Berlin 1898
Foto: W. Titzenthaler, Berlin

Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste

Auguste wird eine gute Ehefrau und Mutter, daran zweifelt niemand. Doch als sie Lotte trifft, wird alles anders. Nicht nur hat Lotte Träume, die nicht in die strengen Regeln des 19. Jahrhunderts passen, sondern auch den Willen, diese durchzusetzen. Auguste werden die Augen geöffnet.

Der Roman aus der Reihe „Die Frauen vom Karlsplatz“ von Anne Stern erzählt die Geschichte von Auguste, einem jungen Mädchen Ende des 19. Jahrhundert, das soeben mit seiner Familie nach Groß-Lichterfeld, einem Randdorf von Berlin gezogen ist. In der neuen Mädchenschule trifft sie Lotte. Einen wilden Freigeist, der mehr will vom Leben als eine gute Ehefrau und Mutter werden. Auguste bemerkt bald, dass ihre Gefühle für Lotte mehr waren als nur Freundschaft sind. Doch kann es sowas überhaupt geben? Die Neugierde von Lotte deckt häufig harte Schicksale und unschöne Wahrheiten auf, die Auguste aus ihrer naiven und einfachen Weltanschauung herausreißen. Aber plötzlich spitzen sich die Dinge zu und Auguste treffen zwei harte Schicksalsschläge, die ihr Leben verändern. Die Welt, die sie sieht, ist grausam und nimmt ihr alles, was sie liebt. Aber sie findet Menschen, die ihr helfen und die sich auf ihre eigene Art gegen die Ungerechtigkeiten stellen.

Dieser Roman ist unfassbar bewegend, besonders das Schicksal von Augustes Freundin Lotte lässt einen oftmals laut schnauben und die Fäuste ballen. Leider ist das Buch thematisch nicht besonders erbauend, wenn man davon absieht, dass man anfängt sich selbst sehr glücklich zu schätzen. Obwohl der Gegenwind für junge Frauen mit Träumen und Zielen eher wie eine undurchdringliche Steinmauer wirkt, gibt es doch einige Menschen, die Auguste helfen und ihr die Hand reichen.

Fazit

Die Autorin lockert diese schweren Themen mit sehr bildlichen Beschreibungen auf . Man kann die Blumen fast schon riechen und den Wind in den Bäumen fast schon hören. Wenn ich ehrlich sein darf, zieht sich der Anfang etwas und ich war nicht sonderlich überzeugt von dem Buch. Doch man fängt an neugierig zu werden und dann ist man schon eingesogen in das Leben der Auguste und hofft, liebt und trauert mit ihr. Das Buch ist eine kleine Büchse der Pandora für Emotionen. Wut, Trauer, Verzweiflung, aber auch Liebe, Hoffnung und Freude flößen einem die Zeilen intensiv ein. Gerade als junge Frau spürt man diesen Gegenwind immer noch, zwar oft nur mehr als Lüftchen, doch für weniger reiche Women of Color ist der Wind immer noch eine steinerne Mauer.


Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste

von Anne Stern
Rowolt Verlag
352 Seite, Deutsch, Taschenbuch

€ 12,40
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Für den Kopf im Labor, für die Seele am Schreiben. Wenn ich über ein gutes Buch rede, einfach unterbrechen. Das könnte sonst lang dauern.