Photophobia Filmstill
Foto: Crossing Europe

Photophobia – Leben in einer U-Bahn-Station

Photophobia handelt von dem 12-jährigen Nikita und seiner Familie, die in einer U-Bahn-Station vom Ukrainekrieg Zuflucht suchen. Dort versuchen sie so etwas wie einen Alltag zu leben.

Die Stadt Charkiw im Osten der Ukraine ist schwer gezeichnet vom Angriff der russischen Streitkräfte. Viele Menschen suchen Schutz vor den täglichen Bombenangriffen in den Stationen der U-Bahn. In dieser Dokumentation geht es um den 12-jährigen Nikita und seine Familie, die sich dort ihr Leben einrichten, soweit es möglich ist.

Leben in einer U-Bahn-Station

Die Situation ist mehr als tragisch: Nikita und seine Familie sind nach Bombenangriffen in eine naheliegende U-Bahn-Station geflüchtet. Hier leben bereits einige hundert Personen auf engem Raum. Wie lange noch, weiß niemand. Jede Person versucht, auf irgendeine andere Weise, den Krieg, der draußen herrscht, auszublenden: ob mit Musik machen, Geschichten erzählen oder fangen spielen. Die Szenen wirken zum Teil sehr skurril, da man auch immer wieder im Hintergrund die Bombenangriffe hört und sich als Person, die gerade in Österreich sitzt, überhaupt nicht vorstellen kann, wie das denn funktionieren kann. Nicht nur einmal läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Die Eltern von Nikita versuchen, ihm und seiner Schwester ein Stückchen Normalität in der U-Bahn-Station zu verschaffen. Gleichzeitig telefonieren sie fast durchgehend mit Freunden oder der restlichen Familie in der Ukraine, um zu erfahren, ob es allen gut geht oder wieder jemand gestorben ist. Sie führen viele tiefgründige Gespräche, wie es denn nun weitergehen kann und ob sich ihre zwei Kinder später an diesen Krieg erinnern werden können.

Ein Stückchen Hoffnung

So bedrückend die ganze Situation als Zuschauer*in ist, gibt es in einigen Szenen auch eine leise Hoffnung, dass alles wieder gut werden kann. Nikita spielt viel mit einem Mädchen in seinem Alter, mit dem er die Welt um sich herum vergessen kann. Sie laufen durch die Gänge der U-Bahn oder stellen sich auf die Treppe zum Ausgang, um ein bisschen Sonne zu erhaschen. Es wirkt, als würden die Personen, die in der U-Bahn-Station leben, sehr zusammenhalten und füreinander da sein. Sie machen gemeinsam Musik und führen viele Gespräche. Einige haben auch ihre Haustiere mit in die U-Bahn-Station genommen, und so können die Kinder mit Hunden und Katzen spielen. Es wirkt, als hätten sich die dort lebenden Menschen bereits einen Alltag geschaffen oder schaffen müssen.

Persönlich sehr interessant fände ich die Perspektive der Menschen, die diese Dokumentation gemacht haben. Es muss schwierig sein, täglich diese Menschen zu filmen, ohne zu wissen, wann sich die Situation ändern wird. Ganz am Schluss der Dokumentation sieht man kurz einmal eine Frau des Filmteams, die eine ältere ukrainische Frau tröstet.

Fazit

Der Krieg in der Ukraine ist in ganz Europa sehr präsent und die Vorstellung, dass so viele Menschen nicht weit weg von uns ihr Zuhause verlieren, einfach schrecklich. Die Dokumentation zeigt sehr gut auf, wie es den Menschen in der Ukraine im Moment geht und ich kann diese sehr empfehlen.

Im Rahmen des Crossing Europe wird der Film am 5. Mai um 18:30 Uhr im City 2 noch ein weiteres Mal gezeigt.


Photophobia

Photophobia

Regie: Ivan Ostrochovský, Pavol Pekarčík

Slowakei / Tschechien / Ukraine 2023
Ukrainisch / Russisch, OmeU

mit Nikita Tyshchenko, Viktoriia Mats, Yana Yevdokymova, Yevhenii Borshch, Anna Tyshchenko

filmotor.com/photophobia


Crossing Europe 2024

Crossing Europe Logo

filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
www.crossingeurope.at

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Kulturfrau // Veranstalterin // Konzert-, Kino- und Museumsliebhaberin // Beisl-Liebe // Yoga // Wandern