BULLET TIME im Volkstheater
Foto: Marcel Urlaub // Volkstheater

Liebe, Mord und großes Kino im Volkstheater

Wer sich beim Abendprogramm zwischen Kino und Theater nicht entscheiden will, für den gibts jetzt „Bullet time“ im Volkstheater. Ein Mord, ein Pferd und unglaublich viel Liebe zum Detail und zur Requisite, mit vollem Karacho startet Kay Voges in die neue Saison. Kurzum ein Must Watch für alle Kapitalismuskritiker und Fotografienerds.

Das Stück „Bullet Time“, geschrieben im Zeitraum von drei Jahren von Alexander Kerlin und inszeniert von Kay Voges, entführt das Publikum ins Kalifornien vor 150 Jahren. Im Fokus steht Eadweard Muybridge, ein schräger Fotograf mit langem Bart, unsympathisch, aber vermutlich seiner Zeit voraus. Wir finden uns im Gericht, Muybridge erschoss den Liebhaber seiner Frau in einem Akt von Eifersucht und gekränkter Männlichkeit. Dieser Mord wird zum Ausgangspunkt eines dramatischen Prozesses. Trotz dieser Tat sollte Muybridge als visionärer Erfinder in die Geschichte eingehen, von einem Mord ist erst nach einigem Scrollen auf seiner Wikipedia Seite zu lesen.

Geschossene Pferde, Salami mit Senf

Seine legendären Fotografien von galoppierenden Pferden, die auf einer Ranch des Eisenbahn-Tycoons Leland Stanford entstehen, revolutionieren das Medium der Fotografie und markieren den Beginn des Kinos. Doch „Bullet Time“ erzählt mehr als nur die Erfolgsgeschichte eines Wahnsinnigen. Ist denn etwa die Geburt des Kinos einer der größten Kulturleistungen der Moderne, mit Blut befleckt?

Krasse Bilder, kein Schimmer von Sentimentalität

Kay Voges inszeniert dieses Drama als imposanten Mix von Theater und Live-Film. Die Szenen wechseln atemlos zwischen der Bühne und einer riesigen Leinwand, auf der die Figuren lebendig werden. Oft fällt es Einem schwer sich zu entscheiden, wo genau man das Spiel nun verfolgen möchte, fest steht: man wills auf keinen Fall verpassen. Die Mischung aus historischen Kulissen, aufwendigen Kostümen und filmischen Effekten erschafft eine unglaubliche Atmosphäre. Man sieht den Schweiß, das Misstrauen, alte weiße Männer – alles in doppelter Perspektive, live und projiziert.

Dabei bietet das Stück auch Einblicke in die Geschichte der Fotografie und die Entstehung der Massenmedien. Lehrreich und kapitalismuskritisch – lieben wir. „Bullet Time“ ist ein faszinierendes, vielschichtiges Theatererlebnis, das das Publikum mitnimmt auf eine Reise an die Ursprünge des Kinos. Bullet Time ist noch bis Mai 2025 im Volkstheater in Wien zu sehen.

Infos zum Stück & Termine auf volkstheater.at