Filmstill: Fairy Garden
Foto: Crossing Europe

Die Fee im Garten

Nachdem in Ungarn Obdachlosigkeit verboten wurde, schnappte sich Gergő Somogyvári sein Team und wollte eine Dokumentation darüber drehen. Doch als er auf die ungewöhnliche Zweckgemeinschaft von Laci und Fanni traf, hatte er sein*e Protagonist*in für Fairy Garden gefunden. 

Die damals 18-jährige Fanni, wegen ihrer Transidentität von ihren Eltern verstoßen, lebt seither bei Laci, einem kleinen älteren Mann. Während Laci immer ein handwerkliches Projekt hat, kämpft die etwa zwei Meter große Fanni mit ihrem Schicksal. Ihr Leben als Transfrau in einer sehr intoleranten Gesellschaft, ihre Beziehung zu ihren Eltern und generell das Erwachsenwerden drücken auf ihr Gemüt. Trotzdem ist sie eine aufgeweckte, strahlende Persönlichkeit. Immer ein kurzes buntes Kleidchen an und stets um ihre Fans und Follower in den sozialen Medien bemüht.

Laci ist kein Mann vieler Worte, er beschäftigt sich mit dem Bau der Hütte und der Bewirtschaftung des Gartens. Seine mit Pornos tapezierte Hütte wird im Laufe des Films mehr und mehr erweitert. Laci ist sehr bemüht um Fanni und unterstützt sie so weit es ihm möglich ist. Das Zusammenleben der beiden fühlt sich nur auf den ersten Blick eigenartig an, später wirkt es sehr vertraut und liebevoll.

Fairy Garden
Foto: Crossing Europe

Kleine Katzen

Der Dokumentarfilm hat nicht gerade leichte Themen. Obdachlosigkeit, Transidentität, psychische Krankheit, Perspektivlosigkeit, unerwiderte Liebe, Prostitution und und und. Eine lange Liste an dunklen Themen, wie sie typisch sind für Crossing Europe. Doch was diesen Film besonders macht ist, trotz der schwierigen Themen ist die allgemeine Stimmung gut. Kurze Einstellungen von spielenden Kätzchen in bunten Blumen oder der grüne Garten erleichtern das Ganze. Auch Fannis eigentlich fröhliche Persönlichkeit vermitteln Hoffnung. 
Grundsätzlich hätte man bei diesem Film ordentlich auf die Tränendrüse drücken können, aber gerade deshalb beschäftigen einen die Schicksale umso nachhaltiger. Gergő Somogyvári erzählt eine Geschichte so vielschichtig, wie es nur das echte Leben sein kann. 
Im Filmgespräch mit dem Regisseur erzählte er über den weiteren Verbleib von Fanni, die (Spoiler) es schlussendlich in die Niederlande geschafft hat. 

Suche nach Liebe

Der ganze Film beschäftigt sich auf eine fast leichte Art mit schweren Themen. Der Regisseur kritisiert die Gesetzgebung in Ungarn und bearbeitet das Thema Obdachlosigkeit und Transidentität auf eine ungewöhnlich menschliche Weise auf. Eine empfehlenswerte Dokumentation, die einen neuen Blick auf Wünsche und Bedürfnisse wirft. 


Fairy Garden

FANNI KERTJE / Fairy Garden

Regie: Gergő Somogyvári

83 Minuten
Ungarisch, OmeU
Ungarn / Rumänien / Kroatien 2023 


Crossing Europe 2024

Crossing Europe Logo

filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
www.crossingeurope.at

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Für den Kopf im Labor, für die Seele am Schreiben. Wenn ich über ein gutes Buch rede, einfach unterbrechen. Das könnte sonst lang dauern.