Paolo Nutini: the light still shines
Montagabend, Posthof Linz, ausverkauft. Kein Wunder: nach langer Abstinenz ist der schottische Ausnahme-Songwriter Paolo Nutini endlich wieder da. Trotz einiger Kleinigkeiten ein gelungener einziger Österreich-Stop.
Paolo Nutini ist ein Phänomen. Der Schotte gilt als einer der begnadetsten Songwriter seiner Zunft. Und ist eigentlich so viel mehr als das. Folk, Pop, wie sich herausstellen sollte ein bisschen Funk, dazu auch eine rockige Seite. Nutini hat viel zu bieten, auch wenn zwischen „Caustic Love“ 2014 und „Last Night In The Bittersweet“ acht Jahre zwischen den beiden letzten Alben lagen. Acht nicht immer einfache Jahre für Nutini, aber acht Jahre, die dem Artist sicher nicht geschadet haben. Die Platte „Sunny Side Up“ ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Aber mal der Reihe nach. Support hatte sich pünktlich um 19 Uhr an diesem Montag auch eingestellt, und so eröffneten die Wienerinnen von Dives pünktlich mit ein paar Sommerregentropfen den Abend. Ein leider nur halbstündiges Set, ausnahmsweise auch zu viert. Aufgrund einer nicht gitarrenspieltauglichen Hand von Stammgitarristin Tamara wurde sich kurzerhand ein „Cousine Like Shit“ ausgeborgt. Laura Breitfuß sprang ein, und hätte man nicht gewusst, dass Dives eigentlich „nur ein Trio“ sind, es wäre nicht aufgefallen. Ihr Hang zu „Referaten“ zwischen den Songs wurde ihnen leider zum Verhältnis, denn „Burger“ wurde zwar zelebriert, überspannte dann aber leider doch den Zeithorizont eines Supportslots. „Be Fine“ ist hier nicht nur der tiefgründige Inhalt, sondern Programm. Die Message hinter „Burger“ macht nicht nur unfreiwilligen Hunger, sondern ist mehr als unterstützenswert. Und „Tomorrow“ gibts halt dann beim nächsten Live-Gig, gell?
Gekommen waren die 2000 Besucher:innen aber natürlich wegen Paolo Nutini. Rar hat er sich gemacht, vor allem in Österreich. Auch an diesem sonnigen Sommermontag war das sein einziger Österreich-Stop auf der Frischluft-Stage des Posthofes. Ein Auftritt, der im Gedächtnis blieb, auch wenn ob eines streikenden Projektors das audiovisuelle Gesamterlebnis erst ab der zweiten Konzerthälfte komplett wurde. „Hearts Filled Up“, „Acid Eyes“, ein schönes „Cherry Blossom“ zum Start – Nutini legt sehr gut los. Und doch hatte man das Gefühl, dass er erst „warm“ werden musste, was er aber spätestens nach diesen Brettern als Intro auch tat.
Es folgen die obligatorischen Ausflüge in Solo-Nummer und reduzierte Sets, bevor das Konzert in der zweiten Hälfte so richtig Fahrt aufnimmt. „Last Request“ und „Through The Echoes“ leiten eine zweite Hälfte ein, die es in sich hat, und die nicht nur von Nutini selbst, sondern auch und vor allem von seiner bestens aufgelegten Begleitband profitiert. Das handyfilmgeeignete „Candy“, das rockige „Petrified In Love“ und „Pencil Full Of Lead“, zum Schluss des regulären Sets eine bemerkenswerte Version von „Take Me Take Mine“ – ein Konzert, das einen bestens aufgelegten Paolo Nutini samt einem zufriedenen Publikum hinterlässt. Ein Paolo Nutini, dem man den vielleicht wiedergefundenen Spaß am Livespielen und dem Groove jederzeit abkauft. Zugaben? Sowieso: „Iron Sky“, „Afterneath“ und „Shine A Light“ – sicher eines der Highlights des Konzertsommers, wie wir finden. Zumindest können wir die Meinung von einzelnen Besucher:innen am Nachhauseweg, die nur von „vier guten Nummern“ sprachen, überhaupt nicht nachvollziehen!
Fotos: Lara Aigner, Christoph Leeb