The path of excellence
In la voie royal / the path of excellence zeichnet der Regisseur Frederic Mermound ein aktuelles Bild der französischen Sozialschichten. Der in Frankreich und in der Schweiz produzierte Film feiert 2023 Weltpremiere. Sophie, gespielt von Suzanne Jouannet, ist eine hochbegabte Jugendliche, die es mit der Elite aufnimmt.
Mit hohem Tempo beginnt Sophie ihren Alltag am Bauernhof ihrer Eltern. In einer regulären Schule erkennen Sie schnell ihr Potenzial in Mathematik. Die Möglichkeiten, die sich dadurch auftun, sind anfangs überwältigend. Bevor Sie die Entscheidung für Ihren weiteren Werdegang trifft, ist es für sie wichtig, ihre Familie hinter sich zu wissen. Ohne Ihrer Familie im Rücken würde sie es nicht schaffen, denn sie weiß, dass es nicht leicht für sie werden wird.
DAs Nest verlassen
In dem weit von Ihrem Elternhaus entfernten Vorbereitungsstudium an einer renommierten Schule beginnt die immer mit Bravour durchkommende Schülerin an zu straucheln. Die Welt und das Leistungsniveau sind eine andere. Dem von Männern dominierten Umfeld und den Ritualen an der Schule steht sie mit Selbstbewusstsein entgegen. Schnell findet sie eine Freundin, die ihr hilft, alles zu durchleben. Neben dem harten Schulalltag hat sie mehr oder weniger nur ihre Freundin als Bezugsperson. Mit dieser durchlebt sie Höhen und Tiefen. Sie bleibt fokussiert, auch wenn sie zu zweifeln beginnt, weil sie sich nicht sicher ist, wie sehr sie in diese elitäre Welt passt. Als sich ihre Freundin gegen eine Karriere als Mathematikerin entscheidet und die Schule verlässt, ist das ein tiefer Schlag für Sofie. Durch den Verlust Ihrer besten Freundin sucht sie sich einen neuen Mentor, dieser Platz wird von einem Mitschüler aus gutem Hause eingenommen.
Zwiespalt
Aus dieser Mentoren Beziehung entwickelt sich schnell eine körperliche Romanze. Ihre Familie und insbesondere Ihr Bruder, der sich für die Rechte der Landwirte gegen die auferlegten Regeln der Regierung zur Wehr setzt, kann mit dieser Beziehung nichts anfangen. Es ist für die Familie schier unmöglich, mit den auferlegten Regeln und mit den dafür erhaltenen Förderungen zu bestehen beziehungsweise konkurrenzfähig zu sein. Bei einem Abendessen mit Sofies Freund und dessen Eltern wird sichtbar, wie eine gut dastehende Familie über sie denkt. Von der „Dann sollten sie doch Kuchen essen“ Mentalität bis hin zu dem Herabschauen auf die Arbeiterschicht. Die Familie des Freundes sind zwar offen dafür, dass diese elitären Schulen auch für sozial schlechter Gestellte zugänglich sind, zweifeln aber an der Sinnhaftigkeit. Der Freund und Sophie haben gemein, dass sie beide unter enormen Druck stehen. Sei es von einem selbst auferlegt oder durch die Familie.
Den eigenen Weg gehen
Als die Jahresabschlussprüfungen anstehen, wird sie förmlich von den außenliegenden Umständen innerlich zerbissen. Ihr Bruder, der bei Protesten von der Polizei verletzt wurde und im Krankenhaus liegt und sie selbst, die sich in den Kreisen der Elite – deren diese Menschen, Ihre Familie, nicht wichtig sind – aufhält. Sie bekommt eine Panikattacke, verlässt die Schule und zieht zurück zu Ihren Eltern. Ihr Freund sucht sie nach seinem bestandenen Examen auf und sie fasst die Courage, mit ihm als Hilfe einen anderen Weg einzuschlagen, um im renommierten Studium aufgenommen zu werden.
Fazit
Für mich hat der Film mit der herausragenden Leistung der Protagonistin überzeugt. Die Kameraeinstellungen, bei der lange auf die Gesichter der Schauspieler gehalten wurde und man sie so in ihrem Denkprozess beobachten kann, ist großartig. Die sozialen Schichten, die durch unterschiedliche Kleidung der Personen dargestellt wurde, fand ich gelungen. Trotzdem hat man das Gefühl, dass der Film zu viele Themen versucht aufzugreifen und alle dadurch etwas untergehen.
Den Film kann ich jedenfalls weiterempfehlen. Er regt zum Denken an und versucht Empathie einzuflößen für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen.
LA VOIE ROYALE
The Path of Excellence
Regie: Frédéric Mermoud
Frankreich / Schweiz 2023
107 Minuten, Französisch
Mit Suzanne Jouannet, Maud Wyler, Marie Colomb, Marilyne Canto, Cyril Metzger
filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
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