Falling for you, Naked Cameo

Das zehnjährige Jubiläum des Musikformates Hoamatsound von Radio OÖ wurde letztes Wochenende mit heimischen Größen wie Naked Cameo und Smiffy im Posthof Linz gefeiert.

Am Wochenende katapultierten uns die beiden Bands Shmiffy und Naked Cameo direkt ins heimische musikalische Schlaraffenland. Radio Oberösterreich bzw. das Format Hoamatsound kuratierte den Abend im ausverkauften kleinen Saal des Linzer Posthofs. Moderator Loucaz Steinherr begrüßte das Publikum herzlich, fast schon familiär. Diese Nähe zum Austragungsort und zu den Musiker:innen kommt nicht von ungefähr: Hoamatsound feiert heuer sein zehnjähriges Jubiläum, und Loucaz hat sich in dieser Zeit mit unzähligen regionalen wie nationalen Acts ausgetauscht und ihre Musik ins Radio gebracht. Kein Wunder also, dass es sich anfühlt, als würde er jeden im Saal beim Namen kennen.

Shmiffy

Die junge Sängerin war im Sommer noch solo und akustisch beim Frischluftkonzert zu erleben – diesmal trat sie mit kompletter Band an. Der Sound deutlich gitarrenlastiger als erwartet, aber getragen von einer klaren, emotional direkten Stimme. Ein guter Teil des Sets bestand aus unveröffentlichtem Material – die erste EP Blood, Shred & Tears ist bereits draußen, die zweite steht unmittelbar bevor, ein Halloween-Release wurde angekündigt. Beim spontanen Cover-Ratespiel rund um All Star (Shrek-Soundtrack) zeigte sich charmant, dass Shmiffy keine Angst vor popkulturellen Referenzen hat – sie aber immer aus einem alternativen, nicht retroironischen Blick ansteuert.

Naked Cameo

Ein technischer Defekt gleich zu Beginn – ein Kabel verweigert den Dienst – führte zu einem ungeplanten Mini-Interview mit dem Publikum. Es passte perfekt zum Vibe dieser Band, die seit jeher lieber auf reale Räume setzt als auf Social Media. Gegründet 2018, nach gemeinsamer Schulzeit und zahllosen Konzertbesuchen – und genau so fühlt sich die Band auch live an: wie eine eingeschworene Energie, die sich nicht anbiedern muss.

Die Geduld ihrer Fans wurde über Jahre strapaziert, Neues kommt erst 2026 – und dennoch war der kleine Posthof restlos ausverkauft und jede Textzeile saß. Der erste Teil des Konzerts noch eher gediegen und kontrolliert, aber bereits mit enormer Präsenz. In der zweiten Hälfte zündeten sie spürbar die nächste Stufe und brachten das bereits schweißgebadete Publikum endgültig zum Ausrasten. Überraschend mutiger Move: Ein Teil der Zugabe bestand aus dem brandneuen, völlig unveröffentlichten Song Lower Back Tatoo. Ganz ohne ihren meistgehörten Hit Phony ließen sie das Publikum dann aber doch nicht nach Hause gehen – inklusive Stage-Diving-Erlebnis.

Fazit

Ein Abend, der eindrucksvoll demonstrierte, warum sich Musik abseits dauerpräsenter Algorithmen immer noch in echten Räumen formt. Shmiffy als starkes Versprechen von Alt-Rock mit Haltung, Naked Cameo als Beweis dafür, dass man im Jahr 2025 eine Fanbase auch konsequent offline aufbauen kann. Vor dem Staatsfeiertag, lokaler hätte es kaum sein können – und gleichzeitig relevanter nicht wirken.

Fotos: Lisa Leeb

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