yasmo stadtwerkstatt linz
Foto: Christoph Leeb

Yasmo: auch 2024 laut wie eh und je

Mit verkleinerter Klangkantine, aber immer noch mit viel Inhalt: Das Wiener Rap- und Poetry-Slam-Urgestein Yasmo gastierte am Samstagabend in der Linzer Stadtwerkstatt. Support kam von Snessia.

Samstagabend, eine der Veteraninnen der österreichischen Musikszene hat sich zum Konzert angesagt. Yasmo, die mit Alben wie Prekariat & Karat, Laut & Lost sowie der namensgebenden Platte Yasmo & die Klangkantine in die heimischen Hip-Hop-Gehörgänge gespielt hat. Nun mit etwas reduzierter Klangkantine, aber dafür wieder auf den Clubbühnen dieses Landes zu finden.

Snessia: lassen Sie sie durch, sie ist Artist

Support an diesem Abend kam von Snessia. Eine Linzer Künstlerin, die was zu sagen hat. Egal ob bei uns im ausführlichen Interview (hier zum Nachhören) oder im Rahmen des 40-Jahre-KAPU-Festes. Dort, wo sie zu Recht anmerkte, dass gerade diese Bühne auch mehr Frauen on Stage gut vertragen könnte. Snessia hat also was zu sagen, nicht nur über ihr Label Beatzarilla, einem FLINTA*-Label aus Wien, das neben Snessia selbst auch Artists wie RawCat, Miss BunPun oder Nora Mazu featured.

Auf der Bühne der Stadtwerkstatt ist sie mit ihrem Produzenten Unrat zu Gast, der seine Wurzeln eher im industrial und elektronischen Bereich hat. Das hört man dann natürlich auch bei Snessias Tracks, wo sie gegen den Gender Pay Gap, persönliche Struggles und Unterbezahlung on stage anrappt. Lassen Sie mich durch, ich bin Artist ist hier Programm, sympathisch rübergebracht und Snessia ist sicher eine der Artists, die es sich am meisten in der nebeligen Stahlstadt zu entdecken lohnt.

Yasmo: endlich wieder back auf der Clubbühne

Yasmo selbst muss man nicht mehr lang vorstellen. Als Poetry-Slammerin seit einer gefühlten Ewigkeit aktiv, als Rapperin genauso. Drei Alben später steht sie mit einer verkleinerten Version der Klangkantine, leider ohne Bläser, wieder auf der Clubbühne. Eh quasi alle Oberösterreicher, die von der „Klangkantine light“ übrig geblieben sind. Was Yasmo seit jeher auszeichnet, ist auch 2024 immer noch drinnen: Feminismus, Gleichberechtigung, Kampf gegen ein übermächtiges Patriarchat, Consent. Das ganze lyrisch immer noch mit gleicher Struktur vorgetragen, die Yasmo auszeichnet: manchmal verquert, könnte genauso gut aus einem Poetry-Slam stammen, macht aber mit Band dann doch zumindest uns mehr Spaß.

Dem Lächeln auf der Stage zu urteilen scheint es auch der Künstlerin ein bisschen gefehlt zu haben, gemeinsam mit der Klangkantine Musik zu machen. Und ja, es wird hoffentlich wirklich bald wieder neues Material geben – Album Nummer #4 würde sich da schon gut in die Plattensammlung integrieren lassen. Kein Platz Mehr für Zweifel, Mein Nein, Issues, Gut Genug und Co freuen sich sicher über neue Tracks. Apropos: mit Trust The Process gab es auch einen solchen zu hören. Ein schönes Konzert, das sich aber wie gefühlt viele aktuell einen größeren Turnout verdient hätte.

Foto: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.