Foto: Christoph Leeb

MOA 22: Liebe zum Festivaldetail

Es ist seit Jahren ein Fixpunkt in der Kategorie „gemütliches Festival in intimem Rahmen“: das Musikclub Open Air im mühlviertlerischen Lembach im Mühlkreis. Auch 2022 punktete das Fest wieder mit Liebe zum Detail und einem bunten Lineup.

Zugegeben: wir lieben Festivals, wo die Liebe zum Veranstalten in fast jedem Detail des Geländes sichtbar ist. Das Musikclub Open Air in Lembach ist seit Jahren ein Garant dafür – Bio-Bier, abwechslungsreiches Essen, erschwingliche Preise und Deko, wo wir wohl gar nicht wissen, wie viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit dahinterstehen. Kurzum: symptahisch.

Terminbedingt haben wir es leider nur freitags ins Mühlviertel geschafft – auch der Wettergott hatte ein Einsehen, und statt angekündigter Sintflut blieb es zumindest weitgehend trocken. Pullover und festes Schuhwerk waren aber auch hier gern gesehene Begleiter – umso schöner, dass die Besucherzahl an diesem Abend mehr als das Prädikat „zufriedenstellend“ verdient hat.

Aber auch Musik gab es zu hören – Musikclub-typisch abwechslungsreich. Da wären zum Beispiel die peruanischen Gäste von Big Pollo, die ihren ersten Europa-Gig hier spielten. Eigentlich gibt es die Truppe bereits seit 2006 – hat also eh lange gedauert, bis der Mix aus Funk, Chicha und ambitionierter Bühnenshow den Weg über den Teich geschafft hat. Schade drum – denn tanzbar ist das allemal, die Messages in den Songs sind auch bei nur mangelhaft ausgeprägten Spanischkenntnisen unmissverständlich. Gerne wieder – auch die vier Herren dürften Spaß gehabt haben, wie man an der Bar später mitbekommen durfte!

Verständigungsprobleme hatte man beim zweiten Act des Abends mit Sicherheit keine: Fritz Stingl alias Stüngö macht Reggae und kommt aus dem Salzkammergut. Heimattreu ist ein Begriff, den er aber mit Sicherheit verabscheut – seine politischen Themen verpackt er gekonnt in Roots-Riddims und Dialekt, auch wenns der Landesregierung nicht immer gefällt. Nicht nur für Reggae-Heads interessant!

Den wohl ungewöhnlichsten Auftritt des Abends lieferten danach aber Mar Malade ab. Bewaffnet mit einem alten Kassettenradio im Hintergrund wird hier eine Show geboten, die einerseits Funk und Pop beinhaltet, andererseits aber doch frappant an Vorbilder wie die Kings of Convenience erinnert. „Jungle“ und Co sind aber tanzbar, kommen beim Publikum gut an, und die Chemie in diesem Duo scheint zu stimmen. Chapeau!

Headliner des Abends? DelaDap. Stani Vana als Mastermind hinter dem Projekt macht hier seit zwei Jahrzehnten ein gekonntes Crossover-Projekt aus Jazz, Electro-Swing und Balkan-Einflüssen. Ergebnis? Das, was man gemeinhin als „Abriss“ bezeichnet, und eine Musik, die im wahrsten und positivsten Sinne des Wortes verbindend wirkt. Glückliche Gesichter auf, glückliche Gesichter vor der Bühne, dazu zufriedene Veranstalter. Was will man mehr?

Fazit: wie jedes Jahr ist das Musikclub Open Air in Lembach mehr als nur einen Abstecher wert. Gutes Bier, hervorragender Bratl-Burger, liebe Leute mit einer gehörigen Portion gesundem Idealismus zum Veranstalten, buntes, hochwertiges Musikprogramm. 2023 mit Sicherheit wieder!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.