Milky Chance: immer noch tanzbar
„Tour Again“ – das deutsche Pop-Phänomen Milky Chance bewies am vergangenen Samstagabend im Linzer Posthof, dass es nichts an Relevanz eingebüßt hat. Ein solides Konzert für Fans.
Heillos ausverkauft, Ansturm bis auf die Straße, die Garderobe bis an den letzten Platz gefüllt, auch die Bar wird bevölkert – so und nicht anders stellen wir uns das vor, wenn Milky Chance im Zeitkultur-Hafen in Linz gastierten. Soweit also ideale Voraussetzungen für ein gelungenes Pop-Konzert. Kein Wunder, sind Milky Chance doch sicher mit einer der erfolgreichsten deutschen Pop-Exporte der letzten Jahre, und Songs wie „Stolen Dance“ sind aus jeder Summer-Playlist sowieso nicht mehr wegzudenken.
Aber zum Konzert: Der Support an diesem Abend stammt aus Kanada und hieß Charlotte Cardin. Die aus Montreal stammende Künstlerin hat aktuell ihr Album „Phoenix“ am Start und beweist, im Pop-Business nicht mehr „Meaningless“ zu sein. Das weiß durchaus zu gefallen, was Cardin hier auf der Bühne veranstaltet, orientiert sich nicht zu Unrecht an Genregrößen und lässt die Gedanken aufkommen, dass man von ihr noch Einiges hören wird. An diesem Abend auch gemeinsam mit Milky Chance im Rahmen eines souveränen Feature im Set des Main-Acts.
Milky Chance: einzigartige mischung
Weiter zum Main Act des Abends. Es ist schon eine halbwegs einzigartige Mischung, die Milky Chance ausmacht. Auch 2022 stehen Clemens Rehbein und Philipp Dausch für eine extrem tanzbare Mischung aus Pop, Reggae, Folk und einigen Einflüssen mehr. „Trip Tape“ heißt die auf eigenem Label veröffentlichte aktuelle Platte, deren Singleauskopplung „Synchronize“ auch das Konzert einleitet, das mit „Ego“ und „Blossom“ nahtlos in ein eineinhalbstündiges Konzerterlebnis übergeht, das man unter dem Motto „tanzbar“ verbuchen kann.
Die Setlist? Aus der aktuellen Tour bekannt, lässt wenige Wünsche offen. „Down By The River“, „Table for Two“, ein „Unknown Song“, „Flashed Junk Mind“, die Milky Chance’sche Version von „Do You Really Want To Hurt Me?“, der Überhit „Stolen Dance“ zum Abschluss des regulären Sets. Auch zwischendurch auftretende gefühlte Längen im Set werden routiniert überbrückt, und „Colorado“, „Running“ und „Sweet Sun“ am Ende runden ein Konzert ab, das glückliche Gesichter hervorrief, einiges an angestauter Energie im Publikum verbrauchte und für Fans sicher mehr als nur zufriedenstellend war. Auch wenn uns subjektiv gesehen der absolute „Wow-Effekt“ gefehlt hat. Aber als ausgleichender Pluspunkt: nachhaltiges Touren, das von Milky Chance quasi in Pionierarbeit ins Leben gerufen wurde und hoffentlich viele Nachahmer findet. So versuchen Milky Chance, ihren CO2-Fußabdruck im Rahmen der Tournee möglichst niedrig zu halten. Bitte gerne mehr davon!
Fotos: Christoph Leeb, Lisa Leeb