Marathonmann Kranhalle München
Foto: Christoph Leeb

Marathonmann: sie sind immer noch hier

Seit 2011 bestehend gehören Marathonmann zu Münchens Finest, wenn es um alternative Musik geht. Vergangenen Freitag luden sie in der Kranhalle zum Jahresanfangskonzert, und bewiesen, dass sie auch mit neuen muskalischen Elementen nicht zum alten Eisen gehören.

Es hat ja fast schon Tradition, dass die Band Marathonmann zum Jahreswechsel zu einem großen Heimspiel in der bayrischen Landeshauptstadt lädt. Normalerweise im Dezember und im Backstage, dieses Mal im Januar in der Kranhalle im Feierwerk. Diese Kranhalle ist auch ein Kleinod: gut 400 Leute Kapazität, eine mehr als umfangreiche Bar samt mehr als motivierter Crew, und eine Bühne, die wie gemacht für ein Post-Hardcore-Konzert ist. Wobei sich die Kritiker:innen ja nicht immer einig sind, ob man Marathonmann noch als Post-Hardcore-Band bezeichnen kann. Aber dazu später mehr.

Zum Start ein Jubiläum

Den Abend eröffnen durften Flyswatter aus Berchtesgaden. Die feiern heuer ihr dreißigjähriges Bühnenjubiläum und machen laut Selbstdefinition „High School Rock“. Zumindest die Variante davon, die man in den 1990ern hören durfte. Musikalisch hat sich das auch Anno 2024 noch nicht geändert – und macht mächtig Spaß. Ausflüge ins Publikum inklusive, und auch nach dreißig Jahren eine musikalische Bereicherung für jedes Punkrock-Fest.

Danach folgte der „Special Guest“ des Abends, The Deadnotes. Die Band existiert seit 2011 und schlägt musikalisch durchaus andere Töne an. Das Trio aus Freiburg gibt sich um Einiges mehr dem Pop-Punk gegenüber affin. „Forever Outsider“ heißt die aktuelle EP, mit der sie auch schon auf Solo-Tour unterwegs waren. Wie das klingt? Mitsingtauglich, an internationalen Indie-Vorbildern orientiert. Live ebenso motiviert wie der Opener, ebenso mit Ausflug ins Publikum. Kann man durchaus mal als Support mitnehmen.

Die Stadt gehört immer noch den Besten

Gekommen waren ein Großteil der 300 Anwesenden dann aber doch wegen Marathonmann und deren Jahresanfangskonzert. Kein Wunder, ist doch ein Heimspiel immer eine besondere Sache. „Maniac“ heißt die 2023 veröffentlichte fünfte Platte, die musikalisch doch ganz andere Töne anschlägt, als man es von Marathonmann zuvor gewohnt sind. Post-Hardcore-Elemente sind um Synthie-Elemente erweitert worden, und die 80er sind hier als einflussreiche Epoche ebenso zu nennen. Hat bei Fans der ersten Stunde nicht nur für Begeisterung gesorgt, allerdings sei an dieser Stelle mal gesagt: lasst sie doch machen. Ist ja auch erfrischend, mal Neues zu hören, und hey, auch Bands wie Mando Diao haben mal Platten wie „Aelita“ veröffentlicht und haben gewohnte Pfade verlassen. Denn Eines sind Marathonmann noch immer: verdammt livetauglich. Die Setlist ist an diesem Abend mehr als ausgewogen, das wird bereits am Anfang mit „Holzschwert“ und „Flashback“ deutlich. Neue Songs wie „Auryn“ sind ebenso dabei wie eine berührende reduzierte Version von „Abschied“ oder das immer wieder großartige „Wo ein Versprechen noch was wert ist“. Politisch sind sie sowieso stabil geblieben, und spätestens wenn „Die Stadt wieder den Besten“ gehört, ist die Fanbase auch wieder versöhnt. Zugabe? Ja, gabs, mit „Maniac“ und „Feuer“. Schön zu sehen, dass Marathonmann auch Anno 2024 immer noch hier sind, und nächstes Mal wird die Bude dann wirklich wieder bummvoll, gell!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.