Cuckoo
Der deutsche Spielfilm von Tilman Singer wurde auf der 74. Berlinale uraufgeführt und präsentierte sich nun beim Crossing Europe 2024. Im Film zieht Gretchen nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater, seiner Frau und ihrer 7-jährigen Halbschwester in ein deutsches Ferienresort, das ein dunkles Geheimnis umgibt.
Es ist Nachts. In einem Haus streitet sich ein Pärchen. Weiter oben liegt ihre Tochter, die fast schon unmenschlich zuckt. Das Elternpaar bemerkt während des Streits nicht, dass ihre jugendliche Tochter vor die Türe tritt. Auch hier stoppen die zuckenden Bewegungen nicht. Plötzlich hört man Vogelgezwitscher in der Ferne und der Hals der Jugendlichen fängt an zu pumpen. Sie läuft in den Wald. Szenenwechsel.
Willkommen im Alpenresort
Nach dem Tod von Gretchens Mutter, muss die 17-Jährige mit ihrem Vater leben, der mit seiner neuen Frau und 7-jährigen Tochter in ein deutsches Ferienresort in den Alpen zieht. Dort angekommen, empfängt Herr König, der Chef ihres Vaters und Besitzer des Ressorts, die Familie. Er hat ein unüblich großes Interesse an Gretchens Halbschwester und bietet Gretchen einen Job an der Rezeption an. Gretchen hat nicht vor, lange zu bleiben und nimmt den Job an, um mit dem verdienten Geld zurück in die USA zu reisen. Herr König ist es außerdem unglaublich wichtig, dass Gretchen nicht nach 22 Uhr im Resort unterwegs ist.
Unheimliche Begegnungen
Dem rebellischen Teenager ist das egal und so löst sie ihre Kollegin von ihrer Abendschicht ab. Am Weg nach Hause hat Gretchen das erste Mal eine Vision von einer unheimlichen Frau, die sie jagt und flüchtet sich in das nahegelegene, fast verlassene Krankenhaus. Gretchen ist überzeugt davon, dass es sich jedoch um keine Vision handelt. Die vielen unerklärlichen Dinge, die mit den Frauen im Resort und mit ihrer Schwester passieren, machen Gretchen nur noch stutziger. Auch die Geräusche, die sie oft mit ihren Kopfhörern ausblendet, werfen nur noch mehr Fragen auf. Obwohl Herr König sie warnt, nicht weiter nachzuforschen, begibt sie sich in ein gefährliches Nest aus Geheimnissen.
Blutige Fiktion
Der zweite Film von Tilman Singer wurde wie sein preisgekrönter Film Luz (2018) auf Film gedreht, jedoch diesmal auf 35 mm. In der Hauptrolle stellt Hunter Schäfer (u. a. bekannt aus Eurphoria) die Teenagerin Gretchen phänomenal dar. Den Antagonisten Herr König spielt Dan Stevens, der dem Charakter einen Sadismus einhaucht, den man von Anfang an spüren kann. Der Kameramann Paul Faltz gab uns während dem Filmfestival einen Einblick in die Entstehung des Films. Was man mit vergleichsweise wenig Budget, nur 36 Drehtagen und schwierigen Locations schaffen kann, zeigt Besucher:innen dieser Film.
Fazit
Ich kann den Film nicht wirklich in ein Genre einordnen, was definitiv keine Kritik ist! Für mich bewegt sich der Film zwischen Horror, Psychothriller und Geschichte, die den Wert einer Familie und Geschwisterliebe hervorbringt. Zwischen blutigem Gemetzel und grausigen Ritualen sehen wir eine so brillant dargestellte, vielschichtige Hauptdarstellerin und ganz viel Menschlichkeit. Die Bilder sind sehr interessant, die Idee sehr neu für mich und vor allem die schauspielerische Leistung ganz hoch oben. Ohne zu viel Spoilern zu wollen ist meine einzige Kritik, dass mir die Erklärung zu „Cuckoo“ fehlt. Ansonsten gelingt dem Film die Balance zwischen Teenagerangst und Brutparasit hervorragend.
Mein Kollege Marco möchte übrigens noch hinzufügen, dass er sich nun bei jeder epischen Kampfszene in einem Horrorfilm einen Italo-Schlager wünscht.
Ganz großes Kino – danke an alle Beteiligten! Von mir definitiv eine Empfehlung. Der Kinostart in Deutschland und Österreich ist am 8. August 2024 geplant.
Cuckoo
Regie: Tilman Singer
102 Minuten
Englisch / Deutsch / Französisch, Ome&dU
Mit Hunter Schafer, Dan Stevens, Jessica Henwick, Marton Csókás
filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
www.crossingeurope.at
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