The sound of Insects – Record of a Mummy
Wie fühlt es sich an, zu verhungern? Welche Gedanken gehen einem dabei durch den Kopf? Und wie lange kann dieser Prozess dauern? Der Film von Peter Liechti taucht in die Thematik ein und lässt das Kinopublikum an der Gefühlswelt des Protagonisten während seinen letzten Wochen teilhaben.
Ein Jäger findet im Winter eine mysteriöse, mumifizierte Leiche in einer abgelegenen Hütte im Wald. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um einen etwa 40-jährigen Mann handelt, der Selbstmord begangen hat. Anhand von Tagebucheinträgen des Mannes stellt sich heraus, dass er sich dazu entschlossen hat, die Nahrungsaufnahme komplett einzustellen. Dies erklärt auch die Mumifizierung. In einem ausführlichen Bericht hat der Mann seine Handlungen und Gedanken dokumentiert, um der Nachwelt seine Geschichte zu hinterlassen. Man erfährt dabei jedoch kaum etwas über ihn als Person und die Beweggründe für seine drastische Entscheidung werden kaum berührt.
Ein Film abseits vom Mainstream
Der Film, dessen Drehbuch auf einer wahren Begebenheit basiert, bedient sich stilistisch einer Erzählstimme aus dem Off. Das Publikum wird dadurch in die Erlebnisse des Protagonisten während seiner letzten Wochen mitgenommen. Nie weiß man, wann die letzte Aufzeichnung des Mannes vorgelesen wird. Der Film fühlt sich insgesamt wie eine Mischung aus Dokumentation und Hörbuch an. Am Crossing Europe 2024 wird der Film als Special European Panorama Fiction gezeigt.
Die Schönheit des EinsiedlerlebenS
In „The sound of insects – record of a mummy“ werden die vorgetragenen Tagebucheinträge mit kraftvollen Bildern und Sounds untermauert. Vor allem die Natur spielt dabei eine bedeutende Rolle – seien es verschiedene Wetterphänomene oder das Surren von Insekten. Durch die Geräuschkulisse, so scheint es, fühlt sich der Protagonist trotz der Umstände niemals wirklich alleine in seiner einsamen Hütte im Wald. Der Film regt an, auch an den vermeintlich unscheinbaren Dingen des Lebens Freude zu finden.
Fazit
Aufgrund der Machart ist der Film fernab vom Mainstream anzusiedeln und wohl nicht jedermanns Geschmack, was sich beispielsweise an der schwindenden Publikumsanzahl während des Screenings sichtbar machte. Der unkonventionelle Film über Selbstmord punktet jedoch mit einer fesselnden Geschichte, die zum Nachdenken über Leben und Tod anregt.
The Sound of Insects – Record of a Mummy
Regie: Peter Liechti
Schweiz 2009
color & black and white
88 Minuten, Deutsch / Englisch
Weiteres Screening: Freitag, 3. Mai um 13:45 Uhr im City Kino
filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
www.crossingeurope.at
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