Foto: Janne Hilgenfeld

Kasi und Antonius: Melancholie mit politischen Statements

Das Mixtape im Oktober und im November die Tour. Für Kasi und Antonius war Stop Nummer 20 am Freitag das Flex in Wien. Mit im Gepäck sind viel Energie, Melancholie und der Support von Vince.

Erst 2022 trat Kasi auf die Bildfläche der deutschen Indie-Pop-Szene. Seinen schnellen Aufstieg schaffte er vor allem durch Superhits wie „Immatrikuliert“ und den erfolgreichen Collab „meinen die uns“ mit Kollegen Zartmann, Aaron und Antonius. Seine beschwingt-melancholischen Texte, immer wieder gekrönt von lässigen Rap-Einflüssen, machen seine Musik einzigartig. Im Wiener Flex spielt er mit seinem Produzenten Antonius vor einer ausverkauften Halle.

Vince: Support mit Herz

Seine eindringlichen Texte und der einzigartige Sound aus Indie-Pop-Rap und synthetischen Klängen lassen Vince sofort für sich überzeugen. Auch wenn die Mehrheit der Anwesenden seine Songs noch nicht kennt, finden sich immer wieder Stimmen, die Wort für Wort mitsingen. Sein Kontakt zu Kasi kam über den gemeinsamen Produzenten Antonius. Diesen hat Vince während seines Studiums in Freiburg kennengelernt.

Vince im Flex Wien

Aus der Zusammenarbeit entstand neben vielen Songs auch ein Feature mit Kasi. „wie papier“ heißt der Track, den Vince nun für die Crowd performt. Und das mit Besonderheit: statt Kasi holt er kurzerhand einen Fan aus der Menge auf die Bühne. Gefördert durch viel Jubel erlebt diese den Augenblick ihres Lebens.

Neben energiereichen Hits kann Vince aber auch ruhige Songs. Kurz vor Ende seines Sets fordert er alle auf, ihre Handylichter anzuschalten und singt in dessen Schein sein Lied „zwischen beats und rauch“.

All in all ist Vince als perfekter Support für Kasi zu bezeichnen. Mit ähnlichem Sound wie der Headliner stimmt er gut auf den Abend ein und kreiert zudem besondere Momente mit der Crowd.

Kasi

Das Set beginnt direkt mit Superhit „Immatrikuliert“, der die gesamte Halle beben lässt. Wort für Wort wird so laut mitgesungen, dass sich der Security umgehend nach seinen Ohrstöpseln umsieht, um sein Gehör zu schützen. Kasi und Antonius wissen, wie sie die Menge mit sich reißen. Auch beim nächsten Song „schweigen uns an_v3“ vom neuen Album der zwei bleibt der Geräuschpegel hoch und die Stimmung gut. Die Crowd ist da und das zurecht: In seiner Ansprache versichert Kasi ihnen, wie viel Lust er und Antonius auf den Abend hätten.

Mit seinen Texten hebt sich Kasi von der Menge ab: Immer wieder singt er von Herzschmerz, Einsamkeit und Sehnsucht. Trotz der energiereichen Produktion bleiben die Lieder emotional und mitreißend. So auch „73“: zu den Lyrics „Bin ich dir das denn noch wert? Ich fühl‘ mich so leer“ performt Kasi zu einem Lichtermeer aus Taschenlampen und Feuerzeugflammen. Anschließend richtet er sich mit einer wichtigen Message an seine Fans: „Wir leben alle zum ersten Mal – wenn es euch nicht gut geht, redet darüber“.

Kasi im Flex in Wien

Abwechslung im Gepäck

Nach seinen emotionaleren Songs wird die Menge wieder aufgeheizt. Während Kasi den Text des Songs „einszweidrei“ beibringt, stürzt sich Produzent Antonius über die Barrikade hinweg in die Menge und startet dort das erste und einzige Moshpit des Abends. Auch Hits wie „mein herz setzt aus“ und „tausend tattoos“ erhalten ihren verdienten Augenblick und begeistern das Publikum.

Zum Ende der Show setzt Kasi zu einer weiteren Rede an. Auf den Tickets, Spotify und dem Tournamen stehe jeweils nur Kasi, all dies sei jedoch nicht ohne Antonius möglich, erklärt er. Seinem Produzenten und guten Freund möchte er den gebürtigen Moment verschaffen. So werden die Plätze getauscht, Kasi zieht sich zurück, und Antonius performt seinen eigenen Song „17“.

Neben Antonius’ Song schafft es auch ein Cover auf die Setlist. Die Halle wird in blaues Licht gebadet, als die zwei die ersten Worte zu „Nur ein Wort“ von Wir sind Helden anstimmen. Zu dessen Text stimmt die Menge sofort ein und jeder lässt sich von der guten Laune anstecken.

Vor dem Encore wird es dann noch politisch: Teil des Songs „meinen die uns“ sind die Lyrics „und ich f*ck die AfD, ich frag mich wirklich, wer die wählt“. Aus der Menge nimmt Kasi ein Schild, auf dem die deutsche Partei zu „FPÖ“ geändert wurde und spricht sich klar gegen rechte Politik aus. Hass sei auf seinen Shows nicht geduldet, so Kasi, was von lautem Jubel quittiert wird.

Die Show endet mit einer Zugabe aus zwei Songs. Auf den brandneuen Track „herbst“ folgt der Hit, mit dem es begann. Zu einer zweiten Runde „Immatrikuliert“, die auf der Setlist liebevoll mit „Party“ gekennzeichnet ist, wird nochmals alle Energie herausgelassen. So wird eine Show, die mit Hits begann und dann eine emotionale Reise durch Kasi Gefühlswelt beschrieb, würdevoll verabschiedet.

Fotos: Janne Hilgenfeld

Begeisterte Hobbyfotografin und Journalismus-Studentin, ursprünglich aus Stuttgart. Immer in Wien unterwegs und für jedes Konzert zu haben :)