Waldbrand
Foto: Matt Palmer

Celsius – Marc Elsberg

Unbekannte Flugobjekte im Himmel. Doch schnell ist klar, dass es sich dabei nicht um UFOs, sondern Drohnen der chinesischen Regierung handelt. Genauer gesagt Klimadrohnen, die eine Art Sonnenschirm bilden sollen, um die Erderwärmung einzudämmen. In Elsberg’s neuem Buch Celsius geht es um Geo-Engineering. Was wie ein Segen klingt, kann nur leider auch zum Fluch werden.

In Elsberg’s neuem Werk wird man direkt ins Geschehen geworfen. Unbekannte Flugobjekte sind von einem Passagierflugzeug aus zu sehen. Zunächst ist unklar, worum es sich dabei handelt, doch das Internet bringt schnell Klarheit. Klimadrohnen, und zwar von einem der mächtigsten Länder der Welt: China. Das sich der Westen darüber zunächst gar nicht freut, braucht man wohl nicht zu erklären. Doch wieso tut China das? Und wieso so plötzlich ohne Ankündigung? Ganz einfach. Sie wollen den Westen zwingen, endlich etwas gegen den Klimawandel zu tun, ansonsten übernehmen sie das Ruder.

Die Drohnen sollen eine chemische Substanz in der Atmosphäre ausstreuen, wodurch die Sonneneinstrahlung gesenkt, und somit die Erderwärmung gestoppt oder zumindest verzögert werden soll. Es wäre der erste große Versuch von Geo-Engineering und genau das bringt bei vielen Zweifel auf, denn was, wenn der Versuch nach hinten losgeht? Wenn es plötzlich keine Sommer mehr gibt? Und noch schlimmer: China diese Technologie als Waffe einsetzen könnte?

Selbstverständlich wittern manche hier auch ganz schön viel Kohle, denn überall wo es neue Technologien gibt, gibt es auch gierige Mäuler, die einen ganz schön fetten Braten riechen. So entsteht ein rasantes Wechselspiel, das Leser*innen nicht nur zwischen Charakteren aus dem Bereich der Politik, Wissenschaft und Aktivismus hin- und herspringen lässt, sondern auch von Kontinent zu Kontinent.

Roman und Sachbuch in einem

Wie bereits in Blackout oder Der Fall des Präsidenten, hat Marc Elsberg auch hier seine Hausaufgaben ganz genau gemacht und bei seiner Recherche kein Detail ausgelassen, denn was zuerst wie Science-Fiction klingt, ist von der Realität gar nicht so weit weg. Ideen zu Geo-Engineering gibt es schon lange, das wird auch im Buch erwähnt, und die Technologien dazu sind auch in der Wirklichkeit teilweise nur eine Anpassung weit entfernt von einer möglichen Umsetzung. Celsius liest sich teilweise schon fast wie ein Sachbuch, das gut in einen Roman verpackt wurde. Da der Autor bestimmte Begriffe in den Dialogen ausführlich erläutert, spart man sich zum Glück das Googlen.

Celsius liest sich aber nicht nur wie ein Sachbuch, sondern auch wie eine Warnung: wenn wir nicht bald etwas unternehmen, bleiben uns im Ernstfall nur noch Experimente und die können ganz schön nach hinten losgehen. Die Kapitel sind schnell und spannend, jedoch auch kurz, weshalb es den Autor gelingt, die wichtigsten Charaktere rasch einzuführen. Ich persönlich mag kurze Kapitel in Büchern, da ich immer den Drang habe, ein Kapitel zu Ende zu lesen, bevor ich das Buch schließe und mich der nächsten alltäglichen Aufgabe widme.

Fazit:

Obwohl mir Geo-Engineering vorher schon ein Begriff war und ich darüber in der Vergangenheit sogar mal einen Beitrag gemacht habe, musste ich trotzdem während lesefreier Stunden immer wieder an das Buch und somit auch zwangsweise an mögliche Konsequenzen des Klimawandels denken, sowohl in der nahen als auch fernen Zukunft. Das Buch ließ mich während des Lesens oft innehalten und fragend in den Himmel blicken. Die Frage, die ich mir besonders oft stellte, war: „Werde auch ich irgendwann diese Dinger im Himmel sehen?“


Celsius

von Marc Elsberg

Blanvalet Verlag
608 Seiten, Deutsch, Gebundene Ausgabe mit Bändchen

26,80 €

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artist, writer, graphic designer