Okfella im Interview
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Okfella – Der Skater-Rapper mit gebrochenem Herzen

Bereit für die vielseitige Welt des Berliners Okfella? Von Alternative Rock bis hin zu dreckigem Techno, seine Musik spiegelt die Leidenschaft für kreative Vielfalt wider. Erfahre in unserem exklusiven Interview, wie Skateboarding nicht nur seine künstlerische Reise beeinflusst hat.

In einer Ära, in der kreative Freiheit die Norm ist und musikalische Grenzen verschwimmen, positioniert sich Okfella als ein aufstrebender Künstler in der Deutschrap-Szene. Sein Genre lässt sich nicht in Schubladen stecken und er überzeugt mit einem bunten Mix aus verschiedenen Stilen, die keine Limits kennen. Von seinen Wurzeln als Vorstadt-Kid bis hin zu den tiefgründigen Texten seiner Tracks, bietet Okfella einen faszinierenden Einblick in die Welt eines Künstlers, der die Regeln neu schreibt.

subtext.at: Wie würdest du dein Genre für jemanden beschreiben, der noch nie einen Song von dir gehört hat?
Okfella: Ich hatte das Gespräch erst vor kurzem mit zwei Freundinnen. Da gings auch so ein bisschen darum, dass man sich das auch für die Zukunft definiert und auch ein wenig die Stilistik findet. Die Leute, die dann auf diesen Stil Bock haben, sollen dann auch gezielt zu Okfella kommen und dann sagen: Ich hab‘ Bock auf die Vibes! Da ist mir auch aufgefallen, dass mir die Vielseitigkeit an der Kunst mega Spaß macht, vor allen Dingen bei Musik – und das liebe ich halt voll. Ich liebe es manchmal so auf Alternative-Rock-Beats zu gehen, dann mache ich mal wieder einen voll dreckigen Techno-Track, dann wieder einen DnB-Track oder dann einen Trap-Song. Meine Stilistik, also das Genre, würde ich jetzt mal als Skate-Rap mit gebrochenem Herzen beschreiben.

subtext.at: Wie bist du eigentlich dazu gekommen, Musik zu machen?
Okfella: Eigentlich mehr oder weniger durch Skateboarding. Also ich würde auf jeden Fall sagen, dass ich ohne Skateboarding jetzt nicht hier sitzen würde. Diesen Lebensweg habe ich für mich gefunden, weil ich durchs Skaten so eine freie und tolerante Denkweise gegenüber vielen Sachen mitbekommen habe. Das hat mir den Mut gegeben, mich zu trauen und im Leben zu machen, auf was ich Bock habe. Dann auch major Shoutout an meine Eltern, die aus einem 9 to 5 Business kommen und auch immer gesagt haben: Wenn du was hast, wofür du brennst, unterstützen wir dich in jeder Sache!

Insgesamt zur Musik bin ich während meines Studiums gekommen. Da habe ich in so einer Kleinstadt studiert, die relativ weit weg war von Berlin, wo ich eigentlich so meine Base hatte. Eine damalige Freundin hat Acoustical Engineering studiert und ich visuelle Kommunikation, also Drehbücher schreiben und so. In meiner Freizeit war in dem Ort gar nichts los und dann haben wir uns überlegt, dass wir mal was aufnehmen. Dann hat sich der erste Check relativ vernünftig angehört, weil die auch wussten, wie man mixt und mastert. Ich höre schon mein Leben lang mega viel Musik und bin da voll der Nerd drin. Warum sollte ich das nicht auch machen?

subtext.at: Und wie sieht der kreativer Prozess bei dir aus, wenn du Musik machst?
Okfella: Ganz unterschiedlich. Kommt erstmal darauf an, ob ich mit jemandem in einer Session bin oder zu Hause. Best Case bin ich in einer Session, das gefällt mir besser. Ich finde so motiviert man sich gegenseitig und hat auch verschiedene Einflüsse. Meiner Meinung nach bekommt Kunst immer eine bessere Qualität, wenn mehrere Menschen im Prozess involviert sind. Wenn ich in der Session bin, ist es meistens so, dass ich erstmal ein Stündchen ankomme, Kaffee trinke und socialize.

Wenn ich mit neuen Künstler:innen oder neuen Producer:innen bin, muss man sich auch erstmal kennenlernen. Das geht jetzt bei mir nicht so auf Knopfdruck. Dann überlegt man sich, auf was für einen Song man Bock hat und in welche Richtung es gehen soll. Das geht bei mir zurzeit in eine uplifting Richtung. Dann sucht man sich Samples, also Instrumente. Da wird was eingespielt oder man sucht sich was von diversen Plattformen. Manchmal bekommt man auch was von anderen Leuten. Meistens, wenn ich morgens früh aufstehe und weiß, dass ich Session habe, krieg ich schon ein Bauchgefühl, in welche Richtung es gehen soll.

subtext.at: Du hast auch ein paar traurige Songs, wo es um Angst, Traurigkeit, Einsamkeit und Isolation geht. Solche Themen vermisst man im Hip-Hop Bereich sehr. Wie schaffst du es eigentlich, so offen und ehrlich darüber zu sprechen?
Okfella: Hm, gute Frage. Für mich ist das so – wenn ich traurige Tracks mache, dann ist das für mich auch immer ein sehr großer Teil Selbsttherapie. Wenn ich diese Art von Musik mache, will ich die auch so ehrlich machen, wie es geht. So kann ich mit dem Gefühl umgehen und bekomme danach auch ein besseres Gefühl. Ich denke, dass man damit vor allen Dingen Leute erreichen kann, die ähnliche Gefühle haben oder auch vielleicht in einer schweren Phase sind. Am schönsten ist es, wenn ich vielleicht sogar auch ein bisschen helfen kann oder das Gefühl geben kann, dass es noch andere Leute draußen gibt, denen es gerade auch so Scheiße geht. Du bist nicht der/die Einzige.

subtext.at: Du hast auch einen Track namens Angst. Möchtest du da ein bisschen was erzählen, was dich dazu motiviert hat, diesen Track zu schreiben? Gibt es dazu eine Hintergrundgeschichte? Natürlich nur, wenn du es teilen magst.
Okfella: Angst ist ein großer Bestandteil von vielen Dingen im Leben und vor allem ein riesiger Bestandteil von Motivation, ist mir aufgefallen. Vielleicht sollte man sich der Angst auch so nähern, dass es gar nicht mal unbedingt nur eine negative Sache ist, denn man kann auch extrem viel daraus lernen, wenn man sieht, wovor man Angst hat. Ich fand es mega interessant, einen Track darüber zu machen. Vielleicht haben wir Angst vor etwas und erst wenn man das dann ausspricht, kann man daran arbeiten. Wenn ich Musik mache, dann sehr impulsiv. Ich habe mich nicht hingesetzt und gedacht: Jetzt schreibe ich einen Song über Angst. Ich höre einen Beat und freestyle eigentlich und wenn da dann zum Beispiel das Wort Angst fällt, dann setze ich mich erst hin und beschäftige mich damit.

subtext.at: Du machst ja nicht nur Musik. Du bist auch Videoproduzent und Grafiker. Machst du da in die Richtung auch noch was oder konzentrierst du dich gerade nur auf Musik?
Okfella: Eigene Videos und Visuals versuche ich schon selber zu machen, aber das ist auch ein ganz schöner Hustle, wenn man schon drei- bis vier Mal die Woche Sessions hat. Ich stehe Montag auf und Donnerstagabend ist Release, muss das Video noch schneiden und bin eigentlich auch noch auf drei Sessions. Das werden dann zwei- bis drei schlaflose Nächte, aber dafür liebe ich es auch. Ich bin super dankbar dafür, dass ich das auch selber machen kann, weil mir diese visuelle Komponente voll wichtig ist. Ich liebe das einfach, wenn ich im Edit sitze und mega Spaß daran habe. Wenn ich Zeit habe, mache ich auch Videos für meine Homies. Ich habe für unser Kollektiv schon ein paar Videos gemacht. Die ersten Videos von makko waren auch von mir und für toobrokeforfiji waren auch schon einige dabei.

subtext.at: Du hast schon eben vom Kollektiv Boloboys gesprochen. Wie ist diese Gruppe von sieben Jungs eigentlich entstanden?
Okfella: Super random eigentlich. Das war eine Reihe von vielen Zufällen. Es hat damit angefangen, dass wir alle Musik gemacht haben. Wen ich am längsten davon kenne ist auf jeden Fall makko, weil wir aus einer ähnlichen Ecke kommen. Wir haben beide in einer Vorstadt im Umfeld von Berlin gewohnt, deswegen habe ich ihn schon mit 13 kennengelernt. Er ist einer meiner längsten Freunde. Er hat dann irgendwann toobrokeforfiji kennengelernt, dann haben wir alle zusammen gechillt. Dieser kannte Sin Davis, beslik meister und Loco Candy. Toobrokeforfiji kocht voll gerne für Freunde, vor allem Bolognese, weil er das mega gut kann.

Wir dachten uns anfangs, dass es ganz lustig wäre, gemeinsam eine Meme-Page auf Instagram zu machen. Die besteht übrigens bis zum heutigen Tag noch und hat auch super viel Aufmerksamkeit bekommen, dadurch dass wir alle Mukke machen und voll den Dachschaden haben. Dann sind wir auf die Idee gekommen, ein paar Tracks zusammen aufzunehmen. Anfangs haben wir eigentlich nur auf so type-Beats gerappt, gefühlt bei jemandem im Wandschrank mit ner Socke als Popschutz. Wir haben dann auch viel Zeit miteinander verbracht und arbeiten aktuell an einem Tape, das sogar mega professionell ist, auch wenn viele schon gar nicht mehr dran glauben, dass ein Tape kommt, weil wir es schon viel zu lange angeteasert haben (lacht).

subtext.at: Cool, werde ich auf jeden Fall verfolgen. Was ist eigentlich dein Lieblings-Track von dir selbst und warum?
Okfella: Also mein Lieblings-Track von mir selbst ist immer ein unreleased Track. Das wechselt auch teilweise täglich bei mir. Heute würde ich sagen Kleine Kids.

subtext.at.: Spielst du den heute auch?
Okfella: Ne, ich spiele heute ziemlich viele unreleased Tracks, aber den spiele ich nicht. Ich wollte nicht alles, was ich jetzt gerade so auf der hohen Kante habe, heute schon präsentieren, aber es kommen sehr viele nice Sachen.

subtext.at: Was glaubst du, würdest du jetzt arbeiten, wenn du nicht Musik machen würdest?
Okfella: Ich habe ein sehr breites Empfinden für Kreativität. Ich habe auch dieses eine Buch gelesen von Vick Rubin, wo er auch beschreibt, dass eigentlich alles, was ein Mensch macht, kreativ ist. Selbst wenn man morgens aufsteht und sich Frühstück macht und da überlegt, wie man es auf dem Teller anordnet. Ich mag’s auch sehr, mich mit Kleidung zu beschäftigen. Ich habe viele Leute in meinem Freundeskreis, die in diesem Bereich tätig sind. Da schnuppere ich sehr gerne rein. Als traditionellen Job könnte ich mir Schuster vorstellen. Stirbt halt leider voll aus. Altes Schuhwerk wieder herzurichten, das man sein Leben lang tragen will, finde ich schon super sweet.

subtext.at: Machst du gerade aktuell 24/7 Musik oder machst du nebenbei auch noch was Anderes?
Okfella: Ich hatte jetzt zwei Jahre, wo ich selbstständig war und nur Musik und Videos gemacht habe. Ich bin aber so ein Mensch, ich brauche immer Vielfältigkeit im Leben. Kreative Prozesse werden immer fresher, wenn man da einen frischen Wind reinbringt. Deswegen arbeite ich seit 4 Monaten einmal in der Woche mit einigen Freunden im Skateshop Titus in Berlin. Das ist echt so ein Segen. Ich bin da wirklich mit meinen Homies hinter der Theke, wir können da neben der Arbeit mega entspannt reden. Es kommen auch daily Fans vorbei, die nicht wissen, dass ich da bin.

subtext.at: Du hast vor kurzem deine neue Single Replay rausgebracht. Glückwunsch dazu! Wie ist der Track eigentlich entstanden?
Okfella: Replay ist relativ lustig entstanden. Also es gibt so einen Instrumentalisten, der Rj Pasin heißt. Er ist voll auf TikTok am boomen. Er spielt so hyper-poppige Gitarre. Das Sample selber ist von ihm und diese Gitarre ist einfach viral gegangen. Dieses Sample hatte 2,7 Millionen Likes und ein Freund von mir, der Producer aus Frankfurt ist, hat den gefunden und ihn gefragt, ob man das benutzen darf. Er hat daraus dann einen Beat gemacht und den habe ich dann über einen anderen Freund gefunden, der seinen Beat auf einem Type-Beat-Kanal geladen hat.

Ich war schon fast an der Ecke, wo ich gesagt hab, dass es nicht so nicer Tag wird. Dann bin ich kurz in die Sonne und habe diesen Beat gefunden. Da wusste ich, auf den kann ich mega gut schreiben. Den Song habe ich auch erst Anfang des Jahres geschrieben. Es gibt Zeiten, da bin ich auch selber im Momentum und wenn ich geile Songs mache, dann bringe ich die direkt raus und warte da nicht so lange.

subtext.at: Kannst du schon ein bisschen verraten, in welche Richtung es mit deinen Sounds in Zukunft gehen wird? Was können die Fans erwarten?
Okfella: Auf jeden Fall wieder durchgemixt. Es wird alles mehr Qualität haben, weil ich jetzt auch viel mehr im Studio bin und weg von meinem Zimmer, wo ich auf so einem Rhode NT 1 Recorder auf Type-Beats rappe. Ich weiß jetzt was mein nächster Release gerade ist. Was den übernächste Release betrifft, da stehen so 3 verschiedene Tracks zur Auswahl. Wenn ich jetzt morgen noch einen geileren mache, könnte es auch der werden. Bin da sehr spontan und mache zurzeit Waterfall Releases.

Das bedeutet, dass man eine Single hat, so wie Replay, und da zum Beispiel 8 Vans, der jetzt im Januar kam, noch hinten dran ist. Das sieht dann auf den Plattformen immer wie eine EP aus. Ich announce aber über Social Media nur eine Single und das ist ganz nice, weil wenn dann die Leute Replay zum Beispiel feiern, dann rutschen sie direkt auch zu 8 Vans. Es wird gegen Ende des Sommers oder Ende des Jahres auf jeden Fall ein zusammenhängendes Projekt kommen, wo dann die Tracks nochmal eine andere Reihenfolge haben und auch Tracks dazu kommen, die es jetzt nicht als Single geschafft haben.

subtext.at: Was wäre denn so dein Dream-Feature? Kann auch international sein!
Okfella: Ich bin ja jetzt persönlich gar nicht der, der viel deutsche Musik am hören ist. Das ist natürlich nur ein Traum, aber da kann ich auch gar nichts anderes sagen als Frank Ocean.

subtext.at: Du hast eben gesagt, dass du privat kaum deutsche Musik hörst. Was sind so deine Top Artists, die du gerne privat hörst?
Okfella: Das ist bei mir, so wie ich Musik mache, sehr, sehr, sehr unterschiedlich. Versuche mich da auch vielfältig zu halten, weil ich auch finde, dass das wichtig ist. Ich habe auch gemerkt, dass es besser ist, dass man, wenn man in der Deutschrap-Szene stattfindet, gar nicht so viel deutsche Musik hört, weil man sich sehr viel inspirieren lässt und dann ja eigentlich gar nichts Neues machen kann. Das hat mir auf jeden Fall geholfen. Wer in meiner laufenden Queue ist, ist definitiv, wie ich gerade meinte, Frank Ocean. Sogar beim Meditieren höre ich den. Ich höre aber auch zum Beispiel super viel Jazz zum Anfang und zum Ende des Tages, um ein bisschen runterzukommen.

Eine kreative Seele, die mit einer Leidenschaft für Musik und Fotografie visuelle Geschichten erzählt.