Lido Sounds 2024: weiter gehts, Heiß war’s!
Tag 2 am Lido Sounds 2024. Das Line-up an diesem Tag konnte sich wieder sehen lassen, mit unter Anderem Parov Stelar, Deichkind und Gossip. Und das alles bei mindestens 30 Grad im Schatten.
Mit dem zweiten Tag am Lido Sounds 2024 wurde ein wunderbares Wochenende mit tollen Acts eingeleitet. Nach einem fulminanten Start am Donnerstag durfte man sich auch heute auf ein wirklich hochkarätiges Line-up freuen: Parov Stelar, Deichkind, Hozier, Roy Bianco & die Abbrunzati Boys, Gossip und viele mehr. Unglaublich heiß war es den ganzen Nachmittag. Zum Glück hatte das Festival aber dieses Jahr einige Maßnahmen getroffen, um mehr Schattenplätze zu kreieren. Außerdem wurde laufend Wasser von den Securitys verteilt. Danke dafür, Lido Sounds!
Texta feat. Attwenger
Den Start an diesem Tag machten Texta mit den Special Guests Attwenger und somit zwei uns schon lange vertraute lokale Acts. Trotz der hohen Temperaturen und der frühen Uhrzeit fanden sich schon einige Gäste vor der großen Bühne ein. Und was soll man sagen: Texta sind einfach Profis und haben wie immer eine tolle Show abgeliefert. Nach circa dem halben Set kamen dann mit dem Song Sprachbarrieren auch Attwenger auf die Bühne und die beiden Acts spielten bis zum Schluss des Konzerts gemeinsam weiter. Auch der Humor blieb nicht aus, so sagte zum Beispiel Flip am Ende des Konzerts: „Wollt ihr noch was hören von uns wunderbaren jungen Männern?“ Zur Zugabe wurde dann noch Huckey’s Stimme, dem 2018 verstorbenen Bandmitglied von Texta, eingespielt – als Einleitung zum 2023 veröffentlichten Song Still Funky. Ein toller Start in den Tag!
Anaïs
Auf der Ahoi! Pop Summer Stage startete an diesem Tag die Newcomerin Anaïs. Die 21-jährige Künstlerin mit belgischen Wurzeln lieferte ein schönes 50-minütiges Set. In ihren Texten geht es um die Liebe bzw. das Entlieben, Sehnsucht und Melancholie. Man hat das Gefühl, dass sie durch ihre Musik ihre Gefühle am Besten ausdrücken kann. Viele Menschen waren zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht da, was schade ist. Wir sind sicher, dass man in Zukunft noch mehr von der Künstlerin hören wird.
Leoniden
Mit Pyro beginnt dann der zweite Act auf der Hauptbühne, die Leoniden aus Kiel. Spätestens seit ihrem Hit L.O.V.E. jedem und jeder ein Begriff. Trotz großer Hitze befeuerte die Truppe, wie man es von ihnen gewohnt ist, noch die Stimmung und heizten dem Publikum ein. Inklusive wirbelnden Mikrofonständern. Gleich an dritter Stelle folgte dann mit Never Ever der Klassiker, der Beginn der Band Leoniden. Generell eine schöne Setlist, die natürlich den neuen Song Balance of Love nicht auslässt, aber auch die Klassiker nicht vergisst. Das Publikum stets eingebunden, inklusive freigegebener Telefonnummer des Bandhandys und sofort folgendem Anruf auf der Bühne. Zum Abschluss dann noch den vorletzten Song direkt im Publikum gespielt, welches auch sofort auf Tuchfühlung ging. Sänger Jakob Amr erledigte dann den Rückweg mittels Crowdsurfing. Ein in Summe tolles Konzert, das wenig zu wünschen übrig ließ, aber dann doch primär Fanservice war.
Tränen
Tränen ist eine deutsche Indie-Popband aus Chemnitz, bestehend aus der Sängerin Gwen Dolyn und dem Gitarristen Steffen Israel. Dieser ist übrigens auch Gitarrist bei Kraftklub. Da steigt schon die Vorfreude auf den Lido Samstag, juhu! Das deutschsprachige Duo lieferte ein tolles Set mit super Texten. Besonders zu betonen ist dabei auch die tolle Stimme von Gwen Dolyn. Diese sprach sich außerdem aus gegen Faschismus, Sexismus und Rassismus. Darauf folgte ein Solo von Steffen Israel, sowie ein Cover des Wir sind Helden Songs Denkmal, zu dem das Publikum lautstark mitsang und tanzte. Nach einem „Moshpit of Love“ und einer Zugabe entließen sie die Menschen selig in den späten Nachmittag.
Benjamin Clementine
Benjamin Clementine ist ein englischer Musiker und Songwriter. Ich habe von dem Künstler noch nie vorher gehört, aber es war wirklich ein einzigartiges Live-Konzert. Er hat eine sehr einzigartige, bluesige Stimme und es fühlte sich ein bisschen an, als würde man grad in New Orleans sitzend einem grandiosen Musiker zuhören dürfen. Sein letztes Album And I Have Been veröffentlichte er im Jahr 2022. Nach circa einer halben Stunde Spielzeit ließ er verlauten: „It is very hot! Very fucking hot!“ Und da können wir nur zustimmen. Trotz der viel Schattenplätze, die das Lido Sounds geschaffen hat, war es wirklich einfach immer noch unerträglich heiß. Leider musste ich sein Konzert aber früher verlassen, da ich mir mein persönliche Highlight des Tages einfach nicht entgehen lassen konnte.
Roy Bianco und die Abbrunzati Boys
Der eigentliche Headliner, zumindest laut Meinung von uns beiden Redakteur*innen, betrat dann 20 Minuten vor fünf Uhr die Bühne. Amore liegt in der Luft. Der Duft von Autobahn und Autogrill strömt in uns und wir fahren mit Ferrari und Lamborghini auf der Brennerautobahn. Die Frage „Wer war schon einmal auf einer heiligen Messe des Italoschlagers?“ wird gestellt: Roy Bianco und die Abbrunzati Boys sind ein Kunstwerk, eine Persiflage, eine Parodie auf den Italoschlager, der sich selber zu keiner Sekunde ernst nimmt. Aber damit umso sympathischer, wenn die gesamte Band in Anzug und italienische Mode gekleidet ist. Zum Schunkeln, zum Schunkeln, zum Lieben, für Amore. Gespielt wurde eine schöne Mischung aus Klassikern wie Giro, Brennerautobahn oder Bella Napoli. Genauso aber auch neue Songs wie Sophia Loren vom aktuellen Album. Das Publikum textsicher und hoch motiviert. Ach, was soll ich noch sagen, das war einfach perfekt. Als Finale gab es dann noch ihren Superhit Quanto Costa, inklusive Schlagerstrudel. Danach wurden weiße Rosen an das Publikum verteilt, classy! Wir widmen euch auch weiße Rosen in diesem Artikel, liebe Roy Bianco und die Abbrunzati Boys.
gossip
Die Band Gossip muss man wohl nicht mehr vorstellen. Die US-amerikanische Band rund um die Sängerin Beth Ditto zeigte uns eine Stunde lang, was sie drauf haben. Trotz Erkrankung. Die Stimmgewalt und Ausstrahlung der Sängerin sind einfach ein Wahnsinn und hat uns komplett umgehauen. Als Zugabe spielten sie ihren großen Hit Heavy Cross, bevor es in die nächste Pause ging, in der einige Menschen schon in die Front of Stage Area pilgerten und auf den Auftritt von Hozier warteten.
Marc Rebillet
„Strange“ trifft es hier ganz gut. Der amerikanische Musiker und DJ ist dann doch außergewöhnlich. Ob positiv oder negativ liegt hier wohl sehr im Auge des Betrachters, der Betrachterin. Sehr früh war hier „oben Ohne“ der Dresscode des Acts. Nicht nur beim Künstler, sondern auch beim Publikum. Eine wilde Performance, die von einem Extrem ins andere pilgert. Musikalisch war das gewohnt fetzig, eine typische Mischung aus Gesang und Auflegen. Schwierig zu beurteilen. Fans werden wohl sehr zufrieden gewesen sein, das Publikum war auf jeden Fall begeistert. Wer den extrovertierten Künstler das erste Mal gesehen hat, wird entweder zum Fan oder zum Nörgler, jedoch wohl nicht komplett unzufrieden.
HOzier
Etwas zu spät auf die Bühne gekommen, umso mehr darüber gefeiert. Hozier ist eine fixe Größe geworden, ein Act, der zum Träumen und Genießen einlädt. Er und seine Band brauchen nicht viel, kein Schnickschnack, sehr fokussiert auf die Lieder und die Texte dieser. Sehr treffsicher und ein Publikum, das sich auch darauf einlässt, dann aber auch bei Songs wieToo Sweet vollkomen eskaliert. War dann aber auch eine Ausnahme, da die sonstige Setlist dann doch eher auf der ruhigen Seite war. Ein Konzert zum Genießen, nicht zum Eskalieren. Als Rausschmeißer gabs dann noch Take me to Church, mit etwas Extraminuten. Ein durch und durch gelungener Auftritt, der wohl niemanden unzufrieden zurückgelassen hat.
Deichkind
Zum Eskalieren war es dann aber bei Deichkind. Diese Band ist einfach unglaublich, wohl eine der besten Live-Bands der Welt. Die ganze Bühnenshow ist so vielfältig und einzigartig, dass Einem einfach in fast 2 Stunden Set nicht langweilig werden kann. Man fragt sich, wie die das eigentlich aushalten, 2 Stunden so durchzuperformen. Begrüßt wurden wir mit einem „Hallo Kinder, wir sind wieder da!“ und dann kam einfach ein Highlight nach dem anderen. Mehrere Bühnenbilder, reitend auf einer Chanel-Tasche oder mit dem Fass durch die Menge fahrend, Deichkind kann es einfach! Natürlich spielten sie alle ihre Hits, von Bück dich hoch über Arbeit nervt, Limit bis zu Remmidemmi als großes Finale. Hast du diese Band noch nicht live gesehen? Bitte tu es! Eins der großen Highlights an diesem Tag!
Parov Stelar
Den Abschluss auf der Hauptbühne machte dann ein Local Act, der mittlerweile weltweit bekannt ist: Parov Stelar. Wobei korrekt gesagt, Parov ist der Dirigent, die umfangreiche Begleitband inklusive Bläser, Schlagzeug und Co die eigentlichen Stars des Abends. Der ganze Auftritt ist ein Gesamtkonzept. Eine Mischung aus Hans Zimmer und Orchester. Mal sehr wuchtvoll, schon fast filmisch, dann wieder die größte 20er-Berlin-Party aller Zeiten. Es geht wenig um ihn, es geht um die Band, das Publikum, es ist eine gewaltige Party, die einen unweigerlich in den Bann zieht und fesselt. Das Publikum voller Energie und sehr tanzfreudig. Ein durch und durch gelungener Auftritt, dessen einzelne Songs wenig wichtig sind, sondern der Gig als Gesamtkunstwerk an sich stehen bleibt. Auch gab es mit Acid Blue einen noch unveröffentlichten Song zu hören, sehr basslastig muss man sagen. Generell eine mit der LED Wand und der gesamten Lichtshow eine eindrucksvolle Show. Ein wahrlich krönender Abschluss dieses Tages am Festivalgelände.
Lido Sounds Night
Wer nicht schon völlig erschöpft war nach dem ganzen Tag, konnte dann noch auf der FM4 Lido Night im Brucknerhaus den Abend ausklingen lassen. Neben den in Linz schon wohlbekannten FM4-DJs Kristian Davidek, Billie Stylish und Molly Pocket, war wohl Blümchen der Grund, warum die Tickets für die Lido Night bereits im Vorfeld ausverkauft waren.
Hätte man uns vor fünf Jahren gesagt, dass wir mal Blümchen live im großen Saal des Brucknerhauses sehen werden – wir hätten ihn oder sie für komplett deppert erklärt. Dass das funktionieren kann, wurde gestern im Rahmen der ersten Lido-Night deutlich. Raveboys und Ravergirls, die Bühne einerseits flankiert von Aufblaseinhörnern und -Palmen, andererseits von Tänzer:innen. Eine fünfundvierzig Minuten lang dauernde Performance, im wahrsten Sinne des Wortes. Jasmin Wagner alias Blümchen weiß, wie man sich hier gekonnt in Szene setzt. Und wenn am nächsten Tag noch der Ohrwurm „Piep, Piep, kleiner Satellit“ nachhallt, kann man als Artist nicht so viel falsch gemacht haben.
Der Second Floor wurde dann von einem in Linz bekannten DJ-Duo bespielt, Caorli. Wohl jedem in Linz ein Begriff, legten sie wieder großartige Nummern auf. Eine lange, aber nicht weniger erfolgreiche Nacht für die Local Heroes der DJ-Szene. Ein wunderbarer Abschluss eines sehr schönen, sehr heißen und wunderbaren Festivaltages am zweiten Tag des Lido Sounds. Wir sehen uns dann am Samstag!
Wer noch einmal wissen will wie Kings of Leon waren, hier der Artikel vom Donnerstag!
Fotos: Christoph & Lisa Leeb
Text: Andreas Wörister, Sarah Lang