Avec: hier ist der Name Programm
AVEC – eine der spannendsten österreichischen Singer-Songwriterinnen des letzten Jahrzehnts. Am 24. Januar erschien ihr viertes, selbstbetiteltes Album. Gewohnt intim werden stimmlich gewohnt herausragende Pfade beschritten.
Ja, wir geben es ja zu – wir sind manchmal schon ein bisschen stolz auf Oberösterreich. Zumindest was den musikalischen Output des Bundeslandes anbelangt. Krautschädl, Bilderbuch, Folkshilfe, und ja, auch AVEC zählen zu den bekanntesten Aushängeschildern des vergangenen Jahrzehnts. Miriam Hufnagl alias AVEC stammt ursprünglich aus Vöcklabruck und hat sich nicht nur seit ihrem schon damals vielbeachteten Debut What If We Never Forget als stimmlich herausragend erwiesen. Schon damals im Jahr 2016 unverwechselbar, hat AVEC seither ihren Weg gemacht. Egal ob mit umjubelten Festivalarrangements am Acoustic Lakeside, große Auftritte auf der Lido Sounds-Premiere oder im Rahmen von mehreren Posthof-Konzerten: unzufrieden gingen wir bei AVEC niemals vom Konzert nach Hause.
Das nun Ende Januar erschienene selbstbetitelte vierte Album setzt musikalisch bei Bekanntem an, geht aber auch neue Wege. Nicht nur im Hintergrund, mit eigenem Label, benannt nach dem Spitznamen ihres Onkels, Jim Bob. Dieser ist viel zu früh von dieser Welt verschieden, und mit I Don’t Pray hatte AVEC ihm bereits einen eigenen Song gewidmet. Vielleicht auch deswegen hat es noch etwas länger gedauert, bis der Nachfolger zu Homesick erschienen ist. Eine Zeitspanne, die die Musikerin vielleicht auch gebraucht hat, um bei sich selbst wieder anzukommen. Eine Zeitspanne, wo es sich wohl lohnt, musikalisch verarbeitet zu werden. Schließlich scheint AVEC eine Musikerin zu sein, die aus ihren Emotionen keinen Hehl macht. Die nicht immer verzeihende, manchmal oberflächliche Musikwelt hat dabei sicher auch mitgespielt.
Ohne Emotion gehts nicht
Zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Debut-EP Heartbeat erscheint nun ein sehr persönliches Album. Es sind diese persönlichen Geschichten und Emotionen, die AVEC in ihrer Musik verarbeitet – und die die Künstlerin auch so besonders machen. Natürlich sind es die Geschichten von familiären Bezugspunkten wie in Veronica, die Geschichten von überbordendem Ego wie in King of Spain, oder die Geschichten über geschwisterliche Zwiste wie in Sun Moon, die Avec ausmachen. Aber auch die Zerbrechlich- und Endlichkeiten wie in Silently, What’s On Your Mind oder It Was Love For Me Too sind Teil einer musikalischen Persönlichkeit, für die autobiografische Züge in ihrem Schaffen immer schon Quintessenz im Programm waren.
Dieser Spagat zwischen Autobiografie und Emotionen in ihren Songs, in denen sich auch andere problemlos wiederfinden können, ist eine Spezialität von AVEC. Gewohnt gegossen in einen unverwechselbaren Sound, der dazu passt: zerbrechlich, zurückhaltend, in den richtigen Momenten aber auch ausbrechend. Stimmlich ist sie immer noch dieselbe geblieben: eine, die hierzulande klingt wie keine Zweite. Im positivsten aller Sinne gemeint.
Avec ist eine Platte, die erstaunt. Erstaunt nicht nur deswegen, weil mit eigenem Label und ein bisschen D.I.Y.-Attitüde nach zehn Jahren Musikschaffen neue Pfade beschritten werden. Nicht nur deswegen, weil es erstaunt, dass AVEC selbst immer noch so viel ihrer wohl eher introvertierten Persönlichkeit preiszugeben hat. Etwas, womit sicher nicht jeder comfortable ist, aber ohne das es bei AVEC wohl nicht geht. Schön vor allem deswegen, weil die Künstlerin mit ihrer vierten Platte immer noch, oder gerade wieder neu relevant geworden ist. Oder, um eine Floskel zum Schluss zu zitieren: sich ein bisschen neu erfunden hat. Bitte ins Plattenregal stellen!
Avec: Avec
VÖ: 24.01.2025, Vinyl / CD / Jim Bob records
04.04.25 – Linz, Posthof
08.04.25 – Graz, Orpheum
09.04.25 – Salzburg, Rockhouse
10.04.25 – Innsbruck, Treibhaus
11.04.25 – Dornbirn, Spielboden
16.12.25 – Wien, Arena
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