Nie ohne mein Team Slam!
Foto: Petra Weixelbraun

Nie ohne mein Team Slam!

Die Wiener Poetry-Slam-Szene wurde Zeugin eines historisch ersten Events – des allerersten Team-Poetry-Slams (der keine Championship war) im Herzen der Stadt. Vier Teams aus dem deutschsprachigen Raum brachten eine unbändige Energie und Sprachkraft ins Theater am Spittelberg und zeigten, wie viel Poesie und Power in der Teamarbeit steckt.

Mit einem gut gelaunten Publikum im Rücken und den amtierenden Team-Poetry-Slam-Champions „Merhaba, Oida!“ als Hosts – Mike Hornyik und Elif Duygu – war die Atmosphäre bereits von Anfang an mit Zucker überzogen.

Die Teams

Wer an diesem Abend nicht fehlen durften, waren MYLF – Mothers you’d like to flow with. Mieze Medusa und Yasmin Yasmo Hafedh machten sofort klar, dass sie nicht ohne Grund Legenden des deutschsprachigen Poetry-Slams sind. Ihre Texte triefend vor Feminismus und Aktualität wurden aufgemischt von Rap und Gesangseinlagen zwischendurch. Wortgewaltig und unerschrocken, zwei Frauen, an denen man sich sprachlich festhalten möchte.

Auch Tommy und Annika (Christoph Steiner und Lisa Rothhard) kochten auf der Bühne, das Duo, das schon in der gesamten deutschsprachigen Szene als unschlagbares Team bekannt ist. Mit humorvollem, ironischem Blick auf gesellschaftliche Themen und harmonischen Zusammenspiel überzeugten sie auf ganzer Linie. In einem Moment kommentierte Annika: „Wir sind am Gender-Pay-Gap dieses Slams angelangt“, – und im selben Moment verstummte sie. Was folgte, war eine geniale Performance-Einlage, bei der Tommy den Rest des Slams allein sprach und Annika scheinbar „stumm“ das Wort überließ, während sie mit dem Mund jede seiner Bewegungen nachahmte. Eine nicht ganz so stille Kritik am Gender-Gap, die nachhallte.

Mit Mal was anderes stieg das dritte Team des Abends in den Ring – Fabian Navarro und Francesca Herr, die österreichischen Team Champions von 2023. Ihren Namen machten sie zum Programm, als sie das Publikum auf eine sprachlich-kreative Reise quer durch Österreich mitnahmen. Ihr zweiter Slam war eine Hommage an das „Ö“, sehr wötzig.

Der Abend wäre nicht komplett ohne ein Duo aus zwei weißen Cis-Männern FULS – Fathers you’d like to snow with. Markus Köhle und Peter Clar, beide erfahrene Slam-Poeten und Sprachvirtuosen, zeigten sich von ihrer wortgewandtesten Seite. Mit scharfer Ironie und feiner Kritik am Mann, schufen sie eine poetische Welt, in der sie die Worte zu ihren Füßen beherrschten – oder wie sie selbst es formulierten: „Alles wird uns zu Füßen gelegt werden, müssen!“

Feature EsRap

EsRap, das bekannte Wiener Geschwister-Duo sorgte für willkommene Abwechslung und war ein perfekt gesetzter Kontrast zu den poetischen Darbietungen. Wer EsRap kennt, weiß aber, dass auch ihre Texte voller Politik stecken. Sogar meine Universitätsprofessorin in der ersten Reihe kam nicht umhin völlig aus dem Beat mitzuklatschen.

Das Publikum wählt die Sieger*Innen

Am Ende lag es, wie immer beim Poetry-Slam, am Publikum, die Sieger*innen zu bestimmen. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen gingen schließlich Tommy und Annika als Gewinner hervor, deren erfrischende und tiefgründige Performance die Menge überzeugte. Den wohlverdienten zweiten Platz belegten die MYLFs, deren wortgewaltige Darbietung ebenso einiges Geschnippse einbrachte. Dieser erste Team-Poetry-Slam (einfach so) in Wien wird zweifellos in Erinnerung bleiben.

Der Slam wurde veranstaltet von: strizzi.co