Christina Garcia Rodero – Fotografin mit Biss
Christina Garcia Rodero ist Fotografin, Anthropologin und Künstlerin. Durch ihr Buch „España Oculta“ werden ihre beeindruckenden Fotografien bekannt. Die Dokumentation „Christina Garcia Rodero – Eyes of the Soul“ zeigt, wie die Magnum-Fotografin arbeitet, sie ihre Vorstellungen und Überzeugungen umsetzt und damit ihr Publikum überzeugt.
Christina Garcia Rodero ist eine spanische Fotografin. Mit ihrer Kamera hält sie die Geschehnisse unterschiedlicher Feste, Feierlichkeiten, Traditionen und teilweise brutaler Rituale fest. Sie ist überall inmitten des Geschehens dabei. Ihr ist egal ob Staub, Feuer, Wasser, extreme Temperaturen, laut, leise, ein trauriges oder fröhliches Ereignis: Nichts hält sie davon auf, ihre Kamera auf die ausdrucksstarken Motive zu richten. Ihr Ziel ist, die (spanische) Kultur mit all den Festen, Traditionen und deren Geschichte festzuhalten. Sie dokumentiert nicht nur alte, lang anhaltende Traditionen, sondern auch neue, moderne Rituale durch ihre Kunst. In ihren Fotos spielt sie mit den Kontrasten, inhaltlich als auch gestalterisch, und gibt ihren Fotos damit einen ganz besonderen Ausdruck.
Egal ob Feuer, Wasser, Staub und Co.
Du darfst keine Angst haben. Wenn man arbeitet, ist die Kamera ein Werkzeug, um mit dem Gesehenen klarzukommen. Für Christina ist ihre Kamera Ausrede und Grund um vor Ort sein zu dürfen. Christina überschreitet Grenzen, denn, ihrer Meinung nach, gibt es für gute Fotograf*innen kein „Nein“. In den Momenten, in denen sie darum gebeten wurde, das Fotografieren zu unterlassen und die Szene bitte zu verlassen, war sie gehorsam gegangen. Nur wenige Augenblicke später war sie hinter der nächsten Ecke aufgetaucht, um ihre Arbeit fortzuführen. Durch den Film hindurch gibt es immer wieder Beweise für Christinas bestimmten, resoluten und etwas rebellischen Charakter der die Grenzen testet. Es wird klar, wie sie mit ihren über 70 Jahren immer noch mitmischt und sich keinen Trubel entgehen lässt. Trotz der Bekanntheit bleibt sie bodenständig und möchte einfach nur fotografieren.
Inmitten der ganz normalen Ausnahmesituation
Obwohl der Film und die Person, die dieser präsentiert, äußerst interessant und spannend ist, hapert es doch mit der Umsetzung einer durchgängigen Geschichte. Die unterschiedlichen Themen werden immer wieder aufgegriffen und wiederholen sich in Wort als auch Bild. Es ist schade zu sehen, dass die Geschichte hauptsächlich auf dem Akt des Fotografierens an sich fokussiert ist. Im Falle Christinas ist dieser Aspekt sehr speziell und damit einfach und aussagekräftig in einem Film umzusetzen. Auch die Prozesse rundherum wären es wert gewesen, nicht nur oberflächlich in einem Nebensatz erwähnt zu werden. Eine intensivere Betrachtung der Auswahl- und Bearbeitungsprozedur als Beispiel hätten die Macher detaillierter behandeln können.
Im Gespräch mit der Regisseurin kommt abermals die Schwierigkeit auf, die im Rahmen des Drehs aufgekommen war. Christina ist eine Person, die ungern gefilmt wird und nicht gerne vor der Linse steht. Am liebsten würde sie sich hinter ihrer eigenen Kamera verstecken. Im Laufe der Dreharbeiten hat das Team gelernt, mit dieser Persönlichkeit umzugehen und sich an die Arbeitsweise der Fotografin anzupassen.
Fazit
Dieser Film ist eine Hommage an eine Künstlerin, die mit Leib, Seele und Leidenschaft arbeiten darf. Es ist ein Porträt von einer Frau, die weiß, was sie will und sich von nichts davon abhalten lässt. Die Umsetzung des Films ist in manchen Punkten verbesserungswürdig. Als Fotograf*in sollte man sich von manchen Logikfehlern in den Soundeffekten nicht weiter beeinflussen lassen. Trotzdem ist für den Film eine Empfehlung auszusprechen, um diese besondere Frau und ihre Kunstwerke näher kennenzulernen.
Christina García Rodero
La Mirada Oculta
Regie: Carlota Nelson
70 min / ES / 2023