Heimatsfragen

Wie jedes Jahr fand auch heuer vom 21. bis 25. August 2024 das Festival des neuen Heimatfilms in Freistadt statt. Doch was verbinden wir überhaupt mit dem Begriff Heimat und was macht einen echten Heimatfilm aus?

Wenn Menschen an den Begriff Heimat denken, dann entstehen meist zutiefst persönliche Eindrücke. Ich denke dabei an die dunkelgrünen Nadelwälder des Waldviertels in den Sinn, unser großer, grüner Garten, der frische, kalte Wind im Gesicht und die Gesichter meiner Familie. Heimat bedeutet wahrscheinlich für jeden etwas anderes und hat doch immer etwas Gemeinsames, Ursprüngliches. Ab wann wird etwas zur Heimat? Was ist deine Heimat? Googelt man die Definition von Heimat, dann bekommt man folgende Antwort: „Land, Landesteil oder Ort, in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt.“ Eine Antwort, die dann doch nicht wirklich beschreibt, was Heimat wirklich ist. Vielleicht findet man ja die Antwort in den Heimatfilmen in Freistadt.

Der neue Heimatfilm in Freistadt

Foto: Oskar Fleischanderl

Es ist kein Zufall, dass die Themen, die ich zuvor beschrieben habe, sich auch in den Filmen des Freistädter Festivals widerspiegeln. Themen wie Sehnsucht, Familie und Zusammenhalt stehen im Mittelpunkt. Aber natürlich geht es in Heimatfilmen auch immer um Krieg, Entwurzelung und Machtmissbrauch. In diesem Zusammenhang wirkt der Begriff Heimat oft wie alles und nichts zugleich.

Ein Zitat aus dem diesjährigen Siegerfilm der Dokumentar- und Jugendjury „Sayareye dozdide shodeye man“ (My Stolen Planet) lautet: „Zuhause ist dort, wo Frieden ist.“ Die tagebuchartige Dokumentation von Farahnaz Sharifi thematisiert die Geschichte der Regisseurin und ihr Erleben der Islamischen Revolution. Dieses Zitat zeigt uns, worum es im Heimatfilm auch gehen kann – um das Finden von Frieden und das Erkämpfen von Freiheit.

In Freistadt ist der „neue“ Heimatfilm vielfältig, bunt und divers. Egal ob in Ruth Beckermans Dokumentation „Favoriten“, die mit großer Empathie in ein Klassenzimmer in Favoriten blickt, oder im Historien-Horror-Drama „Des Teufels Bad“ – Heimat wird in Freistadt auf ganz unterschiedliche Weise definiert.

Ein echter Heimatfilm?

Heimatfilme können auf ganz unterschiedliche Weise gesehen und verstanden werden. Aber was macht einen guten Heimatfilm aus? Egal ob Dokumentation oder Spielfilm – ein Heimatfilm muss es schaffen, seinen Protagonistinnen in die Seele zu blicken und deren Motivationen sowie Beziehungen so darzustellen, dass sie sich auf die Zuschauerinnen vor der Leinwand übertragen. Heimatfilme sind deshalb so spannend, weil sie uns in nur wenigen Stunden an andere Orte versetzen und Geschichten erzählen, die uns oft nahezu unbekannt sind. Lernen wir vielleicht auf diese Weise sogar etwas über unser eigenes Verständnis von Heimat?

Ein überzeugender Heimatfilm erzählt seine Geschichte so, dass sie verstanden und nachempfunden werden kann. Bei Heimatfilmen teilen Regisseur*innen ihr Verständnis von Heimat und oftmals auch das Gefühl von Zuhause – oder eben das Gefühl, nicht Zuhause zu sein. Das macht sie wahrscheinlich so großartig, und es ist jedes Jahr aufs Neue wunderschön, sie in Freistadt zu sehen.

Unsere Festival-Artikel aus 2024


Festival Der neue Heimatfilm

21. – 25. August 2024

www.filmfestivalfreistadt.at

Alle Artikel zum Festival hier auf subtext.at

Festival der Heimatfilm 2024

Die Welt ist meine Leinwand. Kultur und Kinomensch.