Faust auf der Bühne
Foto: © Franzi Kreis / Volkstheater

Faust auf Linse

Seit dem 24. September ist Goethes Faust, interpretiert von Kay Voges und Matthias Seier, im Volkstheater in Wien zu sehen. Begleitet durch den Fotografen Marcel Urlaub bekommen die klassischen Texte neue Farben.

Die Bilder, die in Echtzeit geschossen werden, werden nur ein paar Sekunden danach auf Leinwand projiziert. Eines vorweg, die Bilder haben es ganz schön in sich, also hat es Sinn an dieser Stelle eine Trigger-Warnung auszusprechen.

Gewollt Gottlos

Neben der Leinwand dient eine Dunkelkammer als Kulisse, in der während der gesprochenen Textpassagen mal Faust in jung mal Faust in alt und mal eine ganze Faust Orgie abgelichtet werden. Das soll heißen; die Schauspieler: innen werden doppelt und dreifach eingesetzt. Die Faust Masken sind unverkennbar, wir wissen sofort um wen es sich handelt. Als Abwechslung zu Bild und Text bekommen wir hin und wieder ein Lied zu hören, das man so in diesem Kontext nicht erwartet hätte.

Der Teufel trägt goldene Cowboy Boots

So unerwartet wie die Musik sind auch die Kostüme. Mona Ulrich kann für diesen Erfolg verantwortlich gemacht werden. Stark sprechen die Farben, so stark, dass man diese, selbst bei gegebener mehrfach Besetzung, nie hinterfragen muss. Faust in Blau, Gretchen in Grün und Mephistopheles in Rot mit goldenen Cowboy Boots. Nicht nur die Schuhe erinnern uns an Nord Amerika, die USA begleitet uns das ganze Stück lang.

Ein Stück im Stück

Für Abwechslung sorgen die Szenen, in denen das Stück zum Stück wird. Der gespielte Theaterdirektor sorgt für Gelächter und sogar Tränen, denn icht nur einmal werden wir durch ihn daran erinnert, wo wir gerade stehen, oder besser sitzen, nämlich im Theater. Seine Rolle ist in dieser Inszenierung genauso wichtig wie Faust selbst.

Alles in allem, eine schrille Tragödie und eine sehenswerte Empfehlung. Besonders genießbar für Menschen mit Ausdauer (Dauer ca. 2 stunden ohne Pause), einer Vorliebe für Faust und einem Blick für Fotografie.

„Faust“ ist noch bis 25.11. im Volkstheater zu sehen.