Heisskalt: Vom Tun Und Lassen
Sechseinhalb Jahre weg, endlich wieder da. Das Sindelfinger Posthardcore-Urgestein Heisskalt hat offenbar eingesehen, dass das Vergangene noch nicht alles gewesen sein kann. Vom Tun Und Lassen heißt das neue vierte Album und ist nicht nur eine Platte, sondern schon fast ein Statement.
Irgendwann Mitte letzten Jahres kam eine Nachricht in die Inbox, die wir so auch nicht mehr für möglich gehalten haben: Heisskalt gibt es wieder, und ein neues Album machen sie auch noch. Bitte, was? Als wir das letzte Mal live was von Heisskalt gehört haben, hatten wir sie gerade 2017 erstmals in Linz in den heiligen Hallen der Stadtwerkstatt gesehen. Eine Band, die einen Gutteil der damaligen subtext.at-Redaktion durch die jungen Jahre begleitet hat. Die erste EP Mit Liebe Gebraut und das Debut Vom Stehen Und Fallen aus dem Jahr 2014 gehören immer noch zu den Alltime-Favourites dieses Redakteurs. Genauso wie eine Mittagsshow auf dem Southside-Festival im selben Jahr, die trotz gefühlt einer Stunde Schlaf auch 2025 noch im Hinterkopf in Erinnerung geblieben ist. Damals schon geil, die Tour damals unverständlicherweise aus den berühmten „produktionstechnischen Gründen“ in Linz abgesagt.
Aber genug der Nostalgie: Ende des letzten Jahrzehnts wurde es nach Vom Wissen Und Wollen und dem 2018er-Idylle langsam immer stummer um das Posthardcore-Projekt. Drei Alben, unzählige Shows und das nicht immer einfach zu verarbeitende Drumherum in der nicht verzeihenden Band- und Musikwelt hatten Tribut gezollt. Und 2020 stand sowieso alles still – was auch Heisskalt zu einer, wie sagt man so schön, offiziellen Hibernation veranlasst haben. Pandemie sei Dank, Tour- und Festivalleben stand still. Als Katalysator für unterschwellig vorhandene Konflikte habe das damals auf die Band gewirkt, so Heisskalt damals auf Facebook. Danach war: Ruhe. Bis jetzt.
Vom Tun Und Lassen heißt die neue Platte von Heisskalt, eigentlich eh immer sehnsüchtig erwartet. Samt Tour im November dieses Jahres, wo sie unter anderem in Wien bewiesen, dass sie nichts an Livetauglichkeit eingebüßt haben. Physisch erscheint das Album dennoch erst Ende Januar dieses Jahres und wurde im letzten Jahr auch verschoben. Eh klar, immerhin haben wir 2025 und Vinyl-Presswerke sind einer der Wirtschaftszweige, die sich um Auslastung noch keine Sorgen machen müssen. Musikalisch? Haben Heisskalt die Pause gut überstanden.
Ein nachhallendes Album
Was mit Alle Zeit spährisch beginnt, hat dabei das zu bieten, was Heisskalt mit am besten können: Emotion, Zweifel, Träumen, Angst und Mutin die Welt hinausmusizieren. Schön, wenn der vielleicht emotional stärkste Track der Platte gleich am Beginn steht. Alles beginnt von vorne, ein völlig normaler Verlauf, heißt es hier zum Schluss. Und damit ist die Geschichte von Vom Tun Und Lassen vielleicht auch schon erzählt.
Wäre da dann nicht noch ein ganzes Album noch zu hören. Vampire klingt schon fast wie die frühen Heisskalt, bevor mit Lehnen im Licht dann das Album erst „so richtig“ beginnt und einen sprichwörtlichen Gang höher schaltet. Kein Wunder, denn mit Wasser, Luft & Licht gibts danach auch die erste Single-Auskopplung. Politisch, 2025 vielleicht wichtiger denn je. Sommer klingt dann fast schon nach einer (klassischeren) Rockplatte, bevor Dieses Gefühl ruhigere Gefilde mitbringt. Vielleicht auch, um den Hörer mit dem wieder politischen Vom Schlimmsten auf das Brett Mit Worten und Granaten einzustimmen. Eine Eruption von einem Song, der mit Abstand härteste auf dem Album. Wenn man so möchte, der Signature Song der Platte. Emotionale Achterbahnfahrt inklusive. Danach entlassen das minimalistische Heim und Teilchen den Hörer aus einer Platte, die nachhallt. Lange nachhallt.
Gut, dass Heisskalt weg waren
Fazit zu Vom Tun Und Lassen? Um es pointiert zu sagen: gut, dass Heisskalt weg gewesen sind. Manchmal braucht man anscheinend eine Pause, einen Bruch, um Neues entstehen zu lassen. Vielleicht war es retrospektiv gesehen fast schon gut, dass 2020 da war und die damalige Entscheidung eventuell um einiges leichter wurde. Wenn das im Gegensatz zu den Vorgängern nicht immer gefeierte Idylle ein Scheidepunkt in der Heisskalt’schen Geschichte war, dann ist Vom Tun Und Lassen das Wiederfinden des Weges, der vielleicht ab und an verlassen worden ist. Ein Album, das man allerdings nicht als „Comeback“-Album missverstehen sollte. Denn Heisskalt waren zwar vielleicht ein bisschen, aber nicht ganz weg. Mit Vom Tun und Lassen sind sie jedenfalls wieder dort, wo sie Viele vermisst hatten. Ein frühes Highlight 2025!
Heisskalt: Vom Tun Und Lassen
VÖ: 24.01.2025, Vinyl / CD / Munich Warehouse Records
04.09.25 – Hamburg, Georg Elser Halle
05.09.25 – Osnabrück, Die Botschaft
06.09.25 – Köln, E-Werk
07.09.25 – Wiesbaden, Schlachthof
09.09.25 – Stuttgart, Liederhalle
10.09.25 – Dresden, Stromwerk
11.09.25 – Jena, Kassablanca
12.09.25 – Erlangen, E-Werk
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