SIGRID auf Platte: Unter Dach und Fach

Kommt von Herzen und geht dennoch alles andere als schnurstracks ins Bein: „How To Let Go“, das zweite Album der Norwegerin Sigrid, überzeugt nach anfänglicher Skepsis dann doch. Zwölf neue Songs, die das Leben der jungen Heranwachsenden abwechslungsreich und reflektiert beleuchten.

Wohin soll die Reise gehen? Eine Frage, die sich viele Künstler und Künstlerinnen stellen, wenn die zweite Platte an der Reihe ist und die erste von Erfolg gekrönt war. Wiederholt man sich, tischt dem Publikum eine Art Aufguss des Debüts auf und variiert hier und da ein kleines bisschen, oder strebt man die entgegengesetzte Richtung an und zelebriert etwas ganz Neues im hauseigenen Klang-Kosmos?

© Leila Benavides

Sigrid fährt auf „How To Let Go“ jedenfalls nicht in eine musikalische Einbahnstraße. Die 25-Jährige streckt und reckt sich, bewegt sich dabei ein Stückchen weit weg vom Zeitgeist-Sound des Vorgängers „Sucker Punch“. Synthie-Pop ist zwar noch da, und das in ausreichenden Mengen, jedoch ist die Ästhetik und das Songwriting klassischer angelehnt als zuletzt, was einem die Orientierung zu Beginn vermasselt.

BUT I LOVE WHO I SEE
LOOKING AT ME IN THE MIRROR, in the mirror

aus „MIRROR“

Hat man als Zuhörer dieses Konzept mal aufgedröselt, begrüßt einen ein hochmelodiöser Sound, durch Streicher angereichert und mit einem Disco-Touch versehen, der deutlich von skandinavischen Pop-Legenden wie ABBA inspiriert ist. Doch die Hülle ist letztendlich egal, denn Sigrid hat eine Identität, die immer wieder durchstrahlt und authentisch wie ungekünstelt daherkommt. Daran erinnert uns „How To Let Go“ in seiner juvenilen Sturm und Drang-Atmosphäre sukzessive.

When the world is on your shoulders

And the weight of your own heart is too much to bear

Well I know that you’re afraid, things will always be this way

It’s just a bad day, not a bad life

aus „BAD LIFE“

Das Album lässt seine Hits erst langsam wie Ballone aufsteigen, hält sie am Anfang noch zurück. Songs wie die großartig-stürmische Single „Burning Bridges“, das infektiöse „Risk Of Getting Hurt“, das ergreifende „Grow“, die gefühlvolle Emo-Ballade „Bad Life“ mit Bring Me The Horizon (!) oder das beseelt-groovende „It Gets Dark“ erzeugen dann umso mehr das lebensbejahende Gefühl, welches deinen Puls immer schneller werden lässt. Eine weitere Facette, ein zusätzlicher Farbton, den uns Sigrid mit „How To Let Go“ und positiv aufgeladenen Self Empowerment-Liedern wie „Mirror“ oder „Dancer“ beschert und zu dem man nach ursprünglichen Vorbehalten gern den Heimweg antritt.

TRACKLIST „HOW TO LET GO“
01 It Gets Dark
02 Burning Bridges
03 Risk Of Getting Hurt
04 Thank Me Later
05 Mirror
06 Last To Know
07 Dancer
08 A Driver Saved My Life
09 Mistake Like You
10 Bad Life
11 Grow
12 High Note

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thisissigrid.com
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