Sunnseitn: Treffen der Generationen
Das Fest des Sommers, das wohl den breitesten musikalischen Kosmos in einem Abend vereint, dürfte hierzulande die Sunnseitn in Freistadt sein. Passenderweise immer noch im sehr festivalgeeigneten Setting der Freistädter Brauerei.
Wenn man Trachtenoutfit und Punk, Anhängerinnen der Volksmusik und Drum & Bass-Heads auf einem Festivalgelände im Mühlviertel vereint sieht, dann kann das nur eins bedeuten: die Local-Bühne Freistadt lädt wieder in die hiesige Brauerei zur Sunnseitn. Die Sunnseitn ist schon ein einzigartiges Konzept eines Festivals: Brauereigelände samt wohlschmeckendem Bier, fünf verschiedene Tanzböden mit ebensovielen unterschiedlichen Genres.
Was das in der Praxis bedeutet? Nun, schauen wir uns mal den Beginn des Abends an. Während in der Lagerhalle umringt von Bierkisten Ende ihre Mischung aus Pop-Punk, Synthie und Indie durch die Lautsprecher ballern, präsentiert Open-Air Zelda Weber ihre soulige Stimme. Wem das zu zeitgenössisch wäre, der kann dann auch indoor in der Gaststube zur Grensbergmusi tanzen. Und ja, das ist genau das, was man sich vorgestellt hat: volkstümlicher Tanz. So viel also zur Ausgangssituation.
Macht aber nix – denn so ist auf der auffallend gut besuchten 2024er-Sunnseitn für wirklich jeden und jede etwas dabei. Etwa Mamma Fatale, die uns heuer bereits am WurstVomHund-Ball begeistert hatten und ihre Variante von tanzbarer Popmusik zelebrieren. Oder
Mentés Másként, die ihre verdammt durch Mark und Bein gehende Mischung aus Jazz, Punk und ungarischer Volksmusik in die Beine der Besucher:innen teleportieren. Auch Freunde der 50er kommen mit The Shakin Suits auf ihre Kosten – ein bisserl Blues und Rockabilly geht immer, grade wenns ums Tanzen geht. Was auch die Besucher:innen so sehen, die ohne jedwede (Bewegungs-)Hemmungen sich der Musik hingeben. So solls gerne öfters sein.
Und dann gibt es sie schon noch, diese Überraschungen, die uns auch Tage später noch in den Gehörgängen brennen. Auf der Sunnseitn 2024 war das die Sweet Emma Band. Mit einem Wort: bistdudeppert. Was für eine Stimme, die Chanda Rule da auf die Bühne bringt. Soul, Funk, Blues – da ist alles dabei. Erschütternd, im positivsten aller Sinne. Und für alle Nostalgiker steht da auch eine Hammond B3 auf der Bühne herum. Ehrliche Freude bei der Band, sowie auch im Publikum. Damit haben sie einer der Senkrechtstarter der heimischen Pop-Landschaft, Endless Wellness, fast schon die Show gestohlen. Wenn nicht ohnehin genug Publikum für zwei Shows vorhanden gewesen wäre. So ist das schön, dass sie ihre Songs vom Album „Was für ein Glück“ vor großer Audience präsentieren konnten. Wenn sie nicht gleichzeitig beim wohl beeindruckendsten Akkordeon-Virtuosen Arnaud „Nano“ Méthivier lauschten. Dessen Performance ist nämlich wirklich unbeschreiblich!
Nachdems Sunnseitn-typisch um Mitternacht auch noch kurz zu regnen begann, konnten die letzten Energien noch auf den Tanzböden gelassen werden. Wahlweise bei einem A.G.Trio-Drittel (redaktionsinterner Arbeitstitel: A.G. Drittel) mit Andy Korg, den es wieder in den Dance-Fingern jucken zu scheint, oder am Drum & Bass-Floor am Juchee. Dass das Bier gut war, müssen wir eh nicht erwähnen. Dass die Käsekrainer auch zu den besseren ihrer Zunft zählte, auch nicht. Die Leute sind leiwand drauf, auch nicht selbstverständlich. Bis zum nächsten Jahr, gell, liebe Sunnseitn – denn völkerverbindender als dieses Fest in der Freistädter Brauerei wird eine Musikveranstaltung nicht mehr.
Foto: Andreas Wörister, Lisa Leeb, Christoph Leeb
Text: Christoph Leeb