Sparta
Foto: Ulrich Seidl Filmproduktion

Is this Sparta?

Was treibt ein Mann mit pädophilen Neigungen in einer alten Schule in Rumänien, umgeben von kleinen Kindern? Und muss man darüber einen Film machen, nur weil man es kann? Ulrich Seidl geht mit Sparta wieder einmal an die Grenzen.

Sparta ist der zweite Teil von Ulrich Seidls Böse Spiele-Erzählung. Er folgt nach Richi Bravo, dem Schlagerstar aus Rimini, nun dem jüngeren Bruder. Ewald, der in Rumänien eine glücklose Beziehung beendet, um jungen Jungen kostenloses Judo-Training anzubieten, um ihnen nahe sein zu können..

Der Skandalfilm des letzten Herbstes ist für mich gleichzeitig auch die belangloseste Arbeit des umstrittenen Regisseurs. Im Q&A nach der Vorstellung von Sparta darauf angesprochen, stellt er die Vorwürfe als absolut unangebracht und inhaltslos dar. Eine polizeiliche Ermittlung habe es kurz nach dem Dreh gegeben, ohne Folgen. Man könnte fast meinen, es wäre ein PR-Stunt gewesen, dass die drei Jahre alte Anzeige rechtzeitig zur Premiere wieder aufkam.

Überhaupt scheint Pädophilie für ihn kein Thema zu sein. Er nennt es mehrfach auch nur die „Bestimmung“ seiner Figur. Oder auch „einen Schatten“. Die explizite Darstellung der Kinder sieht er nicht als problematisch an, da die Verantwortung, was jemand mit diesen Bildern anfangen wird, beim Publikum liege. Jeder kann da etwas hineininterpretieren. So lässt er seinen Hauptdarsteller nackt unter der Dusche mit Kindern in Unterhosen herumtollen und hält die Kamera darauf. Als wäre dies ein Dokumentarfilm und nicht eine von ihm inszenierte Geschichte, die laut Seidl aber Anspielungen an vergangene Begebenheiten in Rumänien aufnimmt.

Er möchte auch nicht zum Diskurs über sexuelle Neigungen beitragen. Er stellt Dinge nur so dar, wie sie sind, sagt er. Wie immer betont Seidl, dass seine Filme jahrelang vorbereitet werden und jeder der beteiligten Laien weiß, worauf er sich einlässt. Sprachbarrieren lässt er da nicht gelten. Im Filmgespräch wird deutlich, dass ihn kritische Fragen wenig interessieren. Lobende Worte nimmt er zur Kenntnis, kritische Anmerkungen werden mit „Ich verstehe Ihre Frage nicht“ beantwortet.

Fazit

In Summe ist Sparta ein belangloser Film, von dem nicht viel übrig bleibt, wenn man die komplett unreflektierte Darstellung von Pädophilie weglässt. Nur weil man so einen Film machen kann, sollte man sich vielleicht fragen, ob man ihn deshalb auch machen muss. Aber das gilt für viele Filme.


Sparta

Spielfilm
AT/FR/DE 2022, digital, 99 min, OmdU
Regie: Ulrich Seidl
Mit: Georg Friedrich, Florentina Elena Pop, Hans-Michael Rehberg, Marius Ignat, Octavian-Nicolae Cocis


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