Finkstonball x Pfingstspektakel

Pfingsten, unser Lieblings­fest!

Endlich wieder Pfingstspektakel, endlich wieder Baseball! Das Pfingstspektakel in Attnang-Puchheim und das Finkstonball-Turnier lud auch heuer wieder Enthusiast:innen aus der ganzen Welt auf den Attnanger Spitzberg.

Wir sind mittlerweile ja schon mehr als nur Fans geworden, was das Pfingstwochenende in Attnang-Puchheim angeht. Wo sonst kann man ein gemütliches (!) Musikfestival und ein noch gemütlicheres (!!) Baseball- und Softballturnier erleben?

Freitag

Text: Christoph Leeb

Freitagabend ist der traditionelle Anreisetag am Finkstonball-Turnier, das Softball- und Baseballmannschaften aus der ganzen Welt nach Attnang-Puchheim bringt. Zum mittlerweile 24. Mal fand das Turnier heuer statt – und hat nichts von seinem Charme eingebüßt. So auch an diesem Anreisetag, wo natürlich die ersten Duelle am Base- und Softballfeld nicht fehlen durften. Als Favoriten war die BBJO-Mannschaft angereist. Ausgeschrieben steht das für Baseball Jobs Overseas, und besteht aus Baseballspielern, die Globetrotting mit dem Ausüben ihrer Lieblingssportart verbinden wollen. Auf durchaus sehr gutem Niveau, wohlgemerkt, wie sich in den nächsten Tagen herausstellen sollte. Aber nicht nur Baseball können einige der Herren spielen, auch auf der musikalischen Bühne machte am Abend Bryan Ruby eine gute Figur. Zuvor noch als Shortstop im Einsatz und als durchaus gefährlicher Hitter unterwegs, wechselte er dann seinen Bat gegen die Gitarre und eröffnete das Liveprogramm am diesjährigen Pfingstspektakel.

eine gute Figur at bat and on stage: Bryan Ruby

Songs über Baseball. Von einem Baseballer, für Baseballer – BRYAN RUBY.

Er tat das mit all dem, was man als Opening Act braucht: gute Stimme, Humor und eine gute Mischung aus eigenen Songs und Covers. Bryan Ruby hat seine musikalischen Wurzeln im Country und kombiniert eigene Nummern wie das grandiose neue „Baseball Country“ oder „Left Field“ dann auch mal mit einem Otis Redding-Cover „(Sittin‘ on the) Dock of the Bay“. „Take Me Home, Country Roads“ ließ dann auch die Mitsingtauglichkeit der Anwesenden ansteigen, und auch die Fellow Teams waren mit Inbrunst dabei. Gerüchte besagen, dass die Schweizer Freunde der Sissach Frogs in der „Seidlwertung“ auch heuer wieder unschlagbar waren. Ein gelungener Auftakt für das Pfingstwochenende!

Fotos: Markus Wetzlmayr

Samstag

Text: Markus Wetzlmayr

Samstag setzte dort an, wo Freitag gebührend endete. Auch wenn man sowohl am Spielfeld, als auch in den Augen der pausierenden Spieler, Fans und Crews merkte, dass der gestrige Partyexzess – verdienter- und verständlicherweise – etwas stärker zu Buche geschlagen hatte.

Nägelbeissen inklusive: Attnang Athletics (AUT) vs. X-Presidents (USA)

Sportseitig gab es mit der obligatorischen Stunde Verspätung um 19 Uhr die große Eröffnungsfeier, bei der die jeweiligen acht Softball- und Baseballteams und das Umpire-Team vorgestellt wurden. Im zügigen Anschluss startete dann die wohl spannendste Partie des gesamten Turniers: Die Amerikanischen Ex-Presidents gegen den Gastgeber, die Athletics. Nachdem es in den regulären fünf Innings mit einem 5-5 Unentschieden nicht enden konnte, wurde ein sechstes Zusatzinning gestartet – bereits mit einem Runner in Scoring Position auf der 2nd Base. Doch auch nach den beiden weiteren Inninghälften hatte sich nichts am Spielstand verändert. Somit musste man den geplanten, eh schon lädierten Zeitplan komplett liquidieren und ging in die verlängerte Verlängerung.

Erst im siebten Inning, in dem sich weder X-Presidents noch Atheltics irgendwas schenkten, konnten die Attnanger A’s in den letzten Momenten mit Bases Loaded den entscheidenden Punkt rauskitzeln. Der 6-5 Sieg war hart erkämpft und absolut verdient.

High Energy Folk mit JESHUA MARSHALL

Wespen im Arsch und in den Fingern – JESHUA MARSHALL

Mit einem derart aufgeheizten Stadion war es dann für Jeshua Marshall kein Problem, den Funken von der Bühne auch aufs Publikum überspringen zu lassen. Jeshua ist auch kein Unbekannter im A’s Ballpark, denn mit seiner Truppe Larry & His Flask war er bereits 2013 eines der Highlights des 17. Pfingstspektakels. Bei der diesjährigen 24. Ausgabe hingegen schnappte sich Herr Marshall die Bühne gänzlich allein und hatte seinen Kontrabass gegen eine Akustikklampfn getauscht. Aber wie schon eh und je: stilsicher bis ins letzte Detail. Geliefert wurde gradliniger, energiegeladener Folk, der sogar die Alkoholleichen vom Vortag zum Tanzen wiederauferstehen lässt. Einser mit Goldsternchen fürs Mitarbeitsheft.

NAPAEA für ein ruhiges Gemüt

Entspannung mit NAPAEA

Folkig, aber popreicher ging es mit den heimischen Napaea weiter. Und das war – der Restfettn sei es geschuldet – keine schlechte Entscheidung vom Veranstalterteam. Kurze Verschnaufpause mit ansprechenden Mund- und Ziehharmonika-Klängen, untermalt von einer motivierten Rhythmussektion und sphärischen Vocals+Gitarre. Gefällt. Gern mal wieder zum Runterkommen, dann vielleicht auch ohne Kater im Kopf.

Grand Slam Homerun von WHAM BAM BODYSLAM

Fixpunkt am Pfingsthimmel – WHAM BAM BODYSLAM

Wie wichtig und richtig so ein kurzes Innehalten sein kann, merkt man in dem Moment als Wham Bam Bodylsam – der Fels, auf dem das Pfingstspektakel erbaut wurde… Oder war’s andersherum? – die ersten Chords ihres „Wham Bam Stomps“ anstimmen. Seit 2008, als sie aus dem biergetränkten Boden des A’s Ballparks gehoben und mit einer unikaten Mischung aus Downtoearthness und Folk Punk gesalbt wurden, sind die Jungs ein Fixpunkt des Festivals. Das merkt man auch an den Zuschauerzahlen. Bei WBB gab es erst kürzlich einen Umbruch, nachdem Gründungs-Basser Toni Mitte Februar seinen endgültigen Ausstieg bekannt gegeben hatte. Ersetzt wurde er temporär bereits 2022 durch BZFOS-Bassist Dejan. Per April 2023 übernimmt nun Flo – bekannt, beliebt, bewundert bei Hen Grenade, Bastard Radio uvm. – den Kontrabass.

Doch nicht nur der Tiefsaitenzupfer war neu. Mit zwei brandneuen Songs „Schneider3000“ (ein Arbeitstitel, aber wir wetten, dass der Titel bestehen bleibt) und „Public Service Announcement“, sowie dem 2022 präsentierten Frischling „Wall of Fame“ stehen die Vorzeichen auf das Folgealbum zu „Dancing, Wrestling, Burning Wood“ ganz gut. Mal schauen, ob die Jungs wieder acht Jahre fürs neue Plattentellerfutter brauchen, oder ob man sich vielleicht schon früher über den Nachwuchs Nummer 3 freuen darf.

Abgerundet wurde das WBB-Set – und somit auch der Pfingstsamstag – mit zwei NOFX-Covers, siehe unten, und dem obligatorischen, viel geforderten, selten gespielten „Landla“. Pflichtprogramm, das haben die Burschen mittlerweile auch selbst eingesehen.

Pfingsten, so muss es sein. Bist deppat, war das wieder guad!

Wham Bam Bodyslam Setlist Pfingstspektakel  2023

Fotos: Markus Wetzlmayr

Sonntag

Text: Christoph Leeb

Ein eher seltener Anblick: 28-4 bei The North (CAN) vs. Sissach Frogs (SUI)

Etwas geschlaucht vom Wham Bam Bodyslam’schen Abriss machen wir uns dann auch wieder auf den Weg auf den Attnanger Spitzberg. Denn tagsüber gibt es: Baseball, Baseball, Baseball, und Softball. Und wer das Klischee von „Buaaah, das is ja langweilig“ bringt, wird von uns spätestens im nächsten Jahr eines Besseren belehrt. Da verlieren die freitags schon stark aufspielenden Sissach Frogs zwar mit einem knappen 28:4 gegen die Kanadier von The North, beweisen aber dennoch den Spaß am Spiel. Dieser Spaß, der quer durch die Teams sichtbar ist, ist es auch, was Finkstonball mit ausmacht.

Am Pitching Mound noch Gegner, spätestens nach dem Spiel werden aber hier Freundschaften geschlossen. Ehrgeiz am Feld gibt es aber sehr wohl: Die Semifinali werden ausgespielt, die Favoriten BBJO setzen sich gegen die Hamburger Elb-Akademie, einem Nachwuchszentrum des Baseballs in Europa, genauso durch wie die Kroaten Vindija Varaždin gegen die Ungarn Budapest Red Wolves. Gutes Baseball-Niveau noch dazu, bevor man abends wie schon zuvor zu den Konzerten wandert.

Von 80er-Rock bis Rage against the machine

Riffs zwischen Rock und Blackened Crust – DIRTY TALONS

Den Auftakt machten hierbei Dirty Talons. Und wir dachten uns: Warte mal, die kennen wir doch von wo? Kein Wunder, ist ein Gutteil des ehemaligen Astpai-Lineups doch jetzt in den Dirty Talons wieder musikalisch aktiv. Die sind musikalisch in den 80ern ein bisserl hängen geblieben, lieben Gitarren-Rock, haben eine prägnante Stimme und machen verdammt Spaß. Leider nicht vor so großem Publikumszuspruch im Vergleich zum Samstag, aber dennoch eingängig. See ya next time!

RAGE AGAINST THE MACHINE trifft auf BLOC PARTY und NIRVANA – BLAQROCK

Danach: die musikalische Entdeckung des Festivals. Blaqrock. Oder, wie es Kollege Wetzlmayr ausdrückte: wären Rage Against The Machine hart geblieben, sie wären als Blaqrock geendet. Alternative vom Feinsten, ein „Breed“-Nirvana-Cover wirkt auch nicht deplatziert. Ab Mitte des Sets hat auch eine anwesende Poltergruppe begriffen, dass die Band da on stage richtig, richtig gut ist. Was auch dadurch bewiesen wurde, dass, je länger das Set dauerte, umso mehr Personen vor der Stage anwesend waren. Bistdudeppert, waren die gut, und solltet ihr Blaqrock mal sehen können: tut es!

Fotos: Christoph Leeb

Fotos: Markus Wetzlmayr

Montag

Text: Christoph Leeb

Verdiente Sieger – Vienna Metrostars (Softball, AUT) und Baseball Jobs Overseas (Baseball, INT)

Traditionell der sportliche Abschlusstag des Festivals. Leider. Allerdings bot der Feiertag neben den Finalspielen auch noch das Homerun-Derby. Dieses ging heuer mit 6 Homeruns im ersten und zwei im zweiten Antreten (und ja, das ist sauanstrengend!) ebenfalls an die BBJO-Truppe, die sich danach auch in einem hochkarätigen Finale durch einen Walk Off gegen Vindija Varazin durchsetzten. Verdienter Sieger eines Turniers, das heuer endlich wieder bei Traumwetter über die Bühne ging. Wir sehen uns 2024 zum 25. Finkstonball-Jubiläum!

Fotos: Markus Wetzlmayr

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.