Von Milch und Mensch
Die Erfolgsproduktion „Die Milchfrau“ ist zurück im Kosmos Theater. Dieses mitreißende Stück basiert auf Alja Rachmanowas Roman „Milchfrau in Ottakring“ und bietet einen Einblick in das Wien der 1920er Jahre. Depri, aber farbenfroh, feuchtfröhlich wird geplätschert und geträllert. Lasset die Wasserspiele beginnen.
Die Geschichte dreht sich um die Milchfrau, die sich im turbulenten Wien als Greißlerin versucht. Dabei setzt sie ihre letzte Ressource, ihren eigenen Körper, ein, um Profit zu erzielen. Ihr Ehemann, ein gescheiterter Akademiker, kann sie nicht unterstützen und so hängt es an ihr, mit Müh und Not die Familie zusammenzuhalten. Auch die Stadt macht es ihr nicht einfach. Die Wiener*innen begegnen der Milchfrau mit großer Skepsis und großen Wünschen, aber gewiss nicht auf Augenhöhe.
Nackt und nass
Die Schauspielerinnen singen und sprechen abwechselnd und werden begleitet von Paul Plut, der für lebendige Live-Musik sorgt. Ohne sein Tun wäre die Inszenierung definitiv nicht das, was sie heute ist. Verena Giesinger, verantwortlich für die Chorleitung und Arrangements, trägt ebenfalls zur musikalischen Pracht des Stücks bei. Begleitet von französischen Chansons und italienischem Chorgesang macht die Milchfrau einiges her und mit. Das Bühnenbild selbst, ein kreisförmiges Becken, wird zu einem wichtigen Bestandteil der Aufführung. Mal dient es als Spielwiese für zärtliche Bewegungsabläufe, mal als Schauplatz für den Überlebenskampf in einer von Klassen- und Geschlechterunterschieden geprägten Welt. Besonders im Gedächtnis bleibt einem das bunte Wasserballett. Es scheint fast ein bisschen fehl am Platz, aber wie etwas, das man unbedingt noch einbauen wollte.
Emotionale Strömungen
Dieses Stück verdient zweifellos die Aufmerksamkeit, die es bereits erhalten hat. Möge die Thematik auch noch so deprimierend sein, so wird einem doch nie langweilig. Durch aufwendige Choreografien, farbenfrohe Wasserspiele und makellos gespielte Töne bleibt einem diese Inszenierung noch lange im Gedächtnis. Ich glaube, ich spreche für einen Großteil der Zuschauer*innen, wenn ich sage, man hätte an manchen Stellen definitiv gerne mitgeplätschert.