Foto: Christoph Leeb

Missstand: Schöne Apathie

Missstand – die Grazer Punk-Combo ist seit Jahren nicht mehr aus der hiesigen Musiklandschaft wegzudenken. Vergangenen Freitag in der Linzer Stadtwerkstatt wurde bereits ihr viertes Album „Bon Apathie“ präsentiert.

Zuallererst ein Sorry: wir haben die Beginnzeit übersehen, und deswegen den ersten Act des Abends in der Stadtwerkstatt, der wieder von den lieben Leuten der Hangöver Society präsentiert wurde, verpasst. Die Stoistodt Assis mögen es uns verzeichen, die nächste Show der hiesigen Mundart-Punker werden wir dann aber mit umso mehr Genuss hören!

Also begann der Abend mit bekannten, ja, alten Haudegen. Vacunt waren spontan für Drive-In Coffee Shop eingesprungen, um dem jungen Punk-Folk zu zeigen, was brachialer Street-Punk ist. 21 Jahre stehen sie bereits auf der Bühne, nicht nur einmal war „Cheating Death“ nicht nur Name, sondern Programm der Bandgeschichte, und nicht nur einmal haben wir mit ihnen verdammt viel Spaß gehabt. Auch wenn manchmal im Eifer des Gefechtes ein Mikro verloren wird. Politisch sind sie immer noch gleich links geblieben, und wenn die Wände per Graffiti verschönert werden, hat der „ASK“-Schriftzug immer noch keinen Platz im Vacunt’schen Grundverständnis. Ad multos annos, liebe Vacunt!

Danach: Gäste aus Graz, im Doppelpack. Zunächst A Guy Named Lou, die Punkrock zelebrieren, Sing-A-Longs gekonnt in die Show einbauen und wo man merkt, dass das Quartett auf der Stage verdammt viel Spaß untereinander hat. Politisch? Auf Vacunt’scher Linie, aber bei Bookings der Hangöver Society – die nebenbei bemerkt den besten Mojito der Linzer Konzertwelt anbieten – kann man da eh immer sicher sein, was die Einstellung angeht. Da verzeiht man sogar ein „Livin‘ on A Prayer“-Intermezzo am Ende des Gigs. Gerne wieder!

„Bon Apathie“ heißt der Viertling der Grazer Punkrocker von Missstand. Was sie dabei geblieben sind: kompromisslos, ehrlich und mit dem Herz am rechten, pardon, linken Fleck. Klar merkt man hier, dass mittlerweile eine routinierte Combo auf der Stage steht, die auch zu späterer, bier- und mojitogestärkter Stunde ihr Publikum noch in ihren Bann ziehen kann. Stagedives? Sowieso! Spaß in den ersten Reihen? Vorhanden! Messages, die man unterstützen kann? Sowieso! Missstand sind eine der Bands, mit denen man hierzulande als Punk-Fan nix falsch machen kann, und denen man einfach gerne nach dem Gig eine Platte abkauft. Hoffentlich noch viele weitere!

Übrigens: am 4.11 gibts die nächste Sause der Hangöver Society, mit einem Headliner der sich gewaschen hat! Stay tuned!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.