitätsflucht daher. Da passt es dann irgendwie, auch wenn ein luftig-lockerer Lovesong wie „Queengirl“ samt Noel Gallagher-Gedächtnis Leadgitarre neben dem fast schon Blackgaze-artigen Inferno von „Lucid“ Platz findet.

Fazit

Es gibt viel zu Entdecken im „Funland“, denn so steil wie die Schienen der Achterbahn auf der einen Seite ansteigen, so rapide kommt der Absturz danach. Das Leben ist bekanntlich keine reine Hochschaubahn und Manic Youth haben das mit ihrem Zweitlingswerk gekonnt einfangen. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass wir die Platte nach der abgesagten Release-Show im neuen Jahr bald mal live zu hören bekommen.

Album-Cover Manic Youth Funland

TRACKLIST „Funland“

01. Telephobia (A New End)
02. Lucid
03. Queengirl
04. Cosmic Griever
05. Crystal Mess
06. Symptom Boy
07. Shinitching
08. Cursed
09. Coming Of H
10. Funland
11. Sorry For A Lifetime
12. Nobody Ever Will Remember You (Times New Roman)

Mehr Infos

VÖ: 27.11.2021 via SISSI Records
Download / Stream / Vinyl
manicyouth.at

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.