crosses posthof linz live
Foto: Christoph Leeb

††† (Crosses): Drei Kreuze an der richtigen Stelle

Das amerikanische Electro/Goth/Rock-Duo Crosses (Chino Moreno – Deftones, Shaun Lopez – Far) stattete am 10. Juni 2024 dem Linzer Posthof einen Besuch ab. Im Gegensatz zum Kreuzerl am vorangegangenen Wahlsonntag saß hier alles an der richtigen Stelle.

Auch ich war hellhörig geworden als ich vor Monaten die ersten Plakate erblickte. „Chino in Linz? Da muss man hingehen.“ Ja, wenn sich Chino Moreno und Shaun Lopez nach Linz verirren, dann ist das tatsächlich etwas außergewöhnliches. So rar wie die Band tourt, könnte es locker das erste und letzte Mal sein, dass sich diese Chance bietet. Das dachten sich einige. So war der (zwar mit Vorhang verkleinerte) große Saal des Posthof schon zur Vorband für einen Montagabend sehr ordentlich gefüllt.

VOWWS

Vowws sind ein australisches Death Pop Duo, welches mittlerweile in Los Angeles angesiedelt ist. Man tourte schon mit Gojira, Cold Cave und Deftones und hat bereits 2019 (Structure of Love II) mit Chino Moreno kollaboriert. Quasi nur folgerichtig dass man nun mit Crosses unterwegs ist. Live wird das Duo Arezo „Rizz“ Khanjani (Gesang + Keyboard) und Matt James (Gesang + Gitarre) zusätzlich noch am Schlagzeug unterstützt. Was die Band in dieser Besetzung serviert ist schwarz gefärbter Pop (Ein bisschen The XX but make it goth) mit schweren Industrial Beats und vielschichtigen Gitarrensounds. Von Dreampop über Post-Punk bis New Metal steckt da sehr viel drin. Zwei Alben sowie zahlreiche Singles (darunter nebenbei bemerkt ein Britney Spears Cover) gibt es mittlerweile zu entdecken. Wem Vowws noch kein Begriff sind sollte unbedingt mal einen Ausflug in die jetzt schon spannende Diskografie machen. In Australien und den USA sind sie schon länger heiße Aktien der Szene. In Europa ein noch eher unbeschriebenes Blatt, woran man auch die eher verhaltene Reaktion aus dem Publikum festmachen könnte. Es ließ sich halt trotzdem nicht abstreiten wegen wem die Leute an diesem Abend in den Posthof gekommen waren.

††† (Crosses)

Nach dem Aufwärmset von Vowws werden dann drei leuchtende Kreuze enthült, die vor einer Videowall drapiert, den visuellen Backdrop für Crosses bilden sollte. Die Eröffnung mit „Invisible Hand“ geht gleich mal kompromisslos gut nach vorne. Im Sampel hört man ein Glas bersten, im Hintergrund „zerbricht“ das Glas auf der Videowall für den Moment – das hat schon was.

Lopez schufpft den Laden in der Mitte der Bühne mit Synth und Gitarre, Moreno tigert von einer Seite zur anderen. Schwere Industrial Beats, fette Gitarren und natürlich diese unverwechselbare Stimme. Eine musikalische Kombination wie das Bühnendesign – simpel, aber verdammt effektiv. Ein visuelles Spiel von Licht und Schatten, Silhouetten und Visuals und dazu eine Band, die sichtlichen Spaß an dem hat was sie tut und all das auslebt wozu ihren Hauptprojekten nicht genug Platz bleibt. Gerade auf den Songs der neueren Platte „Goodnight, God Bless, I Love U, Delete“ kommt Morenos Liebe zu Bands wie Duran Duran und Depeche Mode auch nochmal sehr deutlich rüber.

Daneben kommt das Publikum aber natürlich auch in den Genuss von der Hits „Bitches Brew“, „Option“ und sogar zwei Cover („Goodbye Horses“ von Q Lazzarus und „The Beginning of the End“ von Cause & Effect) sind mit von der Partie.

Kollege Christoph Leeb würde diesen Abend wohl getrost in die Kategorie „ein Montagabend, wie er ruhig öfter sein könnte“ packen. Ich lege sogar noch eins drauf und prophezeie, dass die Anwesenden (mich eingeschlossen) noch lange mit Freude auf diese Show zurückblicken werden.

Fotos: Christoph Leeb

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.