THE GASLIGHT ANTHEM - History Books Tour, Arena Wien, Vienna
Foto: © Markus Wetzlmayr

The Gaslight Anthem: Handwritten History Books of Schnulzen­punk

The Gaslight Anthem – New Jerseys Antwort auf die Frage nach einer punkigen Bruce Springsteen-Alternative für Post-Trennung-Millenials – waren vergangenen Dienstag wieder mal in der Arena Wien. Diesmal aber auf der Open-Air-Bühne. Unterstützt wurden sie beim inbrünstigen Herzschmerz-Karaoke von Spanish Love Songs aus Kalifornien.

Und ach, war das wieder herrlich. Wenn Brian Fallon von gebrochenen Herzen, verflossener Leidenschaft, enttäuschten Erwartungen und ewiger Liebe singt, bleibt kaum ein Auge trocken. Nicht nur wegen des gleichzeitig stattfindenden 2:1 EM-Siegs der türkischen Mannschaft über die österreichischen Rasenumpflüger.

The Gaslight Anthem

Apropos „Augen“: Mit dem Cover von Billie Eilishs Erstlingswerk „Ocean Eyes“ beweisen The Gaslight Anthem zwei Dinge. Einerseits, dass Billie Eilish geradezu prädestiniert wäre für eine Karriere im Pop Punk. Denn bei allen Qualitäten des Originals heben Fallon et al. mit der kantigeren E-Gitarrenuntermalung und der Extraportion Inbrunst in den Vocals den Track auf neue Höhen. Andererseits, zeigen TGA, dass sie ein wirklich gutes Händchen für den aktuellen Zeitgeist haben. Die Schnittmenge an Bruce Springsteen Fans und Billie Eilish Fans dürfte überschaubar sein, doch TGA spannen mit ihrem neuesten Werk „History Books“ eine angenehm breite Brücke zwischen diesen beiden Welten.

Apropos „History Books“: Neun Jahre Pause zwischen „Get Hurt“ und „History Books“ waren es. Da muss man natürlich – wie es sich für eine Album-Promo-Tour gehört – auch gehörig die Werbetrommel für das neueste Werk rühren. Dass dies dann aber setlisttechnisch sehr zulasten der früheren Werke ging, schmerzt dann doch etwas mehr, als einem lieb sein würde. Wobei man sich bei einer eineinhalbstündigen Setlist mit 22 Songs eigentlich nicht beschweren kann. Dennoch vermisste man Gustoschmankerl à la „Here’s Looking At You, Kid“ oder „Blue Jeans & White T-Shirts“. Auch die Hymne an die Oma, „1930“, machte durch Abwesenheit auf sich aufmerksam. Naja, schön war es trotzdem und der Mut zur Lücke in der Setlist erzeugt bei den Besucher:innen wohl auch den Mut zu weiteren Konzertbesuchen.

Spanish Love Songs

Apropos „weitere Konzertbesuche“: Die Opener von Spanish Love Songs haben sich vergangenen Dienstag defintiv einen Fixplatz auf der „Muss man gesehen haben“-Liste erspielt. Akustisch irgendwo zwischen Alkaline Trio, The Story So Far, Hot Water Music und The Menzingers angesiedelt, setzte das Quintett aus L.A. auf raue, ungefilterte Emotion mit ganz viel Mitgröhlpotenzial. Anspieltipp: „Optimism“ vom 2020er-Werk „Brave Faces Everyone“. Einziges Manko: Wider der Werbeversprechen wurde kein einziges Liebeslied auf Spanisch dargeboten. Immer diese Marketinglügen!

Fotos und Text: © Markus Wetzlmayr

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.