Rise Against: Leider enttäuschend
Mit neuem Song „Nod“ im Gepäck besuchten am Sonntag Rise Against die Stadthalle Wien. Es war der Abschluss ihrer Europa-Tournee, der leider nicht überzeugen konnte, war er vor allem akustisch doch mehr als ausbaufähig. Ein Abend mit vielen Höhen, aber einer gewaltigen Tiefe. Als Support waren LS Dunes und Sondaschule mit dabei.
Seit 26 Jahren gehören Rise Against nun zum Inventar des amerikanischen Punkrocks. Entsprechend groß ist ihre Fangemeinde auch in Österreich, ca. 8000 der Fans machten sich dann auch auf den Weg in die Wiener Stadthalle.
Hierzu auch gleich ein allgemeiner Punkt. Es mag leider Usus bei größeren Bands sein, den Stehbereich in Front of the stage und in „normaler Stehplatz“ zu unterteilen, und für ersteres einen gesalzenen Aufpreis zu verlangen. Gut und fair finden wir das Ganze dann trotzdem nicht und schmerzt vor allem von einer dezidiert gesellschaftlich linken und durchaus kapitalismuskritischen Band. Können wir natürlich nicht eindeutig sagen, ob Band, Management, Veranstalter oder Location diese Ticketentscheidung getroffen haben, problematisch bleibt sie trotzdem und ist eine Abzocke vor allem an den Hardcore-Fans. Es reiht sich traurig in den Trend der letzten Jahre nach Corona ein, aus den Fans wirklich auch den letzten Cent herauszupressen und die Schmerzgrenze immer weiter nach oben zu verschieben. Das darf nicht unangesprochen bleiben, darf nicht noch mehr zu Regel werden!
Ebenso muss man leider für alle drei Bands sagen, die Akustik in der Stadthalle beziehungsweise die Tonabmischung war einfach, das muss man so direkt sagen, schlecht. Gesang bei allen drei Bands nur schwer hörbar und auch das Gesamtklangbild sehr unharmonisch und unsauber. Das war nicht nur unser Eindruck, sondern wurde uns auch von weiteren Gästen in unterschiedlichen Positionen in der Halle bestätigt.
L.S. Dunes – „Newcomer“ mit großer Zukunft
Den Auftakt machte mit L.S. Dunes eine amerikanische Rock-Band, von der man noch sehr viel mehr hören wird. Beziehungsweise hat, besteht sie doch teilweise aus ehemaligen Mitgliedern von My Chemical Romance und Thursday. Vor allem bei Sänger Anthony Green merkt man sehr klar, dass er nicht nur bei Rock, sondern auch bei Post-Hardcore Bands Mitglied war. Großartig, mehr kann man dazu nicht sagen. Eine wunderbare Mischung aus sphärischem Gesang der an Yellowcard erinnert, mit klassischem Post Hardcore Geschrei. Untermalt bei diesem Auftritt von sehr stimungsvoll eingesetzem Licht. Ein Traum und dürfte auch den Besucher:innen gefallen haben. Ein stimmungsvoller Auftritt, der die 90er und frühen 2000er in die Moderne transportiert, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.
Sondaschule – Das fällt jetzt etwas ab
Weiter dann mit klassischerem deutschen Ska-Punk, Sondaschule. Ebenfalls wie Rise Against im Jahr 1999 gegründet, alte Hasen auf den Bühnen dieser Welt, wobei es für sie der erste Auftritt in der Wiener Stadthalle war. Eine Freude über diese Möglichkeit, am Monitoring dürfte der Sound gepasst haben, die man der Band in jedem Moment anmerkte. Wobei es dann doch eher wohl ein Auftritt für Fans war und nach dem großartigen und „neuen“ Auftritt von LS Dunes dann doch eine gewisse Enttäuschung war. Die die Band aber durch recht klassische Anheiz-Aufforderungen für Rise Against wetmachen wollte. Ein solider Auftritt, der aber wohl nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben wird.
Rise Against – hätte großartig werden können
Aber dann zum Headliner Rise Against, der unter Jubel mit dem Kracher „Satelitte“ aus dem 2011 erschienen Album „Endgame“. Ein absoluter Kracher, Hit, Fanliebling und der perfekte Start in den Konzertabend. Mit Garantie zum Mitsingen. Da war die Welt noch in Ordnung, das Publikum euphorisch, die bisher schlechte Akustik vergessen. Die Hoffnung noch vorhanden, jetzt wird das besser. Leider eben nicht. Spätestens bei „Re Education (Through Labor)“ waren die akustischen Probleme der Halle und Anlage wieder offensichtlich. Die Gitarre von Zach Blair klang kratzend, undeutlich, das machte keine Freude. Vor allem, wenn man ihn und die Band schon vierzehn Mal live gesehen hat, weiß wie großartig Rise Against live klingen. Das schmerzt mir als riesigem Fan der Band noch einmal viel mehr im Herzen.
Großartig aber das Setdesign, welches sich farblich am Cover der neuen Single-Veröffentlichung „Nod“ orientiert. Orange in den Fokus stellt und auch mit Flamen und Co eine dichte und treibende Stimmung erzeugt. Die wurde je nach Song mal besser, mal schlechter vom Publikum angenommen. Die Circle- und Moshpitquote und stellenweise auch die Leidenschaft jedes Wort lautstark mitzusingen hätte durchaus besser sein können.
Großartig auch die Setlist, die auch mit älteren Songs wie „Paper Wings“, „Injection“ oder „Prayer“ oft he Refugee gespickt war. Ebenso aber auch Klassiker wie „Savior“, „Hero of War“ oder „Swing Life Away“ und natürlich die neue Single „Nod“ enthielt. Historisches und Aktuelles wirklich hervorragend gemischt. Hier hat Rise Against seit Jahren den perfekten Spagat in ihrer Setlist, da darf man den Hut davor ziehen!
Das Highlight war dann auch der Acoustic-Teil mit eben „Hero of War“, „People Live Here“ und „Swing Life Away“. Die akustischen Probleme waren hier deutlich weniger präsent. Sänger Tim Mcllrath in seiner Bestform, mit unglaublich viel Leidenschaft. Jede Sekunde zum Genießen und Mitsingen. Diese Momente sollte man sich im Kopf behalten, das waren die Rise Against, wie sie die Fans verdient haben.
Fazit
Gemischte Gefühle nach diesem Abend. Ein Abend ,an dem vor allem L.S. Dunes und Rise Against wollten, viel gegeben haben und ihre großartigen Momente gehabt haben. Viel richtig gemacht haben. Leider durch die nahezu katastrophale Akustik zerstört, sodass man objektiv einfach von einem schlechten Konzertabend sprechen muss.