Männer
Warum bin ich so anders als du? Eine Frage, die sich ungleiche Geschwister häufig stellen. Der österreichische Autor Moritz Franz Beichl hat in seinem Buch „Männer“ die Gedanken eines Bruders beschrieben. Gedanken über seinen gänzlich anderen Bruder, Gedanken über den gemeinsamen Vater, Gedanken über sich selbst. Über die Männer der Familie halt.
Der Autor Moritz Franz Beichl, ein gebürtiger Wiener, machte sich als Theaterregisseur mit queeren Klassiker-Inszenierungen bereits in Österreich und Deutschland einen Namen. Für seine Arbeiten bekam er 2019 den Nestroypreis und 2023 den Kulturpreis von Niederösterreich. Nachdem er 2012 seinen ersten Lyrikband „ist mir doch scheiß egal“ veröffentlichte, brachte Beichl zehn Jahre später seinen ersten Roman „Die Abschaffung der Wochentage“ heraus. Der nächste Roman ließ dann nicht lange auf sich warten und 2024 erschien „Männer“.
Rote Rosen
Nachdem ihr Vater verstorben ist, wollen die beiden gemeinsam die Trauerfeier gestalten. Dabei blickt man das ganze Buch hinweg aus den Augen des jüngeren Bruders. Ein schwuler Balletttänzer, der im großen Schatten seines perfekten „normalen“ Bruders aufwuchs. Selbst in der Beziehung zum alleinerziehenden Vater und der Wahrnehmung der Kindheit unterscheiden sich die beiden. Wo der ältere einen bemühten Vater und eine erfüllte Kindheit hatte, da erlebte der jüngere vor allem viel Missverständnis und Einsamkeit. Zwischen den Gesprächszeilen erfährt man Stück für Stück mehr über sein Leben und seine Sicht auf die Welt und seinen Bruder.
Männer in Spitzenschuhen
Immer nur die Nebenrolle. Gerade so als Sidekick akzeptiert. Aber der Held, die Hauptrolle, die ist nicht für sie gedacht. Nicht in unserer Gesellschaft. Doch dieses Privileg bleibt bei den Heteros, denen mit der weißen Einrichtung und den Stillleben an den Wänden. Nicht so in diesem Buch. Hier sind alle Lesenden in die „andere“ Perspektive gesetzt. Mit einem dem eigenen Gedankenstrom sehr ähnlichen Schreibstil fesselt Beichl sehr an seinen Protagonisten. Die Nähe des Autors zum Theater spürt man vor allem bei den vielen Vergleichen mit dem Leben auf und um die Bühne.
Eine Definitionssache
Mit der Frage: Was ist Männlichkeit? Kann man heute ziemliche Diskussionen lostreten? Gerade in den Sozialen Medien bekommen alte Männerbilder viele Likes und Shares. Der Mann ist stark, er kennt keine Gefühle und so weiter. Es ist ein selbst gebauter Käfig aus absurden Vorgaben, unter denen die meisten eigentlich nur leiden. Doch bei diesem Buch bekommt man einen sehr intimen und besonderen Einblick in die Männlichkeit.
Männer
von Moritz Franz Beichl
Residenz Verlag
153 Seiten, Deutsch, gebundene Ausgabe
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