Leyya: aus dem Dämmerschlaf erwacht
Lang war es ruhig geworden um Marco Kleebauer und Sophie Lindinger alias Leyya. Zumindest in dieser Konstellation – bis 2024 das neue Album Half Asleep erschienen ist. Ein Album, mit dem sich Leyya gekonnt zurückmelden.
Lange Zeit galten sie als eines DER Aushängeschilder der heimischen Musikszene der 2010er-Jahre: Leyya. Marco Kleebauer und Sophie Lindinger bewiesen, dass man auch von Österreich aus die internationalen Playlists und Stages erobern kann. 2021 wind sie nicht ohne Abschieds-Konzerte von den Live-Bühnen verschwunden (hier aus Linz zum Nachlesen). Nach den Alben Spanish Disco mit dem Überhit Superego, dem Nachfolger Sauna und der EP Longest Day Of My Life verabschiedeten sich Leyya in den Hiatus. Bis jetzt, wo sie mit Half Asleep wieder zurück auf die Stages finden.
Es wäre ja nicht so gewesen, als ob die beiden Protagonist:innen untätig gewesen sind. Sophie Lindinger ist mit My Ugly Clementine höchst erfolgreich und hat ein sehr autobiografisches Soloalbum veröffentlicht, Marco Kleebauer versucht sich als erfolgreicher Produzent von Kapazundern wie Faber und Bilderbuch oder als Member von Sharktank. Bürgt ja auch für Qualität. Ende August war es dann aber so weit, und das, was 2010 im beschaulichen oberösterreichischen Bezirkshauptstädchten Eferding begann, findet nun seine Fortsetzung: Leyya sind endgültig aus dem musikalischen Schlaf erwacht.
Leyya: facettenreich und niemals eindimensional
„Wir sind endlich wieder bei uns selbst angekommen und es fühlt sich richtig an“ heißt es in der Aussendung zu Half Asleep, Leyyas drittem Studioalbum. Könnte schnell wie eine Plattitüde wirken, ist bei Leyya aber Programm. Spätestens dann, wenn beim Titeltrack Half Asleep auch Drum & Bass-Elemente Einzug in das Leyya’sche Schaffen finden, die man so wohl nie erwartet hätte. Stilistisch und vor allem inhaltlich sind sich Leyya aber treu geblieben: I Don’t Hug So Well, Ease My Mind, Tired, Sometimes You’re Lonely – bei Leyya sind menschliche Abgründe musikalisch immer tragende Säulen. Das klingt mal zerbrechlich wie im angesprochenen Ease My Mind, mal aufmunternder wie in Hundred Or More, mal schon fast ein bisschen enthusiastisch bei Pumped Up High.
Wobei „Enthusiasmus“ hier immer im Leyya’schen Kontext gesehen werden sollte – denn Leyya schaffen es wie keine zweite heimische Band, Melancholie und ja, Intimität in einen Kosmos zu schicken, der immer catchy bleibt. Klingt jetzt deprimierend? Ist es auch, aber nicht ausschließlich. Und das ist es, was Leyya auch ausmacht: eindimensional wird es hier nirgendwo auf der Half Asleep-Platte.
Dazu kommen auch verspielte Tracks wie Ring In Silence, Pop-Nummern wie Song For Everyday, die im Ohr verweilen, und darf man dem Glauben schenken, dass dieses Album in nur einer Woche eingespielt wurde, dann war das eine sehr intensive Woche. Eine Woche, mit deren Ergebnis Leyya bei allem Trubel rund um andere Projekte und rund um die vergangenen Platten glaubhaft vermitteln können, dass sie hier auch Spaß gehabt zu haben scheinen. Dass die Sounds abwechslungsreich und hand-made sind, eh klar. Dass man auch beim fünften Durchhören noch neue Nuancen entdecken kann, überrascht nicht. Wurde die Latte mit Sauna und Spanish Disco schon hoch gelegt, gelingt es Leyya auf Half Asleep, das Niveau zu halten. Fazit: immer noch mit das beste, was die heimische Indie-Pop-Welt zu bieten hat. Dass die Vinyl-Auflage auch Enthusiasten und Enthusiastinnen happy macht? Klar doch. Live? Unbedingt anschauen!
Leyya: Half asleep
VÖ: 30.08.2024, Vinyl / Digital, Ink Music
18.09.24 » Reeperbahnfestival » Hamburg (DE)
19.09.24 » Hole44 » Berlin (DE)
21.09.24 » WUK » Wien (AT)
25.09.24 » Posthof » Linz (AT)
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