Lido Sounds 2024: Donnerwetter
Was braucht ein gutes Festival? Ordentlich arges Wetter, anscheinend. Und so überschwemmen nicht nur gut gelaunte Partygäste das Urfahranermarktgelände, sondern auch der ärgste Wolkenbruch des bisherigen Sommers in Linz. Doch so ein bisschen Wasser von oben, unten und allen Seiten gleichzeitig hält das Publikum am Lido Sounds 2024 nicht auf.
Pünktlich um 16.00 Uhr öffnen sich die Tore zum heurigen Linzer Festivalspaß. LIDO SOUNDS 2024 begrüßt zum zweiten Mal in Linz. Gut ausgerüstet, mit Sonnencreme und Regenjacke in der Tasche, gehts schon zur ersten Band, Acoustic Element. Der erste Slot ist immer etwas umstritten: Entweder hat man viele motivierte Festivalbesucher*innen vor der Bühne oder die Meute lässt noch auf sich warten.
Die drei Musiker von Acoustic Element hatten Glück, und so füllte sich schon zu Beginn der Wavebreaker. Gitarre, Geige, Keys und Drumset wurden mit Beatboxelementen und diversen musikalischen Einspielern ergänzt. Wer die aus Südafrika stammende Band nicht kennt, kann sich folgenden Sound vorstellen: fette Beats, gepaart mit klassischen Geigenelementen, rhythmischen Gitarrensounds und melodische Stimmen, die zum Tanzen motivieren. Wer genau hinhörte, konnte auch das ein oder andere umgewandelte Cover erkennen, wie zum Beispiel Bad Boy von Billie Eilish. Seit mehr als 10 Jahren treiben die beiden Cousins Callen Petersen und Jody Abel das Projekt voran und sind heuer noch des Öfteren in Österreich bei diversen Strandevents anzutreffen.
Pünktlich zum letzten Ton von Acoustic Element begann auch das Unwetter, welches leider den Auftritt von Coverrun verhinderte, sodass es, nachdem das Wetter nachgelassen hatte, direkt mit Milky Chance weiterging.
Sonnenschein und Milky Chance
Mit der Sonne betraten auch die Musiker von Milky Chance die Bühne. Die Band, die sich vor 12 Jahren in Kassel gründete, hat seitdem die Folkrock- und Pop-Szene mit zahlreichen Hits bereichert. Alles begann mit den beiden Gründern Clemens Rehbein und Philipp Dausch, die viel Liebe in ihr Debütalbum Sadnecessary steckten, auf dem unter anderem der bekannte Song „Stolen Dance“ zu finden ist. Das Publikum am Lido Sounds 2024 zeigte bei diesem Song, ebenso wie bei Cocoon und Down by the River, große Textsicherheit. Und es wäre nicht Milky Chance, wenn sich in ihrem Set nicht auch ein Cover verstecken würde: Diesmal gab es Tainted Love zu hören.
Was wir fast noch mehr feiern als ihre Musik, ist ihre Art zu touren: Seit Jahren setzen sie sich dafür ein, auch bei ihren Konzerten auf Nachhaltigkeit und einen geringen CO₂-Fußabdruck zu achten. Perfekter hätte das Festival nach einem Sturm nicht weitergeführt werden können. Mit Sonnenschein im Rücken ging es zum großen Finale mit dem Song „Colorado“.
The Kooks
Indie-Rock aus Brighton – da kann eigentlich nichts schiefgehen. Und wenn eine Band schon seit 20 Jahren immer wieder auf Festivals unterwegs ist und dazwischen sechs Alben veröffentlicht hat, machen sie wohl etwas richtig. Ihr Stil ist unverkennbar und verbreitet ein bisschen Beach-Feeling, also für britische Verhältnisse.
„Lets get groovy“, verkündet Lead-Sänger Luke Pritchard, „because the word is cool again, so i’ve been told“. Und so mischen sie alte und neue Lieder. Man muss nicht jedes kennen, um die gute Stimmung zu genießen. Mit Sunny Baby präsentieren sie auch einen Song, der noch nicht mal veröffentlicht ist. Es dampft am Urfahranermarkt, während die Sonne die letzten Pfützen des Unwetters austrocknen lässt. Passend dazu lädt Luke zum Seaside-Singalong, und ist wirklich überrascht, dass das Publikum textsicher dabei ist. „She knows that song!!“, ruft er.
Kings of Leon
Den Headliner des heutigen Abends verdanken wir, so wie eigentlich den ganzen Extra-Festivaltag, einem neuen Sponsor. Der hat sich mit seinen eigenen Ideen und Wünschen auch im Programm verwirklicht. Und wenn man bei sowas grundsätzlich eher skeptisch sein kann, passen die Bands perfekt ins restliche Line-up des Lido Sounds 2024.
Stay low
Everyone’s afraid to show
I’m a masochist, I know
Ballerina radio
Mit einiger Verspätung starten die Kings of Leon direkt mit der neuen Nummer Ballerina Radio. „All my wildest fantasies are here“, sehen wir groß auf den Leinwänden stehen, denn wir dürfen alle die Lyrics mitlesen. Den Text könnte eine frühe Version von ChatGPT geschrieben haben. Ergibt wenig Sinn, ist vielleicht ein bisschen absurd, reimt sich aber gut. Also abschalten und genießen. Vielleicht war die gute halbe Stunde Verzögerung auch Absicht, um zu warten, bis es finster wird. Denn Licht- und Videotechnik sind hier perfekt abgestimmt. Von Einspielern in wunderbarer Retro-Grafik über Live-Aufnahmen in dreckiger 90er-Video-Optik. Und das ohne Filter, sondern mit echten Camcordern direkt auf der Bühne gefilmt.
Die drei Brüder + Cousin aus Nashville, Tennessee begeistern seit 24 Jahren mit grandiosen Shows und haben heuer mit Can We Please Have Fun ihr neuntes Album veröffentlicht. Und auch wenn der Auftritt vielleicht etwas kurz war (um 11 muss ja Schluss sein), kann man sagen, ja, wir hatten Spaß.
Fotos: Christoph Leeb, Andreas Wörister, Florian Mistlbacher / contentcreation GmbH (Kings Of Leon)
Text: Lisa Leeb (links), Andreas Kepplinger (rechts)