Scott Matthew: in den Gewändern Anderer
Vier Jahre nach Adorned hat der australische Barde Scott Matthew wieder den Sprung auf die Bühne gewagt. A Small Conduit of Great Affairs heißt die neue Platte, die am Mittwochabend vor vollem Saal im Posthof Linz präsentiert wurde.
Kennen Sie das, wenn jemand allein durch seinen Lacher einen ganzen Raum vereinnahmen kann? Scott Matthew kann das. Der gebürtige Australier lebt in New York und hat mit A Small Conduit of Great Affairs nach vier Jahren wieder eine Platte veröffentlicht. Vier Jahre, die nach seiner letzten Platte Adorned nicht immer einfach waren für den Singer/Songwriter mit der prägnanten Stimme. Weg von der Musik war er. Und nicht sicher, ob er je dorthin zurückfinden werde, so Scott Matthew am Mittwochabend im randvollen mittleren Saal des Linzer Posthofes.
Erfahrung hat der Musiker mit Songs bereits, die zumindest ursprünglich nicht seiner Feder entstammen. Bereits 2013 hatte er auf Unlearned seine Interpretationen von anderen Songs auf Platte gebracht. Was im Linzer Posthof schnell deutlich wird, ist, dass Scott Matthew hier nicht „nur“ covert, sondern den Songs eigenes Leben einhaucht. Egal ob bei bekannten Pop-Nummern wie Only Girl (Rihanna), All The Lovers (Kylie Minogue) oder weniger bekannten Interpreten wie bei Live It Up (Mental As Anything) oder Some Say (I Got Devil) (Melanie).
Scott Matthew: Von Rihanna bis The Divine Comedy
Auch vor Künstlern wie Bob Dylan, Neil Hannon alias The Divine Comedy oder Rita Coolidge (We’re All Alone) macht er nicht Halt. Würde man es nicht wissen, man müsste zweimal nachdenken, ob das wirklich ein Cover ist. Daneben kommt der oft zitierte Vibe on stage sehr gut rüber, und Scott Matthew scheint mit seinen Begleitmusikern Jürgen Stark und Gary Langol gut zu harmonieren. Auch das Ölen der Stimme funktioniert, mal mit Wasser, mal mit Rotwein, mal mit fast schon britisch-trockenem Humor.
Auch Scott Matthews eigene Werke finden aber eine Abbildung in der Setlist. The Wish von der Adorned-Platte etwa, das von einem Massaker in einem amerikanischen Gay-Club handelt. Dazu ein kleiner Ausflug in die Gallantry’s Favorite Son-Platte mit Sweet Kiss in The Afterlife. Dazu eine wunderschöne Version von Friends and Foes und für eine Zuhörerin In The End extra erstmals auf dieser Tour. Ja, Scott Matthew gibt sich auch nahbar auf dieser Tour, auch dem vom Scheinwerfer geblendeten Zuhörer mit der Sonnenbrille gegenüber. Zum Schluss dann natürlich auch eine Version von I Wanna Dance With Somebody, die wohl auch Whitney Houston gefallen könnte. Tosender Applaus zum Schluss, der Scott Matthew noch mal auf die Bühne bringt. Nur, um mit Little Bird einen mehr als berührenden Konzertabend zu beenden. Prädikat: Goosebumps!
Foto: Christoph Leeb