© Frank Dehner

Bug im System: DIE MASCHINE STEHT NICHT STILL bei den Wiener Festwochen

Zeitgemäß oder zeitlos? Seit jeher ist das Verhältnis von Mensch und Maschine ein beliebtes Sujet innerhalb von Kunst und Kultur. „Die Maschine steht nicht still“, von und mit Schauspielerin Caroline Peters, reiht sich bei den Wiener Festwochen nahtlos und überzeugend in diese Rubrik ein. Eine mehr als aktuelle Debatte über technisch-gesellschaftliche Kernfragen unserer Zeit. Wie geht man mit einer künstlichen Intelligenz um, die angibt, Emotionen zu haben?

Alexa und Siri haben ausgedient. Isadora nennt sich das digitale Wunderkind, welches in dieser futuristisch vorzüglichen Inszenierung den Ton angibt. Diese dystopische Vorstellung, nach der mit Preisen ausgezeichneten Kurzgeschichte „The Machine Stops“ des britischen Schriftstellers E.M. Forster, erfüllt mit melancholischen Nuancen und satirischem Unterton die hohen Erwartungen.

© Frank Dehner

Der Mensch hält sich isoliert unterirdisch auf, weil das Leben an der Oberfläche nicht mehr lebenswert genug ist. Abgeschottet von der Außenwelt, hat sich unser Dasein rein ins Digitale verlagert. Zusammenkünfte mit Freunden und Familie finden online statt, wie die Konferenzen zwischen Peters und ihrem Vater, der in Erscheinung von Nikola Tesla (!) auftritt, verdeutlichen.

Im Theater Nestroyhof Hamakom lässt die ehemalige Grimme-Preisträgerin mit ihren Media-Mitstreitern der Gruppe Ledwald in 70 Minuten ein düsteres Zukunftsszenario entstehen. Glücklicherweise darf der Humor vereinzelt auch aufscheinen. Diese neongrelle Welt, die mit projizierenden Leinwänden, kugelförmigen Lichtskulpturen und musikalischen Einlagen dem Publikum vorgesetzt wird, überzeugt mit vertrauten philosophischen Attributen und futuristischen Akzenten.

Führt Isadora in letzter Instanz einen an der Nase herum? Ist die Welt da draußen doch nicht so gefährlich und zerrüttet, wie es einem vorgegaukelt wird? Und wird es die Hauptfigur schaffen, aus ihrem engen Korsett auszubrechen, auf ihr Bauchgefühl zu hören und Leuten wieder persönlich zu begegnen? Die Sprachassistentin ist grundsätzlich dagegen und protestiert mit allen verfügbaren Mitteln. „Die Maschine steht nicht still“ kulminiert letztendlich in eine Back to reality-Story. Am Schluss bliebt die Frage im Raum stehen, ob Maschinen und im speziellen Fall künstliche Intelligenzen mit all ihren Programmierungsfehlern irgendwann menschlicher agieren werden als ein Mensch aus Fleisch und Blut.

mehr infos

festwochen.at
instagram.com/wienerfestwochen

Instigator. Mind reader. Fortuneteller. Everday hero. Charmer. Writer. Editor. Music lover. Film enthusiast. Aesthete.