Biedermann und die Brandstifter
Foto: Moritz Schell

Bieder­mann und die Brand­stifter

Die Inszenierung von Biedermann und die Brandstifter im Theater in der Josefstadt lässt sich wohl am treffendsten als ein extravagantes Camp-Erlebnis bezeichnen. Die theatralische Überspitzung und das Over-the-Top-Spiel geben dem Stück eine absurde Note, die sicher nicht jeden Geschmack trifft, aber durchaus unterhält.


Die Figuren, allen voran Gottlieb Biedermann, gespielt von Marcus Bluhm, und seine hysterische Ehefrau Babette (Alexandra Krismer), schlittern von einer neurotischen Geste zur nächsten, was ihren bürgerlichen Wahnsinn in grellen Farben zeigt. Besonders Robert Joseph Bartl, der als einer der Brandstifter eine derart groteske Präsenz auf die Bühne bringt, gelingt es, das Publikum abzuholen. Seine überzogene Freundlichkeit wirkt derart komisch, dass man meint, im Schwarz-Weiß-Film gelandet zu sein.

Biedermann nimmt das Tischtuch ab

Das Bühnenbild, das zwischen klassischem Wohnzimmer-Setting und bizarr wachsenden Nadelbäumen auf dem Dachboden pendelt, trägt dabei zu einer eigenartigen Atmosphäre bei. Es ist klar: Hier wird nicht subtil gearbeitet, sondern alles mit einem satten Pinselstrich gemalt, als hätte man die Farbsättigung in den Einstellungen auf Anschlag maximiert. Ebenso absurd sind die Feuerwehrfrauen, die irgendwo im Hintergrund als (stummer) Chor die Szenerie begleiten – eine interessante Idee, die jedoch eher wie eine ungenutzte Randerscheinung wirkt.

Camp und Farce

Die teils altmodische Inszenierung mit der Darstellung einer bürgerlichen Ordnung „aus dem Jahre Schnee“ hat eine seltsame Zeitlosigkeit, die sich durch die groteske Übertreibung ins Absurde steigert. Dennoch bleibt vieles unverbunden, und das Wiederholen einzelner Szenen – wie die ewig schluchzende Witwe in der Pause – wirkt leider mehr wie ein erzählerischer Stolperstein. Stephanie Mohr hat mit ihrer Inszenierung sicherlich kein konventionelles Theater geschaffen, sondern eher eine wilde Farce, die als Theater-Event sicherlich Lacher provoziert – allerdings auf eine Weise, die sich dem rationalen Verständnis oftmals entzieht. Besonders gut kam das Stück beim Stammpublikum des Theaters in der Josefstadt an – kein Wunder, sie bekommen genau das, was sie erwarten für ihr Geld. Für die Boomer (älteren Gäste des Abends) und jene, die sich an dieser zeitlosen Inszenierung erfreuen können, mag dies ein denkwürdiger Abend gewesen sein.

Tickets & Infos zu Biedermann und die Brandstifter: josefstadt.org