© Pascal Victor

Der Tod ist das einzig Sichere im Leben: REQUIEM bei den Wiener Festwochen

Die letzte, von Mythen behaftete Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart lässt Regisseur Romeo Castellucci als erste Vorab-Vorstellung bei den diesjährigen Wiener Festwochen auf das Publikum los. In dieser fesselnden Aufführung von „Requiem“ wird die Bühne der Halle E im MuseumsQuartier zur existenzphilosophischen Metapher über das Leben und den Tod.

Geeignet, um zum Nachdenken anzuregen: Castellucci, der in der Vergangenheit schon öfters für die Festwochen tätig war, erweckt diese Totenmesse zusammen mit Dirigent Raphaël Pichon und dem Ensemble Pygmalion (Chor + Orchester) Anfang April ausdrucksstark zwischen Dies- und Jenseits zum Leben. Das letzte, unvollständige Werk von Mozart dient dabei als Inspiration, um die Vergänglichkeit unseres Daseins mittels religiös anmutenden, philosophischen und folkloristischen Szenen darzustellen.

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Die Vorstellung beginnt mit einer Seniorin in ihren letzten Lebenszügen und endet mit einem fidelen Baby auf der Bühne. Dazwischen: Nackte Uhrzeitmänner, stilisierte Autounfälle und in Schräglage geratene Bühnenbilder. Was zuerst still, trostlos und grau erscheint, wird wenig später lebhaft, euphorisch und bunt. Das Chorensemble lässt aufhorchen, während im Hintergrund auf der Bühne zerstörte Bauwerke, tote Sprachen, nicht mehr vorhandenen Ethnien und verwüstete Städte, ganz aktuell mit Bezug zum Ukraine-Konflikt, projiziert werden.

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Die Vorstellung wird zur Metapher  eines Zeitgefühls. Dass der Mensch das einzige Wesen ist, das um seine Sterblichkeit weiß, wird hier zum zentralen Leitmotiv. Wir sind uns dessen bewusst, dass unser Leben nicht ewig dauert, doch den Tod, der uns allen bevorsteht, den sehen wir erst am Tod eines anderen. Wie mit unserer Furcht davor umgehen? Bei diesen existenziellen Fragen zwischen Endlichkeit und Zeitlichkeit setzt der 61-Jährige Italiener an, um die ewigen Kernfragen als Inszenierungs-Puzzle vor dem Publikum auszulegen. Die Wiener Festwochen als erkenntnistheoretischer Augenschmaus.

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