Weck mich auf im Phönix Linz
Foto: Andreas Kurz

Weck mich auf – Sehr frei nach Grimm und Andersen

Gestern feierte „Weck mich auf“ Premiere im Theater Phönix in Linz. Das Stück erzählt mit nur einem Protagonisten und einer Protagonistin die gängigsten Märchen vom Grimm und Andersen und transportiert das Publikum in eine etwas andere Welt der Märchen.

Stücke wie Aschenputtel, die Sterntaler oder das Mädchen mit den Schwefelhölzern begegnen uns in „Weck mich auf“. Erzählt werden sie von Gina Christoff und Marius Zernatto. Der rote Faden sind dabei zwei Tücher. Aber starten wir am Anfang: Das Licht wird gedimmt, das Publikum wird leise und plötzlich klingelt ein Handy. Die Angerufene geht sogar dran! Und ich bin voll drauf reingefallen, denn spätestens nach den weiteren Worten, die die Protagonistin mit ihrer Mama wechselt, wird klar: Das gehört doch dazu! Ein Zuschauer findet das aber gar nicht lustig und stellt sich ans Open Mic. Marius Zernatto betritt die Bühne und die Musik beginnt. „Da spielt doch wohl nicht wirklich „Weck mich auf“ von Sammy Deluxe? Der wird doch wohl jetzt nicht wirklich anfangen, das Lied zu rappen?“, denke ich mir gleichzeitig überrascht, freudig und völlig aufgeregt. Und als es dann wirklich passiert, kann ich es gar nicht fassen und mir entkommt ein fröhliches Quieken in meinem Stuhl. Der Anfang des Stücks hat mich also schon mal überzeugt.

Foto: Andreas Kurz

Die Handlung und mein Senf dazu

Im Laufe des Abends sehen wir Gina und Marius zu, wie sie in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. Gina erzählt die Geschichte von „Kaisers neue Kleider“ und bildet eine perfekte Überleitung zu König Drosselbart. Zwischen jedem Märchen spielt Musik. Anfangs hören wir bekannte Songs, gecovert von Streichquartetten, wie wir es aus der Erfolgsserie Bridgerton kennen. Später wird die Musik auch mal lauter, rockiger oder geht zurück zum Rap. Immer wieder kehren wir zum Open Mic Konzept zurück und tauchen dann wieder in Märchen ein. Ständiger Begleiter sind die beiden Tücher, die für mich genauso ein Main Character sind. Die Kreativität, wie die Tücher eingesetzt werden, ist beeindruckend. Einmal sind sie Streichinstrumente und im nächsten Moment eine Waffe.

Die Märchen werden sehr frei erzählt. Vor allem der Wechsel zwischen den Märchen ist beeindruckend. Gina und Marius wechseln so schnell und authentisch ihre Emotionen, dass ich gar nicht klarkomme. Gut zu sehen ist der schnelle Wechsel bei „vom Fischer und seiner Frau“, während dem die beiden „Wechsel“ schreien und plötzlich die Rollen tauschen. Der bescheidene Fischer wird plötzlich zu seiner habgierigen Frau und umgekehrt.

Meine Interpretation

Dass die Märchen von früher noch immer relevant sind, zeigt sich in dieser Interpretation oft. Motive wie Unzufriedenheit, die Ausübung von Macht, Armut, die Frage zwischen Gut und Böse, oder auch Großzügigkeit und Liebe begegnen uns. Oft wird auf der Bühne geblödelt, was den ganzen Saal erheitert zum Lachen bringt. Das Stück kann aber auch Ernst sein und uns komplett in den Bann ziehen. Vor allem bei Marius‘ porträtierung von „das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ komme ich emotional an meine Grenzen und versuche in dem kleinen Raum nicht zu weinen. „Weck mich auf“ spielt mit der Aussage der Märchen und damit, die Schauspieler auch „echt“ miteinander agieren zu lassen. Vor allem in Hänsel und Gretel, sprechen sich Greta und Marius ab und ändern mutmaßlich die Geschichte.

Foto: Andreas Kurz

Mein Fazit und Kritik

Wie schon erwähnt, ist die schauspielerische Leistung beeindruckend. Zu zweit auf der Bühne so viel Text und so schnelle Emotionswechsel zu spielen ist eine Meisterleistung. Auch das Rappen beeindruckt mich sehr und war für mich unerwartet. Bei den Songs punktet vor allem Marius mit Textsicherheit und Stimme. Auch schauspielerisch sticht er neben Gina für mich raus, wobei ich Ginas Leistung und Spiel damit absolut nicht denunzieren möchte. Einzig die Verwendung der Zunge könnte für mich etwas zurückgeschraubt werden. Gina sticht heraus, wenn sie Geschichten erzählt. Straight ins Publikum, mit dem bombastic Side Eye zu Marius, viel Emotion in der Stimme und trotzdem klar – das holt mich ab! Ich hoffe, wir hören noch öfter von ihr. Ich stelle mich an fürs erste Audiobook von Gina.

Die Inszenierung, die Auftritte der Phönix Crew am Bildschirm und das Kostüm sind sehr klug gestaltet. Der kleine Raum schafft eine Intimität zwischen dem Publikum und den Protagonist:Innen, wie ich sie noch nie erlebt habe. Ich bin positiv überrascht ins Stück gestartet und habe es auch genau so wieder verlassen. Der lange Applaus am Ende spricht dafür, dass ich nicht die einzige begeisterte Zuschauerin war.

Facts

Weck mich auf – Trailer auf YouTube

Wer das Stück noch sehen möchte, besorgt sich am besten schnell noch Karten über Kupfticket. Außerdem ist die Produktion mobil und kann auf Anfrage gebucht werden. An folgenden Daten wird das Stück noch im Theater Phönix gespielt:

  • Sa. 14.10. Phönix Balkon 19:30
  • So. 15.10. Phönix Balkon 19:30
  • Fr. 20.10. Phönix Balkon 19:30
  • Sa. 21.10. Phönix Balkon 19:30
  • Di. 24.10. Phönix Balkon 19:30
  • Mi. 25.10. Phönix Balkon 11:00
  • Sa. 28.10. Phönix Balkon 16:00

Ich bin wahrscheinlich die Definition von Jack of all Trades. Ich liebe es vieles zu machen, sonst kommt die Unruhe in mir zum Vorschein. "Fake it till you make it", ist einer meiner Lieblingssätze, denn wenn ich etwas machen möchte, mach ich's eben einfach. Deswegen bin ich: Eventmanagerin, professionelle Tänzerin, Tanztrainerin, Content Creator, Bloggerin, Sprecherin/ Moderatorin in Ausbildung und vieles mehr. Ich freu mich, wenn ihr meine Beiträge lest und über eure Nachrichten!