Maifeld Derby – Liebe zum Finale
Auch der dritte und leider letzte Tag am Maifeld Derby Festival 2023 in Mannheim konnte musikalisch an die beiden Vortage anschließen. Bei weiterhin traumhaften Wetter überzeugten uns vor allem Uche Yara, M83 und Indigo Sparke. Ein musikalisch traumhafter Tag Abschluss für eines der schönsten Festivals dieser Welt. We love you Maifeld Derby!
Wie die Zeit vergeht, da sind wir also schon wieder am letzten Festivaltag. Die Wehmut vor dem Ende setzt ein. Einen letzten Tag in das Maifeld Derby 2023 eintauchen und sich auf die Bands des Tages freuen. Bevor wir aber zu diesen kommen, jetzt noch für euch ein paar allgemeine Worte zum Festival, damit ihr auch von allem Drumherum einen guten Eindruck habt.
Zum Essen gab es wiedermal kleine Stände lokaler Restaurants aus Mannheim in einer großen Bandbreite. Falavel, Pizza, Bratwurst, Pommes, polnische Pirogi, Tacos, Sandwisches und vieles mehr. Favorit hier bei uns wieder der vegane Falavel der Kombüse Mannheim. Preislich Fair im Bereich zwischen vier und elf Euro. Der von uns am meisten geliebte Falavel der Kombüse kostete beispielsweise 6,50 für eine den ganzen Tag satt machende Portion.
Ebenso lokal und preislich ebenso ein Hit, die beiden lokalen Brauereien und der Wein von einem nahen Weingut. Hier gab es trotz Inflation nichtmal eine Preiserhöhung, das große Bier stabil bei vier Euro. Ebenso die Limonaden von Fritz & co preislich gleich geblieben. Eiskaltes und kostenloses Trinkwasser gab es an mehreren Trinkbrunnen auf dem Gelände. Wie üblich war auch wieder die Mitnahme eines Tetrapacks oder eine kleinen Wasserflasche auf das Gelände erlaubt. Unsere Rettung wiedermal, der Eiskaffee. Abgesehen davon:
- Äußert freundliches und kompetentes Security-Personal
- Motivierte und liebenswerte Helfer im Derby-Team
- Deluxe-Toiletten die ständig gereinigt wurden
- Hohe Übersichtlichkeit sowohl am Gelände, als auch auf Camping- und Caravanplatz. Gilt ebenso für die Sauberkeit.
- Ausreichend Sitzmöglichkeiten, einzig ein paar mehr Sonnenschirme wären nett, die wurden tatsächlich etwas zur Mangelware.
Uche Yara
Den Beginn an diesem finalen Tag machte die oberösterreichische Nachwuchskünstlerin Uche Yara. Die gerade mal 20-Jährige steht noch ganz am Anfang ihrer Karriere, eine EP/LP steht noch aus. Alle bisherige Veröffentlichungen finden sich auf YouTube. Das ihr eine große Zukunft bevorsteht zeigte bereits ihre Tour als Support von Bilderbuch.
Am Derby stand die Künstlerin dann mit ihrer Band und was sollen wir sagen, bist du deppad ist das gut? Musikalisch schwer in ein Genre zu packen. Wenn man es muss, wärs wohl Pop Rock. Das ganze aber unglaublich abwechslungsreich. Mal Indie, mal Brit-Punk, mal Soul-Elemente. Mal ruhig, mal fetzig, stets auf den Punkt, mit viel Energie und Leidenschaft auf der Bühne. Stillstand ausgeschlossen. Das war Party, das war Spaß, das war pure Lebensfreude durch Musik ausgedrückt. Neben den beiden bereits veröffentlichten Songs „Honey, Come find me“ und „Baby Boy“ gab es auch noch unbekannte Songs wie „Blockbuster“ zum Abschluss. Einfach unglaublich, wenn nicht der beste Gig an diesem Tag, dann einer der besten! Ach einer der besten des Festivals! Bitte liebe Uche Yara, sehr schnell ein Album veröffentlichen!
Cinemagraph
Bei mittlerweile brütender Hitze dann weiter zur Open Air Bühne. Da läuft einem mittlerweile im Fotograben innerhalb von Sekunden der Schweiß vom Gesicht. Trotz dieser widrigen, in der Sonne kaum auszuhaltenden Temperaturen, fand sich zum Auftritt der Mannheimer Locals von Cinemagraph eine beachtliche Traube vor der Bühne. Die erlebte dann eine nette, aber nicht spektakuläre Mischung aus Indie und Britpop. Solide gespielt bei solidem Sound, aber es fehlte uns einfach das besondere, der Funken, der die Musik von anderen Bands abhebt. Gut, Fans waren sicher zufrieden, aber jetzt kein Highlight dieses Derbys.
Suns of Thyme
Dillon
Das nächste Highlight war dann Die Pianistin/Singer-Songwriterin Dillon im Palastzelt. Reduzierte Bühnengestaltung traf engelsgleiche Stimme, die sanft aber doch kräftig zum Genießen einlädt. Während die erste Hälfte noch einen starken elektronischen Einfluss im Klangbild hat, dreht sich dieser in der zweiten Hälfte komplett. Die Töne werden ruhiger, das Klangbild wird bedeutend ruhiger. Bass und elektronische Beats weichen dem Klavier. Ein neues Konzert beginnt, dass aber in beiden Varianten von Dillons starker Stimme dominiert wird. Musikalisch wirklich großartig, aber auch hier gilt eines, war es die richtige Bühne? Vor allem der ruhigere zweite Part hätte wohl besser zum Sonnenuntergang auf den Parcours D’Amour gepasst.
Indigo Sparke
Genau auf diese Bühne zieht es uns als nächstes, zu Indigo Sparke. Die australische Indie-Künstlerin kam inklusive Band nach Mannheim. Kleine Nebeninfo zu Beginn. Hier handelt es sich um ihren echten Namen, keinen Künstlernamen. Die Mutter war großer Fan von Duke Ellington, ihr Lieblingssong „Mood Indigo“.
Musikalisch erzeugten vor allem die ersten Lieder wie Colourblind oder Real ein nordisches Flair, das bei uns sofort Island bzw. irische Folk Momente auslöste. Sehr traumhaft, stimmlich hell, wortwörtlich bezaubernd. Wer also Fan dieser typischen nordischen Klänge ist, sollte Indigo Sparke auf jeden fall verfolgen. In der Mitte, ab dem Song Blue verließen diese nordischen Klänge das Set, die Instrumente intensiver und der Sound mehr wie man ihn auch von amerikanischem Folk und Indie Bands kennt. Anders, aber ebenso einfach traumhaft schön. Eines unserer Highlights, nicht nur am Sonntag!
Einzig schade: Trotz dem nachgekommenen Wunsch aus dem Publikum mit „Everything Everything“ und Standing Ovations blieben die Rufe des Publikums nach einer Zugabe unbeantwortet. Das Konzert endet damit zehn Minuten früher als geplant, das war sehr schade und für uns auch unerklärlich, wieso sich Indigo Sparke gegen die gewünschte Zugabe entschied.
M83
Auch dieser letzte Festivaltag neigte sich langsam dem Ende zu, die Temperaturen im Freien wurden langsam angenehm, auch wenn sie noch immer hoch waren. Das machte auch Anthony Gonzalez, Leader der französischen Electronic/Dream-Pop/Rock Band M83 zu schaffen. Es musste sogar die Gitarre mal trockengewischt werden.
Fast ausschließlich instrumental, gespickt mit sehr bewusst gesetztem Gesang von Kaela Sinclair und Anthony Gonzalez. Atmosphärischer und abwechslungsreicher Sound, der stets mächtig und groß bleibt, mit seiner dichten Klangkulisse ein jedes Stadion zum Beben bringen würde. Schlagzeug und Keyboard als dominante Instrumente, sodass die Lieder auch innerhalb dieser oft zwischen Elektro und Rock wechseln. Großartig, zum Genießen und auch Tanzen. Dafür sorgte auch die Lichtshow, zwar nicht auf dem Niveau von Phoenix von gestern, aber trotzdem mächtig. Umrahmt die Musik perfekt und erzeugt so ein audiovisuelles Gesamtwerk, dass in jeder Sekunde beeindruckte und in seinen Bann zog.
Das wollte aber offensichtlich das Publikum nicht so ganz. Vielleicht war es die Zeit, früher Abend, oder die noch immer vorhandene Hitze im Zelt. Das Publikum brauchte ziemlich lange, um merklich dabei zu sein, vor allem bei den Songs des neuen Albums „Fantasy“ war das noch sehr zurückhaltend. Erst ab dem Welthit „Midnight City“ eskalierte das Zelt. Trotzdem, ein großartiger und beeindruckender Gig, der sich vielen Jahres-Bestenlisten der Besucher:innen finden wird, in unserer auch.
Florist
Ruhiger Indie Folk aus Brooklyn. Haben wir leider zu kurz gesehen, um uns ein ausreichendes Bild zu machen
Interpol
Nach einer kurzen Pause ging es nun zu den letzten beiden Bands dieses Festivals. Interpol hatte als Headliner die Ehre, das Palastzelt in die Nacht und damit auch aus dem Maifeld Derby 2023 zu begleiten. Die amerikanischen Indie-Rock Legenden lieferten in Mannheim ein erwartetes Set. Alle bisherigen Alben vertreten, Fokus aber auf „Antics“ und „Turn On The Bright Lights“ aus dem Jahren 2004 und 2002. Inklusive Songs wie Evil oder Obstacle 1. Solide runtergespielt, aber so richtig begeistert, eher nicht? Es fehlte einfach dieser Live-Moment, der den Auftritt abhebt. Solide, Fans sowieso glücklich, aber ein richtiges Highlight auch wieder nicht.
Nichtseattle
So wechselten wir nun zum zweiten Abschlussact auf den Parcours D’Amour, zu Nichtseattle. Die Berliner Newcomerin kam mit ihrer Band zum Finale auf die kleine Bühne, inklusive ihrem neuen Album „Carry Us Through It“. Es dauerte dann auch keine Minute, bis die Singer-Songwriter uns ein Lächeln auf die Lippen zauberte, uns ein Gefühl von Glückseligkeit gab, ein Gefühl dass genau in diesem Moment die Welt in Ordnung ist. Eine abwechslungsreiche Klangkulisse, die nicht auf große Bilder und große Momente setzt, sondern im kleinen begeistert. Im Kleinen einen im Herzen berührt und die Seele streichelt. Mal in Deutsch, mal in Englisch wobei sich „Ein Freund“ als unser Liebling herausstellte. Der perfekte Abschluss für dieses traumhaft schöne Festival!
Ganz viel Liebe
Das ist ein Was sollen wir noch zusammenfassend sagen? Maifeld Derby Festival, liebe Maifeldcrew, ganz viel Liebe von uns! Es waren wieder traumhafte Tage mit ausgezeichneter Musik, einem abwechslungsreichen und wirklich einzigartigen Line Up, einem Team in das man sich nur verlieben kann und einer Organisation, die auf ein bis zwei Kleinigkeiten perfekt war. Liebes Maifeld Derby, lieber Timo, ganz viel Herzen aus Linz, wir freuen uns jetzt schon auf 2024!
Foto: Andreas Wörister