Survivor – C.J. Tudor
Ein Cholera-Virus, das die Lungen angreift, macht seine Runde und verwandelt Infizierte in sogenannte Whistler. Also ausgestoßene Menschen, die beim Atmen laute Pfeifgeräusche von sich geben. Survivor, im Original „The Drift“, ist eine Thriller-Story im Locked-Room-Stil, mit drei Handlungssträngen. Doch so ganz will keiner davon einschlagen.
In der er ersten Geschichte von Survivor geht es um die Medizinstudentin Hannah, die Passagierin eines verunglückten Busses ist. Ihre Story fängt damit an, dass sie inmitten des demolierten Fahrzeugs aufwacht, irgendwo inmitten eines abgelegenen Waldgebiets. Schnell wird klar, dass es für die Insassen keine Fluchtmöglichkeit gibt und der dichte Schneefall ist dabei auch nicht wirklich hilfreich. Kurze Zeit später wird eine Bombe entdeckt und es stellt sich heraus, dass der Fahrer verschwunden ist. Außerdem erfährt man, dass Hannahs Vater der Kerl ist, der am Impfstoff forscht und dafür über Leichen geht. Wenn es sein muss, sogar über die seiner Tochter.
In der zweiten Story geht es um Meg, die mit fünf weiteren Personen in einer Seilbahngondel feststeckt. Wie in der ersten Story ist das Entkommen aus dieser Situation auf den ersten Blick unmöglich. Keiner der Anwesenden weiß, wie er oder sie da hingekommen ist, und am allerwenigsten wissen sie, wer den Kerl am Boden ermordet hat. Die dritte Geschichte findet im naheliegenden Retreat statt und dreht sich um Carter. Das Retreat bietet einen Schutz vor den Whistlern, und ist von elektrischen Zäunen umgeben. Als Carter eines Tages von einer Tour zurückkehrt, findet auch er eine Leiche am Boden, doch wer war der Mörder?
Neben all diesen Ereignissen wird an einem Impfstoff gegen den Virus geforscht, doch um diesen herzustellen, müssen Whistler gefangen gehalten werden. Hier scheiden sich die Geister der Figuren. Für die einen sind Whistler mutierte Monster, für die anderen immer noch Menschen.
Gute Idee, trotzdem kein Bock
Die britische Autorin C.J. Tudor hat sich einen Namen als Horrorautorin gemacht, die nicht davor zurückschreckt, derbe Sprache zu verwenden. Ihr Schreibstil scheint unter anderem von Stephen King inspiriert zu sein, doch anders als Kings Bücher hat mich Survivor nicht ganz abgeholt wie erhofft. Die Grundidee klang zunächst spannend, doch schon bald hatte ich eher das Gefühl, eine Mischung aus The Last of Us und Coronapandemie zu lesen. In ihrer Danksagung erwähnt die Autorin zwar noch extra, dass ihr die Geschichte bereits im Herbst 2019 eingefallen sei, und die Pandemie zufällig ein halbes Jahr später begonnen hatte, aber so ganz kaufe ich ihr das nicht ab. Das ganze Szenario rundherum erinnerte mich eher an The Last of Us, was grundsätzlich nichts Schlechtes sein muss, die Horrorstimmung wie im Spiel bzw. der Serie blieb jedoch gänzlich aus. Die meiste Zeit des Buches verbrachte ich damit, zu warten, bis endlich mal was passiert und die letzten hundert Seiten habe ich dann ehrlicherweise nur noch anstandshalber gelesen. Das Problem hatte ich bis jetzt mit allen Büchern, die ich von C.J. Tudor gelesen habe. Die Grundideen waren jedes Mal interessant, doch die Umsetzung leider meistens eher ernüchternd.
Keiner braucht meg
Die drei Handlungsstränge werden zusätzlich in sehr schnellen und hin- und herspringenden Kapiteln erzählt, sodass es manchmal schwierig ist, der Geschichte zu folgen. Bis zum Schluss waren mir einige Dinge der Geschichte nicht ganz klar und ich hatte bei manchen Charakteren das Gefühl, dass sie für die Geschichte völlig überflüssig waren. Bis jetzt verstehe ich nicht, wieso mir Megs Geschichte erzählt wurde. Das komplette Buch wäre ohne sie ausgekommen, oder vielleicht habe ich auch in den vielen belanglosen Szenen auch mal auf Autopilot-Modus gelesen und den springenden Punkt überlesen. Was leider auch nicht für das Buch spricht.
Fazit
Survivor soll irgendwas zwischen Thriller und Horror sein, doch ich empfand leider weder das eine noch das andere. Zusätzlich hatte ich ab der Hälfte keinen innerlichen Drang mehr, weiterzulesen. Schade, denn die Grundidee hatte Potenzial und das Cover sah auch sehr vielversprechend aus. Was mich wieder zu meiner üblichen These führt. Jeder beurteilt ein Buch zuallererst nach dem Cover.
SURVIVOR
von C.J. Tudor
Goldmann Verlag
448 Seiten, Deutsch, kartoniert
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