Filmstill aus Vika!
Foto: Crossing Europe

VIKA!: Eine DJ-Oma erzählt

Wer davon ausgeht, dass es ab 60 mit der Energie stetig bergab geht und die Wehwehchen exponentiell zunehmen, hat mit dem Fallbeispiel Vika einen Gegenbeweis. Mit frechem Witz und Ehrlichkeit bekommt das Publikum einen Einblick in die bunte Welt der Disko-Oma aus Polen.

Eine Frau, die von sich überzeugt ist. Eine 84-Jährige, die sich den Spaß am Leben nicht nehmen lassen möchte. Ihrer jugendlichen Seele gibt sie in langen Nächten in den Diskotheken freien Raum. Nach ihrem regulären Job in einem Gefängnis beschließt Wyrgiania Szmyt, als DJ Vika in der Pension ihr Leben nochmals aufzumischen. Man bekommt Einblick in ihren Alltag mit all den großen und kleinen Problemen, die das Alter bergen. Darunter fallen körperliche Gebrechen, aber auch zwischenmenschliche Unnahbarkeit gegenüber ihrer Familie. In Gesprächen mit ihrem Sohn wirkt jedoch die durch das Leben tanzende Mutter eher wie ein rebellierender Teenager. Zwischendurch zeigen sich bunte Bilder voller Lichter, Glitzer und schwitzenden Gesichtern in den gefüllten Nachtclubs. Ein Star bei der jungen Generation, die sich zu einem Teil eine Großmutter wie die coole, offene und lockere Vika wünschen.

I’d rather like to play for the gays

Vika
vika!
Foto: Crossing Europe

Auch wenn Vika am liebsten für die junge Partycrowd auflegt, kommt es doch auch hin und wieder vor, dass sie in Seniorenhäusern oder auf schlecht besuchten Events spielt. Sie selbst sagt, dass sie wohl am liebsten bei den Regenbogenparaden feiert – sich mit Alten zu umgeben erinnere sie nur selbst an ihr Alter. Nicht nur sucht die lässige DJ die Gesellschaft der Anfang 20-Jährigen, sondern verhält sich in Teilen auch wie diese. Sei es jetzt nun die Kontaktscheue zu ihrer Familie, wie sie sich kleidet, welche Werte sie vertritt oder dass sie mit viel Elan in der Wohnung herumtanzt. Viele Themen werden zwar im Film angesprochen, wobei es meist nach nur oberflächlichem Beantworten der Fragen einen Cut zum nächsten Thema gibt.

Fazit

Eine Oma, die man für eine wilde Fantasie halten könnte, erzählt von ihrer kleinen Welt. Teilweise einsam und in Aussagen, die man eher aus der jüngeren Generation an Teenagern kennt, wird die Polin in einem witzig-sympathischen Porträt zur Stellvertreterin einer Generation, die mehr zu bieten hat, als die Vorurteile erahnen lassen. Dabei werden viele Themen angesprochen, ohne auf diese tiefgehender einzugehen. Obwohl ich alles davon im Kino selbst ziemlich genossen habe, sind mir doch im Nachhinein einige Dinge aufgefallen, die nicht die doch sehr hohen Erwartungen erfüllt haben. Darunter fällt zum Beispiel der fehlende Tiefgang oder das nicht ausgenutzte Potenzial der Soundgestaltung.


Vika!

Regie: Agnieszka Zwiefka

Polen / Deutschland / Finnland 2023 
74 Minuten
Polnisch / Englisch, OmeU


Crossing Europe 2024

Crossing Europe Logo

filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
www.crossingeurope.at

Alle Artikel unter subtext.at/crossing-europe

Kreativ offenes Köpfchen, kaum ohne Kamera und Notizbuch vorzufinden.