Circus of the Strange von und mit Patrik Huber
Foto: Zoe Goldstein

Theater Phönix: Circus of the Strange

Der Zirkus macht Halt am Phönix-Balkon. Ich durfte mir die Premiere ansehen und kann eines vorab verraten: Circus of the Strange hält, was es verspricht. Es ist strange. So strange, dass ich vor lauter Verwirrung gut unterhalten war, aber ich auch nicht genau weiß, was ich mir da angesehen habe.

Den Inhalt mit Plot, Twist und Happy End kann ich euch leider nicht erzählen, weil es einfach keinen gibt. Patrik Huber erzählt mit seiner Band, den „Living Dead Clowns“ und Julio Geschichten des Circus of the Strange. Dabei werden lange Monologe oft durch jazzige Musikstücke durchbrochen. Julio begleitet das gesamte Stück, spielt mit den Requisiten und zeigt uns Emotionen, jedoch nur nonverbal durch Lachen oder Schreien.

Im Circus of the Strange erleben wir Abenteuer, die vor lauter Absurdität die schönsten Bilder in meinem Kopf kreieren. Patrik Huber fragt nach einigen Minuten Julio: „Verstehst du was ich meine?“. Meine innere Stimme schreit nur laut NEIN! Aber ich muss auch nicht verstehen, was nicht dazu da ist, um verstanden zu werden.

Wie schon erwähnt, kreiert das Stück wunderbare, absurde und abstrakte Momente. Patrik Huber erzählt von Augenkastagnetten, die man ganz normal im Augenkastagnettengeschäft kaufen kann. Er erzählt von Vögeln, die man unter keinen Umständen pressen darf, weil sie keine Zitronen sind. Und eines möchte er auf KEINEN FALL: „Don’t piss in my car!“. Ein Moment gefällt mir auch besonders gut. Hier werden die „Living Dead Clowns“ auch in die Geschichte mit einbezogen. Einer davon ist in dem Moment Patriks Kind, der andere die „Mutter(?)“. Während die „Mutter“ immer wieder brüllt: „Unser Kind ist eine fette Sau!“, findet Patrik die schönsten Umschreibungen und positive Eigenschaften für das korpulente Kind. Einer dieser Vorteile ist beispielsweise, dass das Kind nicht untergehen kann: es schwimmt auf der Oberfläche.

Was Passiert hier?

Eine Frage, die ich mir während des Stücks sehr oft stelle. Oft wirklich verwirrt, oft ziemlich belustigt, und oft beeindruckt. Vor allem beeindruckt mich ein Mitglied der Band, der Klavier spielt, aber auch Trompete und Schlagzeug – und beides gleichzeitig. Ja genau, gleichzeitig! Beeindruckt bin ich auch, dass man sich so viel „Unsinn“ merken kann. Patrik Huber hat lediglich eine Setlist als Notiz und führt allein durch das Stück, denn wirkliche Dialoge gibt es nicht. Sein ständiger Kompane Julio verwirrt mich hauptsächlich. Ich habe keine Ahnung, was er im Stück macht. Was Julio begleitet ist meine ständige Sorge um ihn und alle rund um ihn, wenn er am Bügelbrett surft oder auf den Sesselturm klettern will.

Was meine Erfahrung im Circus of the Strange wahrscheinlich am besten zusammenfassen kann, ist die folgende Geschichte. Sie verwirrt, belustigt und beeindruckt mich. Ja, ich kann auch einige Dinge gleichzeitig. Der Protagonist erzählt von seinem Erlebnis mit acht kasachischen Tänzerinnen im Magen einer Kuh. Er ist von hinten hineingekommen, also möchte er vorne wieder raus. Er streckt die Arme durch die Nüstern der Kuh und schwingt nach rechts und links. Wie auf einem Segelboot und singt als Antwort „I am sailing“. Bei so viel Absurdität kann ich nur applaudieren.

Fazit

Circus of the Strange verspricht Verwirrung und Begeisterung als Varieté des Verrückten. Wer einen Abend wie keinen anderen erleben möchte, geht in das Stück. Ich habe einige Zeit gebraucht, um akzeptieren zu können, dass ich einfach nicht verstehen kann. Oder doch? Ich denke, dass jede:r die eigene Interpretation für das Stück finden kann, wenn sie:er überhaupt möchte. Oft kann ich mit Abstraktem nichts anfangen, aber mir hat’s ab dem Zeitpunkt, wo ich den Sinn nicht mehr gesucht habe, gefallen. Meine Idee ist es, dass uns Patrik Huber hier zeigt, was in den Köpfen von Künstlern vorgeht, die ich persönlich oft nicht greifen kann. Es wirkt teilweise improvisiert, die Musik ist sehr jazzig und manchmal denke ich, dass ich die Mitwirkenden erwischen könnte, selbst über die Absurdität zu lachen. Ein gelungener Abend für offene Geister.

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, kann sich noch Karten für 14. November oder 12. Dezember bei Kupfticket kaufen.

Ich bin wahrscheinlich die Definition von Jack of all Trades. Ich liebe es vieles zu machen, sonst kommt die Unruhe in mir zum Vorschein. "Fake it till you make it", ist einer meiner Lieblingssätze, denn wenn ich etwas machen möchte, mach ich's eben einfach. Deswegen bin ich: Eventmanagerin, professionelle Tänzerin, Tanztrainerin, Content Creator, Bloggerin, Sprecherin/ Moderatorin in Ausbildung und vieles mehr. Ich freu mich, wenn ihr meine Beiträge lest und über eure Nachrichten!