Musicalstars singen Levay – eine besondere Geburtstagsfeier
Große Gefühle, brillante Stimmen und ein sichtlich bewegter Jubilar. Am 18. Mai 2025 verwandelte sich die Wiener Stadthalle gleich zweimal in eine Bühne für ein musikalisches Fest der Extraklasse. Der Anlass: Komponist Sylvester Levay feierte seinen 80. Geburtstag – und mit ihm ein ganzes Genre, das er maßgeblich geprägt hat.
Bereits vor Konzertbeginn lag etwas Besonderes in der Luft. Es waren die Vorfreude auf eines der Musicalkonzerthighlights des Jahres und die große Liebe für das Musical, welche alle Fans miteinander verband. Darunter nicht nur das heimische Publikum, sondern auch Fans, die eine weite Reise auf sich genommen hatten und teils aus China oder Japan angereist waren. Als Sylvester Levay seinen Platz im Zuschauerraum einnahm, erhob sich das gesamte Publikum zu einem minutenlangen Applaus. Ein Zeichen tiefster Wertschätzung. Diese besondere Stimmung sollte den gesamten Abend tragen: feierlich, herzlich, beinahe familiär.
Eine Legende der Bühnenmusik
Sylvester Levay – geboren 1945 im heutigen Serbien, aufgewachsen in Ungarn, ist ein Künstler mit internationaler Biografie. In München fand er als junger Musiker erste Erfolge, seine Karriere brachte ihn jedoch noch in viele weitere Teile der Welt. Levays Lebensweg ist international geprägt, seine musikalische Sprache universell. Nach Erfolgen in der Popmusik – unter anderem mit dem Grammy-prämierten „Fly, Robin, Fly“ – fand er in der Zusammenarbeit mit Michael Kunze eine kreative Heimat im Musiktheater und prägte die Wiener Musicalszene nachhaltig. Ab den 1990er-Jahren schuf das Duo Werke wie Elisabeth, Mozart!, Rebecca, Marie Antoniette, Lady Bess und zuletzt Beethoven. So wurde Sylvester Levay zu einer prägenden Persönlichkeit der Wiener Musicalszene – und zu einem Künstler, dessen Werke weit über Stadtgrenzen hinaus begeistern.
Musikalische Brillanz
Die Auswahl der Solist:innen der Musicalgala hätte besser nicht sein können. Willemijn Verkaik, Annemieke van Dam, Barbara Obermaier, Marjan Shaki, Mark Seibert, Drew Sarich, Oedo Kuipers und Lukas Perman – sie alle zählen zu den Größen der deutschsprachigen Musicalszene. Doch nicht nur große Namen ließen die beiden Konzerte zu etwas ganz Besonderem werden. Für eine unvergleichliche Stimmung sorgte der Chor, bestehend aus Student:innen der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Institut Musikalisches Unterhaltungstheater. Ihre Beteiligung sorgte nicht selten für die Extraportion Gänsehaut und verlieh dem Konzert eine besondere Lebendigkeit. Musikalisch getragen wurde das Konzert vom Györ Philharmonic Orchestra, ergänzt durch eine Wiener Rhythmusgruppe, unter der musikalischen Leitung von Bernd Steixner. Ein Zusammenspiel, das Levays Musik zum Strahlen brachte. Durch den Abend führten Lukas Perman und Mark Seibert – mit Charme, Humor und spürbarer Verbundenheit zu Levays Werk.
Zwischen Wiener Klassikern und Premieren
Das Gala-Konzert ließ Levays Werk in einem sorgfältig zusammengestellten Querschnitt Revue passieren. Nach einer orchestralen Eröffnung mit dem Titelthema der Fernsehserie „Airwolf“, ein charmantes Augenzwinkern an Levays Vielseitigkeit, folgte ein abwechslungsreicher Streifzug durch seine Musicalkompositionen. Den Anfang machten Ausschnitte aus „Mozart!“, darunter der Chorauftakt Hier in Wien und Ich bin Musik, gesungen von Oedo Kuipers, der 2015 in Wien die Titelrolle Mozart gesungen hat. Gemeinsam mit dem Chor begeistert er auch mit Wie wird man seinen Schatten los. Eindrucksvoll interpretierten Anton Zetterholm das dramatische Schließt dein Herz in Eisen ein sowie Barbara Obermeier das gefühlvolle Irgendwo wird immer getanzt. Ebenso bewegend waren Wie kann es möglich sein und der Musicalklassiker Gold von den Sternen.
Ein weiteres Highlight waren die Ausschnitte aus dem Musical „Rebecca“, das zuletzt im Raimundtheater erfolgreich lief. Besonders ergreifend: das Duett Sie ergibt sich nicht von Willemijn Verkaik und Annemike van Dam. Beide hatten in den Jahren 2022 und 2023 die Rolle der Mrs. Danvers verkörpert, das Publikum in ihren Bann gezogen und das Musicalerlebnis „Rebecca“ unvergesslich gemacht. Selbiges gelang ihnen auch in der Wiener Stadthalle, mit einem Duett, das man am liebsten direkt erneut hören möchte. Barbara Obermeier begeisterte mit Zeit in einer Flasche, in Hilf mir durch die Nacht im Duett mit Mark Seibert und in der legendären Reprise 1 des Titelsongs Rebecca gemeinsam mit Willemijn Verkaik und Unterstützung des Chores.
Lady bess: Wiener Premiere in Auszügen
Ein besonderes Highlight waren jene Minuten, die dem Musical „Lady Bess“ gewidmet waren. Einem Musical, das bisher noch nie in Wien zu sehen war. Umso größer war die Begeisterung, als der Chor Gott soll dich schützen anstimmte und Barbara Obermeier und Anton Zetterholm mit dem Song Es muss wohl Liebe sein berührten. Weitere besondere Momente durfte das Publikum mit Du bist nicht allein (Marjan Shaki) und Ich hab alles (Anton Zetterholm) erleben. Und als man dachte, eine Steigerung sei nicht mehr möglich, beeindruckte Willemijn Verkaik mit Glaub an dich. Lady Bess, Wien ist definitiv bereit.
„Marie Antoinette“ war ebenso bislang noch nie in Wien zu sehen. Umso schöner war es, an diesem Abend Auszüge daraus auf der heimischen Bühne zu erleben. Drew Sarich überzeugte mit dem nachdenklichen Illusionen, Barbara Obermeier berührte mit Blind vom Licht, unterstützt vom Chor. Besonders eindrucksvoll: Das Einzige was richtig ist im Duett von Annemieke van Dam und Lukas Perman sowie der großartige Abschluss mit Ich weine nicht mehr im Quartett der vier Solist:innen.
Mit dem japanischen Musical Crest of a Royal Family wurde die große Bandbreite Levays erneut deutlich. Willemijn Verkaik interpretierte das gefühlvolle Torn Emotions. Im Anschluss folgte ein Auszug aus Levays jüngstem Werk „Beethoven“. Annemieke van Dam gab What now? mit eindrucksvoller Verletzlichkeit zum Besten. Den Höhepunkt bildete Drew Sarichs kraftvolles My destiny’s me, unterstützt vom Chor.
Der krönende Abschluss
Kaum ein Musical ist so eng mit Sylvester Levays Namen verbunden wie „Elisabeth“. Kein Wunder also, dass der Schlussblock der Gala diesem Welterfolg gewidmet war. In einem eindrucksvollem Medley aus zehn Songs wurde die dramatische Lebensgeschichte der österreichischen Kaiserin musikalisch lebendig. Annemieke van Dam berührte mit Wie Du, Ich gehör nur mir, sowie im Duett mit Mark Seibert mit Wenn ich tanzen will und Der Schleier fällt. Im Duett mit Oedo Kuipers sorgte sie bei Nichts ist schwer und Boote in der Nacht für Gänsehautmomente. Im emotionalen Duett Wenn ich dein Spiegel wär zwischen Kronprinz Rudolf und Elisabeth begeisterte sie mit Lukas Perman.
Ein stimmgewaltiges Quartett aus Seibert, Kuipers, Sarich und Perman ließ Die Schatten werden länger eindrucksvoll erklingen und machte den Song zu einem besonderen Moment der Gala. Unbedingt erwähnt werden muss an dieser Stelle auch wieder der Chor, der vor allem bei Milch das Publikum in seinen Bann zog. Ähnliches gelang bei diesem Song auch Drew Sarich, als zynischer Luigi Lucheni. Sarich, als einziger Musicalstar der Gala bisher noch nie Teil eines Levay-Musicals, unterstrich, dass er diese Rolle perfekt auf die Bühne bringt. Visuell eindrucksvoll ergänzt wurde das gesamte Medley durch die Sandkünstlerin Irina Titova, international bekannt als Queen of Sand. Mit feinsten Bewegungen und fließenden Bildern lässt sie Musik und Kunst verschmelzen und ergänzt die musikalische Erzählung der Geschichte Elisabeths um eindrucksvolle Sandzeichnungen – ein Zusammenspiel aus Klang und Bild, das unter die Haut ging.
Persönliche Botschaften und ein bewegendes Finale
Neben all der Musik sorgten Videobotschaften für besonders berührende Momente. Michael Kunze, beim ersten Konzert persönlich anwesend, richtete liebevolle Worte an seinen langjährigen kreativen Partner. Als seine Botschaft eingespielt wurde, kam es zu einer herzlichen Umarmung zwischen ihm und Levay. Eine Szene, die sinnbildlich für die tiefe Freundschaft der beiden steht. Auch Pia Douwes und Uwe Kröger, das legendäre Original-Duo aus Elisabeth, meldeten sich mit einer Grußbotschaft zu Wort. Besonders emotional war die Einspielung von seiner Ehefrau Monika Levay – eine Liebeserklärung, die nicht nur ihm sichtlich naheging, sondern auch im Publikum zu Tränen rührte. Den Abschluss bildete ein ebenso stimmungsvolles wie kreatives Geburtstagsständchen. Fans hatten den Hit Ich gehör nur mir umgetextet, und so sang die gesamte Stadthalle gemeinsam für den sichtlich bewegten Komponisten.
Fazit
Diese Geburtstagsgala war ein eindrucksvoller Beweis dafür, welche Kraft Musik entfalten kann, wenn sie mit Leidenschaft und Überzeugung geschrieben ist. Sylvester Levays Werk hat Menschen berührt, Karrieren begleitet und dem deutschsprachigen Musical ein unverkennbares musikalisches Profil verliehen. Die Konzerte in der Wiener Stadthalle waren ein Dankeschön. An den Komponisten, seine Weggefährten und nicht zuletzt an das Publikum, das seine Musik so tief ins Herz geschlossen hat. Und sie wurden diesem Anspruch in jeder Hinsicht gerecht. Eine herausragende musikalische Leistung, große Emotionen und Stunden, die noch lange nachklingen.
Wer nicht dabei sein konnte – oder den Moment (wie ich) erneut erleben möchte – hat die Möglichkeit, dieses ganz besondere Musicalkonzert nachzuerleben: ORF III übertrug die Gala in voller Länge und stellt sie noch bis 18. November 2025 auf ORF ON zur Verfügung. Ein absoluter TV-Tipp für Musicalfans und jene, die es noch werden wollen! Außerdem erscheint im Juli 2025 eine CD und DVD der Gala, die diesen außergewöhnlichen Abend dauerhaft festhält.