Filmstill aus Metronom
Foto: Crossing Europe

Metronom

Was mit einer verlorenen Liebe zwischen Jugendlichen beginnt, entwickelt sich zu einem Versuch, sich gegen das rumänische Regime der 1970er Jahre aufzulehnen. Mit langsamen Schnitt und gut inszenierten Kompositionen erzählt Alexandru Belc in Metronom die Geschichte von Ana und ihren Freunden.

Ein regnerischer Tag, ein Platz und ein junges Paar – so beginnt die Geschichte rund um Ana. Ana ist eine 17-jährige Rumänin in den frühen 1970er Jahren. Sie steht kurz vor ihren finalen Prüfungen und ist unglücklich verliebt. Ihr Freund muss wegziehen und die verbleibende Zeit gemeinsam gestaltet sich als kompliziert. Um all das für einige Stunden vergessen zu können, wird gemeinsam bei einer Freundin aus der Schule mit Musik, Tanz, Getränken und Schmusereien gefeiert.

Was sich hier nach einer unschuldigen Party anhört, ist zu jener Zeit gefährlicher als es auf den ersten Blick scheint. Die Radiosendung “Metronom”, von der der Film seinen Namen hat, spielt verbotene Musik und Inhalte, welche im Rumänien dieser Zeit unter Strafe stehen. Davon inspiriert beschließen die Freund*innen einen Brief an den Sender zu schreiben und diesen heimlich an einen Journalisten zu übergeben. Eine mutige Idee, die den Jugendlichen zum Verhängnis werden soll, als die Geheimpolizei auftaucht und alle Gäste zu einer Aussage drängt.

Zwischen Liebe und Rebellion

Um ehrlich zu sein ist die Inhaltsangabe dieses Films etwas irreführend. Sie impliziert, dass es sich um eine dramatische und tragische Inszenierung einer Rebellion handeln würde, dass Ana eine mutige Geschichte über die Zukunft erzählt und die Hoffnung, sich gegen das Regime beweisen zu wollen. Doch gewählte Erzählweise beschreibt nur sehr wenig, wie es denn zu diesem Brief kam, ob es sich bei den Freunden um eine richtige Bewegung gegen die Regierung handelt, ob sich diese schon länger in solchen Feierlichkeiten organisieren oder ob Ana einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Filmstill aus Metronom
Foto: Crossing Europe

Der Film legt den Fokus auf diese persönlich schwierige Zeit Anas, auf ihr Liebesleben, den Komplikationen und Zankereien mit ihrer Familie und was nun doch auch ihre Rolle seine könnte im Zusammenhang mit bereits genanntem Brief. Das Publikum folgt strikt Anas Perspektive der Situation und hat ihre Kenntnisse über das Geschehen. Wer sind diese Männer? Was passiert hier gerade? Wieso werden wir alle mitgenommen?

EIN FILM DER HERAUSRAGENDEN EIGENHEITEN

Das Erste, das ins Auge fällt, ist das doch recht unkonventionelle Format. Gegenüber der Norm erscheint dieser Film in einem sehr schmalen Verhältnis auf der Leinwand. Weiters ist sofort zu erkennen, dass auf einen äußerst langsamen Schnitt gesetzt wurde. Beides Dinge, die auf eine gute und interessante Art-House-Produktion deuten lassen.

Als weiterer Pluspunkt sind die ausdrucksstarken Kompositionen und auch das Spiel mit dem, was gezeigt wird und dem, was außerhalb des Bildes geschieht zu nennen. Gemeint sind Szenen, in denen der Fokus auf Ana liegt, doch der eigentliche Mittelpunkt des Geschehens nicht bei ihr, sondern irgendwo außerhalb dessen liegt, was man als Zuseher*in sieht. Dabei spielen auch die Geräusche der Szenerien und die Musik – oder besser gesagt die fehlende Musik – eine bedeutende Rolle. Einerseits als Gestaltungselement, andererseits als Weg gewisse Dinge für sich sprechen zu lassen. Der Film lebt von der beobachtenden Ruhe, einer Geduld, die Dinge einfach geschehen zu lassen. Diese Gelassenheit spiegelt sich auch leider in mancher Szene über das Schauspiel wider. Die Charaktere wirken manchmal gefühlskalt und besonders Ana scheint ihre Emotionen sehr gut verstecken zu können. 

Fazit

“Metronom” ist kein Film den man so einfach nebenher sieht. Der langsame Schnitt und die langen Einstellungen erfordern Konzentration und lassen auch Raum sich hin und wieder in den eigenen Gedanken zu verlieren. Eine Geschichte über den komplizierten Weg einer Jugendlichen zwischen Liebe, Ausbildung und der Frage, wie sie das Leben genießen kann.  

Für alle Art-House-Enthusiasten ist dieser Film nochmal am Montag, 1. Mai 2023 um 14:15 Uhr im Moviemento zu sehen. 


Filmstill aus Metronom

Metronom

Regie: Alexandru Belc

Rumänien, Frankreich 2022
102 Minuten, Rumänisch, OmeU
mit Mara Bugarin, Șerban Lazaraovici, Vlad Ivanov, Mihai Călin, Andreea Bibiri, Alina Brezunţeanu, Mara Vicol


Crossing Europe 2023

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filmfestival linz
26 april – 01 mai 2023
www.crossingeurope.at

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Kreativ offenes Köpfchen, kaum ohne Kamera und Notizbuch vorzufinden.